Naturfreunde, Alpenverein – die „Großen“ unter den Alpinorganisationen kennt jeder. Aber es gibt es auch viele kleine, rein ehrenamtlich organisierte Vereine, die unsere Bergwelt schützen und pflegen. Magdalena Sassmann führte im Mai 2014 ein Interview mit Ernst Krempl vom "Bergsteigerbund Ebensee".


Es ist Mitte Mai – Sie sollten wahrscheinlich jetzt eher am Berg sein, als hier beim Interview zu sitzen.
Ja, momentan haben wir wirklich viel Arbeit. Derzeit läuft zum Beispiel ein Projekt in der Rinnerhütte: Dort ist die Küche erneuert worden, aber Fußboden, Ofen, Küchenverbau sind noch zu machen. Nach dem Winter renovieren wir auch die Wege, wo es notwendig ist, wir erneuern Holztreppen und Seile, stellen alle Wegtafeln wieder auf. Das werden Arbeiten sein, die bis Mitte Juni sicher allein mehr als 100 Stunden in Anspruch nehmen werden. In einem normalen Jahr wird der ganze Weg einmal durchgeputzt. Mehrarbeit ist es halt nach so einem Hochwasser wie im letzten Jahr. Oder nach den Stürmen Kyrill und Emma und großen Lawinenabgängen. Und ärgerlich ist es dann, wenn uns die Bergsteiger über das Schotterfeld runterlaufen, Steine lostreten und so den Weg zerstören.

Zu wie vielt arbeitet ihr an solchen Wege-Projekten?
Es gibt einen eigenen Wegewart, der sich speziell um diese Sachen kümmert. Wenn er Unterstützung braucht, gibt er Bescheid. Aktive Mitglieder haben wir vielleicht 20 bis 25, und davon wieder ein Kern von 8 bis 10 Leuten, die uns für mehrere Arbeitseinsätze im Jahr zur Verfügung stehen. Wir arbeiten aber alle zu 100 Prozent ehrenamtlich.

Sind da Junge auch dabei?
Naja, der Anteil an Älteren ist schon größer. Das Durchschnittsalter wird bei 55 liegen. Also wir haben sehr viele alte Mitglieder und halten unseren Mitgliedsbeitrag deshalb auch sehr niedrig.

Bereitet Ihnen das Sorgen?
Ja, das bereitet uns schon Sorgen, weil unsere Zeit ja irgendwie auch zu Ende geht und wir nicht wissen, wie es dann weitergehen könnte mit dem, was wir aufgebaut haben.

Was ist denn Ihre Motivation, den Verein schon seit 21 Jahren zu leiten und seit 50 Jahren als Mitglied da Energie reinzustecken?
Wir, also der engste Kern die wir jetzt sind, waren als Kinder schon ein Freundeskreis und sind immer mitgegangen mit den Eltern zum Helfen. Irgendwann haben wir dann Verantwortung bekommen und damit ist es auch für uns ernst geworden. Zur Verpfl ichtung, etwas für den Berg zu tun.

Aber was motiviert einen, das über so viele Jahre zu tun? Freiwillig, ohne einen Lohn dafür zu bekommen?
Die Motivation war immer, dass uns ja der Berg etwas zurückgibt und wir für die Natur da auch etwas bewegen wollen. Wir haben das immer mit großer Freude gemacht. Bei der Rinnerhütte, die zum Verein gehört, wollten wir unbedingt das Ursprüngliche erhalten, den Charakter dieser Hütte. Wir bewirtschaften die Hütte sanft und wollen sie auch für Familien offen halten. Und es war uns stets ein Bedürfnis, die Menschen nicht nur zum Bergauflaufen zu animieren, sondern sie zu erziehen, dass sie auf ihren Touren auch langsam gehen, stehenbleiben und lieber schauen, ob sie eine Gams sehen, statt dauernd nur auf die Uhr zu schauen und die Zeit zu stoppen. Wir wollen den Berg nicht nur als Sportgerät sehen – für uns ist schon das Bergerlebnis das Wichtigste.

