Moderne Sportuhren begeistern heute mit einer Fülle an nützlichen Funktionen. Aber auch mit ständiger Innovation: Suunto ZoneSense und die Running Power bei Garmin – zwei zukunfts­weisende Metriken unter der Lupe.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Die Zeiten, zu denen Sportuhren mit Zeitmetriken, Kalorien und Herzfrequenz überzeugten, allenfalls noch mit GPS und Hand in Hand gehender Geschwindigkeit respektive Distanz beflügelten, die sind lange vorbei. Heute bieten moderne Sportuhren eine wahre Flut an Features und Parametern, hinzu kommen allerhand „Smartwatch-Features“. Zwei der jüngsten Trainings-Innovationen, die moderne Sportuhren bieten, haben wir uns näher angesehen.

Suunto ZoneSense
Bei Suunto begeht man seit Kurzem neue Wege und nutzt mit ZoneSense die HRV (Herzfrequenzvariabilität) nicht nur zur Analyse vor und nach dem Training, sondern auch als aktives Steuerungstool direkt während des Ausdauereinheit. ZoneSense misst dazu den DDFA-Index (eine Möglichkeit der HRV-Bestimmung) während und nach dem Training und vermag es so, die Art der Energiebereitstellung, in der sich der Körper gerade befindet, anhand des korrelierenden Stresslevels am Herzen abzulesen. Die anaerobe Schwelle wird dabei auf Basis wissenschaftlicher Studien als -0,5 Abweichung von der „0-Baseline“ im DDFA-Index angenommen, die anaerobe Schwelle bei -0,2. Diese Werte markieren Änderungen im metabolischen System und erlauben es so, Intensitätsbereiche einfach und unkompliziert in Echtzeit am Handgelenk darzustellen, ohne dazu Leistungstests im Labor durchführen zu müssen. 

Was in der Theorie kompliziert klingt, ist letztlich gerade im Freizeitsport ein großes Plus. Einfach gesagt, verspricht ZoneSense seinen Nutzern, die Trainingsintensitätsbereiche (unterteilt in die drei übersichtlichen  Zonen Aerob, Anaerob, VO2max) individuell abschätzen zu können. Und Aspekte wie tagesaktuelle Ermüdung, Hydration/Dehydration, Hitze, Terrain und viele andere Einflussfaktoren vermag ZoneSense in die „Trainingsbereiche“ einzubeziehen und den Körper so sehr individuell zu analysieren.

Die aerobe/anaerobe Intensität ist bei jeder Sportart unterschiedlich und ändert sich von Tag zu Tag.

Janne Kallio, Leiter „Digitales Ökosystem“ bei Suunto

„Der größte Vorteil von Suunto ZoneSense liegt demnach in der Möglichkeit, die tatsächliche Trainingsintensität zu verfolgen, fasst es Janne Kallio, Leiter „Digitales Ökosystem“ bei Suunto, zusammen. Jahrzehntelang, so erklärt er weiter, hätte die Wearable-Branche versucht, diese Informationen auf der Grundlage altersbasierter Zonenschätzungen oder durch häufige Trainingstests zu liefern. „ZoneSense misst die Herzbelastung und liefert Informationen über die aerobe Intensität bei allen Ausdauersportarten, vom Laufen und Radfahren bis zum Freiwasserschwimmen und Skilanglauf. Da die aerobe/anaerobe Intensität bei jeder Sportart unterschiedlich ist und sich von Tag zu Tag ändert, ist diese Messung etwas, auf das Ausdauersportler seit Jahren gewartet haben“, ist Kallio überzeugt. 

Zur Messung ist ein Herzfrequenzgurt nötig, welcher mit der Suunto-Uhr gekoppelt wird. Die neuesten Uhrenmodelle zeigen dann die Intensität nach aerober, anaerober und Vo2max-Zone unterteilt an. Und auch in der App scheinen die Daten zur Analyse auf.

