Wenn die Sonne im Frühling den nächtens ­gefrorenen Schmelzharschdeckel zum ­körnig-firnigen Teppich wandelt, schweben Tourengeher wahrlich im Glück.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Firn oder Pulverschnee? Lauscht man den Worten erfahrener Skitourengeher, man könnte vielfach fast eine Art der inneren Uneinigkeit orten. Uneinigkeit, ob nun der unberührte Powder- oder doch der führige Firnhang der Gipfel des skialpinistischen Abfahrtsglücks darstellt. Auch wenn die ­beiden Schneearten bis auf ihren Ursprung als einst in Flocken vom Himmel gefallenes Wasser wenig gemein haben, ein skifahrerischer Leckerbissen sind sie beide. Der feine Unterschied: Was den Firn so besonders macht, das lernt man nicht aus radikalen Freeridevideos oder markigen Werbekampagnen. Die Magie des Firns, sie gehört noch ganz uns leidenschaftlichen Skitourengehern selbst, muss erlebt werden, um verstanden zu werden. Der einzigartige Moment, wenn die wärmende Kraft der Sonne den über Nacht entstandenen Schmelzharschdeckel rechtzeitig zur Talfahrt zum magischen Teppich formt, das bivalente Gefühl aus Schwerelosigkeit und Beschleunigung, wenn man dem steilen Firnhang ein paar annähernd perfekte Kurzschwünge abzuringen vermag … 

Streng wissenschaftlich schwebt man im Frühling ja über Sulzschnee, der durch mehrfaches Schmelzen und Wiederauffrieren „firnige“ Eigenschaften erhält und so im Volksmund zum Firn wurde. „Echter“ Firn hingegen müsste mindestens einen Sommer überstanden haben, findet sich entsprechend nur in schattigen Karen oder vergletschertem Gelände. Dem Fahrspaß tut diese volksmündliche Verwirrung aber keinen Abbruch.