Das klingt doch nach einer schönen Aufgabe.
Ja, aber ewig werde ich sie nicht machen können. Es ist schwierig, Nachfolger zu finden, damit wir einmal in die zweite Reihe zurückgehen können. Damit wir auch neue Ideen von jungen Leuten bekommen. Aber das Problem ist: Die Jungen sind heutzutage im Job schon so eingespannt, die können sich in ihrer Freizeit diese aufwendige Arbeit nicht leisten. Junge helfen sehr gerne, aber wollen nicht unbedingt in Führungspositionen einsteigen. Es ist schon viel Arbeit und da braucht man natürlich eine gewisse Liebe und Verbundenheit, dass man etwas bewegen kann.

Was hat sich denn geändert an der Aufgabe des Obmanns?
Die Anforderungen haben sich stark geändert, sind viel aufwendiger geworden. Weil vor allem die Umwelt-Auflagen für die Hütten viel strenger geworden sind. Seit dem Jahr 2010 haben wir vieles umgesetzt – wir haben auf der Rinnerhütte zum Beispiel eine Solaranlage, eine Wasseraufbereitungsanlage und eine biologische Kläranlage gebaut.

Das haben Sie nur mit Ihren Vereinsmitgliedern geschafft?
Natürlich gemeinsam mit einer Baufirma. Wir haben aber Gott sei Dank auch sehr viel Eigenleistung bringen können. Finanziell war es am Anfang sehr unsicher, ob wir das überhaupt durchführen können. Das Projekt war zur Gänze vom Verein vorzufinanzieren, und das war ganz schwierig. Die Banken wollten uns keine Kredite geben, weil zu wenig Sicherheit da war. Wir hätten sogar mit unserem Privatvermögen, mit unseren Häusern in die Kreditsicherung reingehen sollen.

Wie hoch waren die Kosten?
So um die 300.000 Euro.

Und von wem kam dieses Geld?
80 Prozent hat dann das Land Oberösterreich bezahlt, 20 Prozent der Bergsteigerbund. Die Zusammenarbeit mit dem Land war da sehr gut. Dem Land war es eben auch wichtig, dass Schutzhütten abwasser- sowie trinkwassermäßig auf dem neuesten Stand sind. Jetzt sind wir eigentlich auch sehr zufrieden, weil wir erkannt haben, dass wir schon auch etwas für die Umwelt tun müssen.

Sie sind echt stolz auf Ihre Hütte!
Absolut. Wir haben viel gearbeitet in den letzten Jahren, aber so wie die Hütte jetzt dasteht, da können wir schon stolz sein, was wir gemeinsam geschaffen haben. Wir können die Hütte zu 99 Prozent eigenständig betreiben, können Strom erzeugen und sie absoltut umweltfreundlich bewirtschaften. Sagen wir es so: Wir sehen das jetzt schon auch als Erntezeit.


Ernst KremplDER BERGHÜTER
Ernst Krempl, 65, ist seit 1993 Obmann des Bergsteigerbunds Ebensee. Der Verein wurde 1903 gegründet und hat ca. 340 Mitglieder. Herzstück des Vereins ist die Rinnerhütte (erbaut 1932 –1934), die von Mitte Juni bis Mitte September durchgehend von Thomas Hemetsberger bewirtschaftet wird. An schönen Tagen auch in der Nebensaison. Im Lager haben 35 Bergsteiger Platz. Es gibt weder eine Straße noch eine Seilbahn auf die Hütte, versorgt wird sie mit Helikopter oder Menschenkraft. Der Weg zur Hütte und von der Hütte auf den Rinnerkogel wird vom Bergsteigerbund gewartet. Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Offensee zwischen Bad Ischl und Ebensee.
Kontakt: ernst.krempl@aon.at


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