Wer sein Hobby zum Beruf macht, muss sein Leben lang keinen Tag arbeiten, heißt es. Sportschulbesitzer Wolfgang Krainer lebt seit über 40 Jahren diesen Traum vieler. Wie das aber wirklich war und ist, erzählt der 62-jährige Kärntner hier.


Schon in meiner Kindheit war ich am liebsten draußen in der Natur. Mit guten Freunden sportlich unterwegs zu sein, war für mich schon das Größte, als ich noch ein kleiner Stöpsel war. Als Jugendlicher hab ich dann für Feriengäste unserer Region manchmal den Tennispartner gemacht. Ein älterer Tennistrainer hat mir ein paar Tricks gezeigt und dabei habe ich gemerkt, wie schnell man sich sportlich verbessert, wenn man nur jemanden hat, der einem kompetent und mit einer lockeren Art die Basistechnik beibringt. Damals ist schon die Idee in meinem Kopf entstanden, im Bereich „Gästebetreuung mit Sport" etwas zu organisieren. Das gab es bei uns noch nicht und war in meinen Augen eine gute Kombination. Davon war ich mit 18 Jahren genauso überzeugt, wie ich es heute mit 62 bin.

GEGEN DEN STROM
Ich hab aber ebenfalls schon früh erkannt, dass man auch gewisse Widerstände einfach sportlich nehmen muss und sich nicht gleich abschrecken lassen darf. Wenn ich heute die Diskussionen rund ums Mountainbiken und die Freigabe von Forststraßen verfolge, dann hab ich gleich in mehrfacher Hinsicht ein Déjà-vu. Noch als Jugendlicher wollte ich daheim unbedingt einen eigenen Tennisplatz bauen, was mir mithilfe meines Vaters schließlich auch gelungen ist. Viele haben mich da schon für verrückt gehalten. Das war aber nur ein Vorgeschmack auf das, was in den kommenden Jahrzehnten regelmäßig folgte.

Auf einer meiner vielen Reisen lernte ich mit ein paar Freunden Mitte der 1970er-Jahre das Windsurfen kennen. Das kannte in Österreich damals praktisch noch niemand. Als wir es daheim in der Sportschule anbieten wollten, bekamen wir unser Fett ab: Von den Fischern über die Naturschützer bis zum Tourismus haben uns alle gefragt, was uns denn da eigentlich eingefallen ist. Zehn Jahre später hat sich dieser Zirkus beim Snowboarden fast 1:1 wiederholt. Die ersten Boards haben wir mit unserem Know-how vom Surfbrettbau selbst geshapet; und schon
vorher hatten wir auf dem „Swingbow", einer Art Snowboard-Doppeldecker mit Gelenk, Erfahrungen gesammelt und die Skihänge in unserer Region unsicher gemacht.

Als Ski- und Wintersportschule waren wir auch nicht von der angepassten Sorte. Schon rein äußerlich: Lange Haar', Flinserl, knallige Anoraks statt dem üblichen rot-weiß-roten Skilehrergwand. Das hat so manchem traditionellen Liftler ganz und gar nicht gepasst. Eine Zeit lang hat es in unserem Skigebiet sogar ein Snowboardverbot gegeben. „Damit kannst du doch nicht Liftfahren, das ist eine Gefahr für die Skifahrer – und die Piste macht's uns auch kaputt", hieß es.

25 JAHRE ÜBERZEUGUNGSARBEIT
Beim Mountainbiken war es nicht anders. Unsere ersten Bikes waren noch mit Starrgabeln ausgestattet, Federgabeln waren noch nicht einmal erfunden. Was wir zu hören bekamen, als wir damit in den Bergen unterwegs waren, kann man sich ausmalen. Dass wir heute in unserer Region, den Kärntner Nockbergen, ein einzigartiges Touren- und Singletrail-Angebot haben, hat schon auch damit zu tun, dass wir seit gut 25 Jahren daran arbeiten und in dieser Zeit endlos Überzeugungsarbeit geleistet haben. Man darf das mit dem „Revoluzzertum" auch nicht missverstehen: Gegen Widerstände rennt man nicht mit dem Kopf gegen die Wand an, sondern man gewinnt, indem man argumentiert, überzeugt – und Kompromisse findet.

