Für viele ist Langlaufen Abwechslung zum Skifahren, für nicht ­wenige sogar der Hauptgrund für die Wahl des Urlaubsorts. Wir helfen mit unseren „Top 20 der nordischen Regionen“ – und fragen in drei davon nach: Was wird Langläufern geboten?

Christof Domenig
Christof Domenig

"Perfekt präparierte Loipe" sagt sich leicht – der Aufwand, um dieses Versprechen einzulösen, ist jedoch beträchtlich, wie Michael Zangerl vom Tiroler TVB Paz­naun – Ischgl erzählt: Jeden Abend wird mit den speziellen Spurwalzen über die Loipen gefahren, damit diese in der Nacht dann durchfrieren. Am Morgen können nordische Sportler dann frischen und herrlich kompakten Untergrund beim Abstoß genießen. Bloß bei nächtlichem Schneefall verschiebt sich die Arbeit der Spurenwalzer auf den frühen Morgen. 80 Kilometer werden in Paznaun – Ischgl so winters tagtäglich in Form gebracht – und das dreifach, weil neben einer Skating- und Klassik-Loipe auch eine Fußgängerspur angelegt wird. Die klassische Loipe wird übrigens von einem zusätzlich angehängten Gerät gezaubert – „man kann sich das vorstellen wie zwei Bügeleisen, die in den frisch aufgefrästen Schnee drücken“, erklärt es der Touristiker bildlich.

Die solcherart aufwendig hergestellte Infrastruktur zu nutzen, ist mancherorts, wie in Paznaun – Ischgl, kostenlos, manchmal werden moderate Beiträge von den Langläufern eingehoben. Auch das ist in Ordnung angesichts des Aufwands (und vor allem, wenn man den Kostenvergleich mit dem alpinen Skifahren anstellt). Der Trend im Winterurlaub geht jedenfalls hin zu einem „universellen Schnee-Erlebnis“, so Zangerl, die Loipen-Infrastruktur sei ein wichtiger Teil davon. Das Bereitstellen derselben ist also als Serviceleistung für Urlauber wie Einheimische zu sehen.

Gut so – die wieder zahlreicher werdende nordische Klientel freut es. Dass das etwas verstaubte Image des Langlaufens Schnee von gestern ist, bestätigt auch Karin Wieser-Linhart, Langlaufschul-Betreiberin in der Salzburger Fuschlseeregion: „Man begegnet heute jeder Altersgruppe und jedem Konditionslevel auf der Loipe – von gemütlichen Nordic Cruisern bis zu Triathleten. Immer öfter sieht man aber auch, dass ganze Familien auf die Loipe wechseln – sogar junge Familien mit Kleinkindern, die die Ruhe und das Erlebnis auf den dünnen Brettern genießen.“

Um diese breite Zielgruppe zu bedienen, soll in einer Region ein entsprechendes Loipenspektrum von leicht bis anspruchsvoll vorhanden sein, bringt neben Zangerl auch Helmut Fuchs für die steirische Region Ausseerland Salzkammergut ein. Der Unterschied zwischen blauer, roter und schwarzer Loipe liegt in den Höhenmetern sowie der Steilheit: Bei steilen Aufstiegen und erreichten 50 bis 60 km/h in den Abfahrten sind, wie Zangerl weiß, schwarze Loipen definitiv nur Könnern zu empfehlen. Das Gros machen freilich meist ohnedies einfache und mittelschwere Loipen aus. Eine deutliche Beschilderung sowie Übersichtskarten, digital und gedruckt, helfen, die zum eigenen Können passende Loipe zu finden.

Langlaufschulen mit gut ausgebildetem Personal: Auch die sind für nordische Regionen naturge- mäß von Bedeutung, gerade in der doch technikintensiven Sportart. Urlauber, Tagesgäste und Einheimische halten sich als Gäste ihrer Langlaufschule in Faistenau die Waage, erzählt Karin Wieser-Linhart: „Am besten besucht sind die Anfänger- und Schnupperkurse in Kleingruppen. Mit dem dort Gelernten üben die meisten dann eigenständig – und viele kommen dann später noch einmal zu einem Grundlagenaufbaukurs. Als Geschenk sind außerdem Kurse mit Privattrainer sehr beliebt“. Von einem angeleiteten Training können fast alle Könnerstufen profitieren, egal, wie gut und lange man schon läuft – aber vor allem wird der Einstieg leichter: „Es sind einige Tipps und Tricks, die den Sport um so vieles einfacher machen.“

Ebenso fein wie nützlich im Langlauf-Urlaub: spezielle Unterkünfte, die auf nordische Sportler auch eingerichtet sind. Unter „fein“ fällt hier eine Lage mit Loipe vor der Haustür, „am Wichtigsten ist dem Langläufer jedoch, dass er eine Möglichkeit zum Wachsen hat. Also Wachseltisch und ein Bügeleisen“, so Zangerl.

Mit Hunderten Gleichgesinnten
Logisch, dass dort, wo für nordische Sportler Top-Bedingungen herrschen, auch die besten Volkslang­läufe und Events angesiedelt sind. Wobei die Szene durch die Pandemie-Einschränkungen doch einigermaßen getroffen wurde, wie Fuchs, selbst OK-Chef des traditionsreichen Steira­laufs, weiß. Nach zwei Jahren wird es am 18. Februar 2023 endlich wieder „richtiges“ Steira­lauf-Feeling geben (und kein abgewandeltes Online-Format). Für eine nordische Region ist ein Langlauf-Event Aushängeschild und Gästebringer zugleich (viele Startende kommen mit ihren Familien) – aber auch für die nordische Nachwuchspflege sind die Langlaufrennen in den Regionen unersetzlich, weiß Fuchs.

Der Steirer, im Brotberuf Trainer in der Ski-Akadmie Schladming, sieht durch das boomende „Individual-Ausdauer-Segment“ zugleich Potenzial, um neue Zielgruppen für die nordischen Breiten-sport-­Events zu erschließen. Gerade die klassischen sowie kürzeren Distanzen wie die 10 Kilometer wären sehr breitentauglich. Für Ambitionierte sind die Marathons mit 50 Kilometern die winterliche Krönung. Ein bewusst anderes Format hat man indes in Paznaun-Ischgl vor wenigen Jahren auf die Beine gestellt, so Zangerl: Den „Galtür Nordic Volumes“-Event mit einem Nachtbewerb, Hillclimb und Teambewerb an drei Tagen, und das dank Höhenlage besonders spät in der Saison: im Jahr 2023 von 31. März bis 2. April.

So hat letztlich jede nordische Region auch ihre Besonderheit – Ischgl-Galtür die erwähnte Höhenlage ab 1700 m und etwa die auf über 2000 m gelegenen Loipe auf der Bieler Höhe, wie Michael Zangerl betont. Im Ausseerland Salzkammergut sind es laut Helmut Fuchs die Landschaft und die Vielfalt der Loipen – „von absolut leicht bis hin zur High-End-Loipe: Etwa auf der Tauplitzalm, wo sich Teresa Stadlober die Form für Olympiabronze geholt hat.“ In der Fuschlseeregion hebt Karin Wieser-Linhart die „wunderschöne gegensätzliche Kulisse mit Bergen, Wäldern und Seen“, die Loipenvielfalt („flach, steil, kurvig, gerade, durch Wald, lange Felder – sowie die Übungsloipe im Langlaufdorf Faistenau“) und die Nähe zur Stadt Salzburg hervor. Was man bevorzugt, ist Geschmackssache – unter unseren 20 Tipps wird sicher jeder Langlauf-Fex fündig.