Trotz seiner Nähe zu Österreich ist das Trentino bei heimischen Bergsportlern verhältnismäßig unbekannt. Dabei gäbe es gute Gründe, in den Dolomiten auf Entdeckungsreise zu gehen ...


Natur genießen, Neues erleben, einfach durchatmen. Die Region Trentino ist für heimische Aktivsportler hauptsächlich für die Erholungsmöglichkeiten am Gardasee bekannt, überzeugt aber auch weiter nördlich mit Bergpanoramen und einer Infrastruktur, die gerade Alpinisten-Herzen höher schlagen lässt.

Die Autonome Provinz Trient, so der offizielle Name, gilt unter eingeweihten Skisportlern ohnehin schon als empfehlenswerter „Geheimtipp", aber mittlerweile wächst auch die Zahl der Bergsportler, die Jahr für Jahr die abwechslungsreiche Gegend mit ihrem charakteristischen Dolomiten- und Porphyr-Gestein erkunden, kontinuierlich. Und das mit gutem Grund: Um die malerische Landschaft auch in der warmen Jahreszeit bestmöglich durchstreifen zu können, wurde in jüngster Vergangenheit ein breites Netz an Wanderwegen, Übernachtungsmöglichkeiten und kulinarischen Angeboten ausgebaut und neu geschaffen.

Entdeckungsfreudige finden im Trentino eine Vielzahl an spannenden Möglichkeiten, ihre Freizeit in reizvoller Umgebung zu verbringen – sei es bei lockerem Trekking über saftige Almwiesen, mit Seil und Karabiner an senkrechten Felswänden oder mit festem Schuhwerk über anspruchsvolle Alpinpfade.

WANDERN IN DEN DOLOMITEN
Entlang des Dolomiti Panorama Treks, der durch die Tourismusgebiete Val di Fiemme, Val di Fassa und San Martino di Castrozza führt, kommen sowohl erfahrene Outdoor-Sportler als auch Bergneulinge auf ihre Kosten. Die mehrtägigen Wanderungen werden in Etappen je nach gewählter Route komplett zu Fuß oder mit Hilfe von Liften bestritten, sodass die „Soft-Varianten" auch für Familien mit Kindern geeignet sind. Zudem besteht die Möglichkeit, sich einzelne Etappen des Dolomiti Panorama Treks herauszupicken und sich auf diesen auch von einem erfahrenen Bergführern begleiten zu lassen. Für eine unkomplizierte Rückkehr zum Quartier sorgt dann der eigens eingerichtete Bus-Service. Damit du weißt, was dich im Urlaub in den Gebieten San Martino di Castrozza, Val di Fassa und Val di Fiemme erwartet, liefern wir hier schon ein paar echte „Lustmacher".

SAN MARTINO DI CASTROZZA UND DIE PALA-GRUPPE
Am Fuße der imposanten Pala-Gruppe, genauer gesagt in der Region San Martino di Castrozza – Passo Rolle – Primiero – Vanoi, finden Genusswanderer und Familien ihr Bergglück. Blühende Wiesen, kristallklares Wasser und malerische Wälder machen die regionalen Wanderrouten zum Erlebnis-Parcours mit unvergesslichen Natureindrücken. Wer die Geheimnisse der Berge mit allen Sinnen entdecken will, begibt sich hier im Mittelgebirge auf Entdeckungsreise im Valle di Primiero. Spätestens nach einer Wanderung über die Pale di San Martino und gemeinsamer Übernachtung mit den Bergkollegen in einer Hütte auf 2.500 Metern wird man den Charme des majestätischen Dolomiten-Gebirges zu schätzen wissen. So findet man zum Beispiel entlang des Pale-Plateaus eine mystische Steinlandschaft, bestehend aus über 50 Quadratkilometer nackten Felsens mit unvergleichlichen Gesteinskathedralen und hochragenden Gipfeln, deren Spitzen im Himmel zu verschwinden scheinen.

Durch die imposante Steinlandschaft führt auch der abwechslungsreiche Dolomiti Palaronda Trek – sowohl in der Soft- als auch in der Hard-Version. Startpunkt für die Mehrtageswanderung ist San Martino di Castrozza. Bei der einfachen Variante des Rundkurses (der auch für sportliche Kinder ab 8 Jahren geeignet ist) gelangt man nach rund drei bis vier Tagen ans Ziel. Für den Hard-Trek benötigt man einen Tag länger. Denn während man am Soft-Trek wandert, geht es bei der „harten" Variante ans BergsteigenKlettersteig inklusive. Pro Etappe werden hier jeweils um die 1.000 Höhenmeter auf anspruchsvollem Terrain bewältigt. Geeignet ist diese Tour also ausschließlich für adäquat ausgerüstete und gut trainierte Alpinisten.

