Minivans auf zwei (oder drei) Rädern? Mit E-Antrieb mutieren moderne Lastenräder zu hippen und praktischen Multitalenten im Nahverkehr.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Ob der Wocheneinkauf samt Bierkiste, der Ausflug an den Badesee oder die tägliche Tour mit Kind und Kegel – viele Strecken sind mit dem Auto selbst für eingefleischte Frischluftfanatiker einfach praktischer zu bewältigen als mit dem Fahrrad. Irgendwann stoßen Rucksack und Kindersitz an ihre Kapazitätsgrenzen, vielen ist ein Anhänger schlichtweg zu unpraktisch. Seit einigen Jahren drängen sich zunehmend Lastenräder als Evolution des Systems Fahrrad ins Bild. In der Fahrradnation Holland von vielen jungen Familien „entstaubt“, blicken diese Packesel tatsächlich auch in unseren Breiten auf eine lange Vergangenheit als Bäcker-, Eisverkäufer- oder Postgefährt zurück. Wirklich sinnig als Alternative zum Auto wurden die ungewöhnlichen Bikes aber erst mit dem Aufkommen von E-Antrieben. Schwere Lasten, zwei Kinder und lange Steigungen? Dank der jüngsten Generation der E-Cargo-Bikes wird das Auto im Nahverkehr – so man das möchte –  tatsächlich obsolet.

Ein Gedanke – viele Konzepte
Schnell und wendig oder mit maximaler Zuladung, zwei-, vielleicht sogar dreirädrig? Lastenräder gibt es in vielen Gestalten, wie Clemens Wright vom österreichischen Hersteller C & C Lastenräder erklärt. Die wesentliche Unterscheidung, so Wright, ist jene in „einspurig“ und „mehrspurig“: Der Vorteil einspuriger Lastenräder liegt in ihrer Agilität, ist gleichzeitig aber auch deren größter Nachteil, sind sie mitunter bei Langsamfahrt oder beim Schieben vergleichsweise „wackelig“. Innerhalb der Kategorie, so Christian Thill von Bergamont, werde nochmals zwischen Longtail (Stauraum hinten) und Longjohn (Stauraum vorne) unterschieden. Gerade unter sportlich Aktiven und häufig Männern ist diese Kategorie beliebt. Kleinere Personen und Frauen, so Wright, würden sich damit oftmals unsicher fühlen. Hier entwickelt sich ein Trend hin zu verkürzten Varianten, den „Mini-Cargobikes“, welche mit gewohntem Fahrverhalten überzeugen, dafür aber weniger Stauraum bieten.

Mehrspurige Lastenräder punkten Wright zufolge hingegen mit stabilem und einfachem Fahrverhalten. Vor allem im ampelreichen Stadtverkehr oder beim schwer beladenen Rangieren ist die Kategorie souverän und auch das „Abstellen“ entfällt. „Unsinkbar“, gerade bei forscher Kurvenfahrt oder Ausweichmanövern, sind aber auch die Mehrspurigen nicht. Manche Hersteller steuern hier mit Kippmechanik gegen, die ein „In- die-Kurve-Lehnen“ wie bei Einspurigen ermöglicht.

Was muss dran?
Vor dem Kauf sollte man sich im Klaren sein, was man transportieren möchte. Lösungen gibt es vom Kindertransport bis zum Handwerksbedarf. Thill empfiehlt überhaupt Lösungen mit modularen Aufbauten. So kann das Rad mit den Ansprüchen mitwachsen. Und der Motor? Der sollte in seiner Leistung niemals zu schwach ausfallen und von standfesten Bremsen begleitet werden.