Eine Hose, die eigentlich nie passt und doch passt, ein Schuh für Keith Richards und ein Regengewand für alle haben wir diesmal getestet.
von Christoph Heigl und Klaus Molidor
Die Wahrheit liegt dazwischen
Zwischen Fisch und Fleisch ist sie angesiedelt – die Laufhose in Dreiviertellänge. Wenn es kalt ist, ist sie nicht ganz richtig. Wenn es warm ist, ist sie nicht ganz richtig. Sie ist aber eben auch nie ganz falsch. Nicht einmal im Mai, in dem wir an sich ja schon „kurz-kurz“ unterwegs sind, also kurze Hose, kurzärmeliges Shirt. Auf den Hügeln und Bergen meines Laufaktionsradiusses nämlich, da kann es schon auch in der warmen Jahreszeit ungemütlich frisch werden. Ergo ist das GORE-Beinkleid R3 3/4 TIGHTS (UVP € 69,95) das knickerbockerartig über das Knie reicht, nicht zu verachten.
Das Tragegefühl ist angenehm weich, keine Nähte reiben, einzig: Ein bisschen fester könnte sie den Oberschenkel umfassen, das hab ich auf längeren Passagen bergab zu schätzen gelernt. Zu heiß ist die Allrounderin aber keinesfalls, bis deutlich über 20 Grad sind kein Problem. In der kleinen Tasche am Rücken haben Schlüssel Platz oder ein Smartphone, das noch nicht Tischtennisschlägergröße hat. Fazit: Dreiviertellänge kann auch bei warmen Temperaturen die ganz richtige Entscheidung sein.
Für Keith Richards und mich
Was ist Graphene? Graphene ist die Bezeichnung für eine Modifikation des Kohlenstoffs mit zweidimensionaler Struktur, in der jedes Kohlenstoffatom im Winkel von 120 Grad von drei weiteren umgeben ist, sodass sich ein bienenwabenförmiges Muster ausbildet. Steht zumindest bei Wikipedia. Graphene ist das stärkste Material der Welt, sagt Inov-8 (sprich: „inovate“, erneuern) und preist den unglaublichen Grip der Sohle bei gleichzeitig unglaublicher Haltbarkeit. In vielen Bereichen ist das neue Material Graphene wegen seiner Haltbarkeit in den letzten Jahren modern geworden, auch in der Sportartikelindustrie. Inov-8 rühmt sich, damit als erste Firma die Sohle von Sportschuhen verstärkt zu haben. Die Engländer setzen auch auf die Zusammenarbeit mit dem National Graphene Institute der Universität Manchester.
Also rein in die unverwüstlichen TERRA ULTRA G 260. Die Trailrunningschuhe (UVP € 165,–) mussten Gatsch, Schnee, Wurzeln und Asphalt überstehen und auch wenn es noch nicht Hunderte von Kilometern sind, die Schuhe schauen noch aus wie neu. Auch die Oberflächenstruktur ist sehr abriebsfest und langlebig. Der nur 260 Gramm schwere Schuh (0 mm Sprengung) schaut wuchtig aus, fühlt sich am Fuß aber sehr leicht an, die Sohle ist trailtypisch groß und breit und gibt – mir schwerem Läufer – guten Halt. 50 % stärker, 50 % elastischer und 50 % abriebsfester, sagt Inov-8. Das lässt sich in der Praxis schwer überprüfen, aber in England hat der Terra Ultra schon einen Trailschuhtest gewonnen. Englisches Testfazit: „Wenn die Apokalypse kommt, wird es nur zwei Überlebende geben: Keith Richards und den Terra Ultra G260.“ Gut gebrüllt, Löwe.
Trocken durch den Waschelregen
Laufen im Regen ist an sich ja was Herrliches. Vor allem wenn man nicht weit in die trockene Stube hat. In den Bergen schaut das schon anders aus. Darum gibt es bei Trailruns und Ultraläufen immer eine Pflichtausrüstung, die auch Regengewand umfasst. Der britische Outdoorspezialist Montane hat mit einer Pull-on-Hosen-Kombi dafür ein Angebot. 15.000 mm Wassersäule verspricht das „Race Kit“ und dass man es in die Hosentasche bringt. Nun, dafür müssen die Taschen schon groß sein. Aber wer länger im Gelände unterwegs ist, hat einen Rucksack mit und dort finden die beiden superleichten Teile spielend Platz. Das Oberteil hat einen Zipp bis zum unteren Ende des Brustbeins. Warum es ein Pull-on und keine Jacke geworden ist? Keine Ahnung. Eine Naht, durch die potenziell Wasser dringt, gibt es ja trotzdem, ein bissl kürzer ist sie halt. Dafür ist das Oberteil beim Laufen kaum zu spüren und hält auch Waschelregen ordentlich stand. Auch die Hose sitzt dank Gummibund angenehm und ist dank Reißverschlüssen an beiden Seiten auch rasch über die Schuhe angezogen.