Aktive Belastungsphasen und Auskühlphasen am Lift wechseln beim Skifahren ständig. Bei diesem ­„Kalt-Warm“ einen Ausgleich zu schaffen, das ist die Hauptaufgabe der Skiunterwäsche.

Christof Domenig
Christof Domenig

Perfekte technische Unterwäsche kühlt den Körper bei Aktivität und wärmt in den Pausen. Bei intensiver Aktivität muss sie Schweiß vom Körper wegtransportieren, schnell trocknen und einen Luftstrom zwischen Haut und Stoff schaffen, der das Körperklima stabil hält. In den Pausenphasen muss die Wäsche den Verlust von Körperwärme verhindern, besonders in schnell auskühlenden Bereichen wie dem Lenden- und Quadrizepsbereich“ – so fasst Marco Redini, CEO des italienischen Wäschespezialisten UYN, die komplexe Aufgabe „Temperaturregulierung“ für Wintersportwäsche zusammen. 

Manche Hersteller setzen dafür auf bewährte erdölbasierte Kunstfasern – diese leiten Feuchtigkeit sehr rasch nach draußen und trocknen schnell. Kunstfasern waren daher lange das Maß der Dinge im Bereich der Funktionsbekleidung. Der Trend der Zeit geht jedoch mittlerweile klar zu natürlichen Fasern oder auch Mischvarianten. Verbreitetste Naturfaser im Funktionswäschebereich ist Merinowolle: „Kein Material kann so gut Wärme speichern und Feuchtigkeit nach außen transportieren und sie wirkt wie eine natürliche Klimaanlage“, hält Jesper Rodig, Geschäftsführer der schwedischen Scandic Outdoor GmbH (zu der die Marke Woolpower gehört) große Stücke auf die Wolle vom Merinoschaf: „Merinowolle garantiert ein perfektes Körperklima und nimmt keine unangenehmen Gerüche auf. Die Faser ist jedoch nicht so lange haltbar wie Kunstfasern – insofern ist ein Mix aus Merinowolle und Kunstfasern unsere Empfehlung.“

Auf die „Kraft der Natur“ setzt man aber auch bei UYN – und hier auf interessante Alternativen: Auf der heurigen „ISPO“ präsentierten die Italiener mehrere neue Wäschelinien aus 100 % Biomaterialien (die allerdings erst nächste Saison in den Handel kommen): etwa „Biolight“, eine hoch atmungsaktive Faser aus Buchenholz, sowie „Ecolypt“ aus der Eukalyptuspflanze, die Gerüche reduziert und Feuchtigkeit absorbiert.

Passform und Bewegungsfreiheit
Abgesehen vom verbesserten Temperatur- und Feuchtigkeitsmanagement, was unterscheidet moderne Funktionswäsche noch von früheren Generationen? Vor allem der Komfort ist hier zu nennen: „Materialien sind heute in puncto Passform, Elastizität und technischer Ausstattung deutlich verbessert. Viele Hersteller haben Bodymapping-­Strukturen eingeführt, die die Wäsche an einzelne Körperregionen anpassen“, erklärt Jesper Rodig. „Materialstrukturen wie Rippen, Waffeln oder spezielle Vertiefungen verfeinern die Funktionen für die gewünschte Sportart noch.“ 
UYN-CEO Marco Redini führt insbesondere Bewegungsfreiheit an: „Sie ist ein wesentliches, oft unterschätztes Merkmal. Wäsche sollte die Bewegung nicht einengen, sondern die Muskulatur unterstützen. Ein elastischer, ergonomischer Sitz wie auch die Konstruktion sind hier entscheidend.“