Running Power
Ein anderes interessantes Tool zielt speziell auf techaffine Läufer ab. Die Metrik ermöglichen zwar mehrere Hersteller wie auch Suunto oder Polar, neben Stryde war es aber vor allem Garmin, das die sogenannte Running Power am Markt pushte, wie Garmin Category Manager Bike/Run/Triathlon Fabian Danner weiß. Die Idee der Running Power fußt auf den großen Vorteilen, welche Powermeter seit Jahren im Radsport zur Benchmark in der Leistungsmessung machen. Powermeter messen immer die aktuell vom Fahrer ins System eingebrachte Leistung in Watt – ungeachtet von Steigung, Gegenwind oder andern Einflussfaktoren. 

Beim Laufen gab es, so Danner, zwar immer wieder Versuche, Wattmessung mit speziellen Sohleneinlagen mit Messelektronik zu realisieren, ob der unterschiedlichen Dämpfungseigenschaften der Schuhe ist dies allerdings schwer realisierbar. Manche Hochschule hat Kraftmessplatten im Boden ihrer Laufbahnen, doch massentauglich ist freilich auch diese Art der Leistungsmessung nicht. Mit Running Power versucht man nun, mittels Algorithmus (im Falle von Garmin, hier bekamen wir Einsicht) aus Geschwindigkeitsdaten der Uhr, Höhendaten vom Barometer der Uhr, Laufeffizienzdaten vom Herzfrequenzgurt oder Sensoren der Uhr, Körpergewicht und auf Wunsch sogar mittels von Wetterdiensten gemeldeten Windeinflüssen die Leistung in Watt abzuschätzen.

Wichtig ist Fabian Danner zu betonen, dass es sich bei den angezeigten Watt-Werten um keine „echten“ Benchmark-Werte handelt, die sich unter zwei Personen vergleichen lassen. Auch zwischen zwei Wearable-Herstellern sind die Werte ob der unterschiedlichen Algorithmen nicht vergleichbar, und selbst wenn mit Garmin-Smartwatch am Handgelenk oder mittels optionalem Garmin-Brustgurt (aufgrund der gleichförmigeren analysierten Bewegung im Brustkorb im Vergleich zum starken Veränderungen unterworfenen Handgelenk Fabian Danners klarer Tipp) nicht untereinander zu vergleichen.

Bei Running Power versucht man mittels Algorithmus die Leistung in Watt abzuschätzen.

Fabian Danner, Garmin Category Manager "Bike/Run/Triathlon"

Wozu dann mit Running Power trainieren? Tatsächlich, so Danner, ist es so, dass die Verlässlichkeit der Absolutwerte gerade mit Messung am HF-Gurt sehr hoch ist. Man darf sich nur nicht an anderen messen, sondern muss sich seine Benchmark selbst setzen und immer auf das gleiche System (Gurt, Uhr, Hersteller) setzen. Verwendet man etwa den HF-Gurt im Leistungstest und zieht daraus „seine“ individuellen Watt-Werte und -Bereiche, bietet die Running Power gegenüber der Herzfrequenz dieselben Vorteile wie das Powermeter am Rad. Gerade bei Intervallen, wo es in der Herzfrequenz eine gewisse Verzögerung gibt, bis man die Zielzone erreicht, bietet die Running Power ähnlich der Kilometerpace eine sehr schnell reagierende Leistungsmetrik zur Trainingssteuerung. 

Ideal funktioniert das System bei Läufen im flachen bis leicht hügeligen Gelände. Wo das System aufgrund der Algorithmen seine Limitierungen hat, ist im von starken Bewegungsschwankungen betroffenen Trailrunning. Hier empfiehlt Danner die sogenannte Grade Adjusted Pace. Bei dieser Garmin-Metrik wird der aktuell bewältigte Höhenunterschied in die Running-Pace eingerechnet und so ein Pace-Wert vergleichbar zum Laufen im Flachen geliefert.

Auch wenn Running Power und Suunto ZoneSense nur einen Teil der neuen Metriken ins Licht rücken, ist es einmal mehr überraschend, was moderne Handgelenkshelden zu leisten vermögen. Wer auf der Suche nach einer Sportuhr für sich ist – vielleicht ist unter den unten vorgestellten Modellen ja genau das passende dabei!