Heute herrscht in der Region die fast einhellige Meinung, dass unser großes Touren- und Trailangebot für alle nur Vorteile hat. Die Mountainbiker, die zu uns kommen, haben eine Freud. Das spricht sich herum und es multipliziert sich. Hüttenwirte berichten, dass sie mit den Bikern mittlerweile mehr Geschäft als mit den Wanderern machen. Die Grundstücksbesitzer bekommen eine faire Abgeltung und die wichtige Haftungsfrage ist mithilfe des Landes geklärt. Grundbesitzer, Jagd- und Forstwirtschaft sehen außerdem, dass sich die Biker zu 95 Prozent an das offizielle Tourenangebot halten und nicht illegal dort herumfahren, wo sie wirklich stören. Auch zwischen den Wanderern und Bikern gibt es eigentlich null Konflikte. Freilich: Ein paar „Sturschädeln" gibt es immer auf beiden Seiten – bei den Sportlern genauso wie bei den Gegnern. Aber damit können alle leben.

IMMER MIT LEIDENSCHAFT
Ich habe in all den Jahren nie einen Sport nur deshalb ausgeübt und angeboten, weil ich mir kommerziellen Erfolg davon versprochen habe. Es war immer mein Prinzip, nur jene Sportarten anzubieten, die mir selber auch Spaß machen und für die ich ordentlich ausgebildet bin. Bei all meinen erlernten und ausgeübten Sportarten (ich hab sie noch nie gezählt, aber an die 15 werden es schon gewesen sein) war und bin ich stets mit Leidenschaft und Herzblut dabei. Unser Angebot entwickle ich gemeinsam mit meiner Familie und meinem Team ständig weiter, um immer am neuesten Stand zu bleiben. Und selbstverständlich lerne auch ich fast täglich was dazu.

Sehr gerne arbeite ich mit Kindern und Jugendlichen – man sagt mir nach, dass ich mir auch selbst eine gewisse Jugendlichkeit bewahrt habe. Auch wenn die Haare mittlerweile grau und deutlich kürzer geworden sind. Bewegung ist Leben, hält gesund und fit, ist kommunikationsfördernd und international – neben dem Spaß, den ich mein Leben lang beim Sport hatte, sind das alles äußerst angenehme Nebeneffekte. Obwohl ich mit meinen Gästen genügend Sport betreibe, versuche ich, privat zunehmend mehr Freiraum für meine persönlichen Sportaktivitäten zu finden. Wenn man so will, ist das vielleicht eine „Alterserscheinung" – dass ich in meiner Firma auch einmal delegiere und mich ausklinke. Zum Beispiel zum Windsurfen mit meinem Sohn, Skifahren mit meiner Tochter oder Biken mit der ganzen Familie.

Eine lässige Biketour mit einer guten Mischung aus attraktiven Forstwegen und Singletrails, dann eine Hütteneinkehr – von diesen Erlebnissen krieg ich auch privat nie genug. Selbstverständlich gibt es auch noch offene sportliche Ziele und Träume: Mit einem AC72-KAT übers Wasser gleiten oder im „Hike & Bike"-Modus Afrika erkunden. Und wenn jemand eine coole, unbekannte Sportart kennt: Kleiner Hinweis an mich – ich probier sie gern aus ...


Wenn das Hobby zum Beruf wird: Sportschulbesitzer Wolfgang Krainer lebt seinen Traum / Bild: Wolfgang KrainerDER SPORTPIONIER
Wolfgang Krainer, 62. Jahre, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Diplomsportlehrer betreibt seit den 1970er-Jahren die Sportschule Krainer in Feld am See (K). Heute im Angebot der Sportschule Krainer: im Sommer Mountainbiken, Surfen, Segeln, Tennis, Kajak, Bogenschießen, Inlineskaten, Trailrunning, Nordic Walking; im Winter: Skifahren, Snowboarden, Schneeschuhwandern u. a.


Weitere Informationen zur Sportschule Krainer findest du unter www.sportschule.at.


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