VAL DI FASSA
Um einen Gipfel zu erklimmen, benötigt man im Val di Fassa kein langjähriges Bergsteigertraining, sondern bloß eine gute Kondition. Und es ist regionale Infrastruktur, die das möglich macht! Auf dem dichtverzweigten Netz von Wanderwegen mit einer Gesamtlänge von 2.440 Kilometern gelangt man je nach Gusto von der Talebene bis hin zu den Höhenwegen und Klettersteigen, die auf die schwindelerregenden Felswände der Dolomiten führen. Puristen wandern hier von Berg zu Berg, ohne jemals eine Talebene zu berühren. Übernachtet wird in einer der zahlreichen Schutzhütten, die – wie auch die umliegende Bergwelt – zu Tagesanbruch in ein zartes Rosa gefärbt wird. Ein traumhaftes Naturphänomen, das im Ladinischen „Enrosadira" genannt wird, und das nicht nur eingefleischte Bergfreunde inspiriert. Ein weiteres Plus der Hüttenübernachtung ist die gebotene familiäre Gastfreundschaft. Gekocht werden traditionelle Gerichte, die die notwendige Kraft für motivierte Gipfelstürmer liefert.

Neben dem alpinen Erfahrungsaustausch gehören die alten ladinischen Legenden, erzählt von kundigen Hüttenwirten, zu den Highlights eines erholsamen Abends am Kamin. Weniger urig sind die modernen Liftanlagen und Pendelbusse, die einen Transfer innerhalb des Gebiets ermöglichen und so manchen Aufstieg erleichtern. So verwundert es auch nicht, dass während des Sommers ausgedehnte Wanderungen zu den beliebtesten Aktivitäten im Val di Fassa zählen. Benötigt man Hilfe bei der Bewältigung einer längeren Route, stehen professionelle Begleiter – von den Einheimischen liebevoll „Schutzengel" genannt – zur Verfügung. Diese kennen so gut wie jeden Stein in der Region und begeistern ihre Gäste mit Geheimtipps und Hintergrundwissen immer wieder aufs Neue.

VAL DI FIEMME
Das Val di Fiemme ist Vorreiter im Bereich naturbewusster Lebensweise und alternativer Energie. Ein großer Teil der rund 20.000 Talbewohner bezieht seinen Strom aus umweltfreundlicher Gewinnung, und auch im Bereich Tourismus spiegeln sich Naturverbundenheit und Abenteuerlust der lokalen Bevölkerung. Die sanften Wiesen und Almen, gespickt mit unzähligen Bergseen, können auf den ersten Blick täuschen. Denn das Val di Fiemme hat es faustdick hinter den Ohren: Hier findet man nicht mehr Dolomit-Gestein wie um San Martino und dem Val di Fassa, sondern Porphyr. Und auch sonst hat die Gegend, die von den Einheimischen augenzwinkernd als „sehr wild" bezeichnet wird, ihre faszinierenden Eigenheiten.

Ab Juni (davor liegt hier noch Schnee) trauen sich abenteuerlustige Berggänger auf die mehrtägigen Hauptwanderungen des Val di Fiemme. Übernachtet wird unter freiem Himmel oder im Zelt – Hütten gibt es nicht. Der Bonus ist ein Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmtheit, wie man es sonst nur schwerlich findet. Die Wälder am Fuße der Berge sind dank der Verwaltung durch die bereits 1.000 Jahre alte „Magnifica Comunità di Fiemme" weitgehend unberührt. Begibt man sich in dieses Gebiet, gilt es bloß, die benötigte Ausrüstung und Proviant mitzubringen – glasklare Gebirgsbäche mit Trinkwasserqualität muss man hier nicht lange suchen.

Praktisch und grün: Mit der neuen FiemmE-motion Summer Card können sowohl öffentliche Verkehrsmittel als auch Liftanlagen kostenlos, und so oft man will, genutzt werden. Zudem erhält man mit der praktischen Vorteils-Karte viele Vergünstigungen auf Almhütten, in Museen sowie bei (E-)Bike-Verleihstationen und alpinen Führungen. In den meisten Urlaubsangeboten ist die Karte bereits inkludiert, der reguläre Preis beträgt pro Tag zwei Euro für Erwachsene und einen Euro für Kinder von 8 bis 14 Jahren. Für Kinder unter 8 Jahren ist der Service kostenlos.

GENUSS UND ABENTEUER
Sucht man also neue Herausforderungen, abwechslungsreiche Wandererlebnisse und unvergessliche Eindrücke, ist man im Trentino an der richtigen Adresse. Mit seiner Vielfalt lädt die Region sowohl im Frühling als auch im Sommer und Herbst Alpinisten aller Couleur zu einem ausgedehnten Berg- bzw. Abenteuerurlaub ein. Denn wie wir mit auf den Weg bekommen haben, gilt hier das Motto: „Alles kann, nichts muss."


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