Der Stubai Ultratrail führt über 63,1 Kilometer von Innsbruck auf den Gletscher – und den SPORTAktiv-Läufer in ganz andere Sphären.

Markus Schuster

Im Startblock stehen um 1 Uhr früh, 5125 Höhenmeter vor der Brust, verteilt auf 63,1 Kilometer, und ein Ziel in eisigen Höhen – willkommen beim Stubai Ultratrail. Am Start in der Innsbrucker Innenstadt ist die Spannung greifbar, als es endlich losgeht. Hinaus aus der Stadt, angefeuert von Nachtschwärmern – auch ein spezielles Gefühl. Bergiselschanze, Sillschlucht, rauf auf den ersten richtig lässigen Trail. Eine Stirnlampen-Prozession schlängelt sich den Berg hinauf – ein beeindruckendes und zugleich motivierendes Bild. Auch als erfahrener Trailläufer brauchst du hier volle Konzentration, um keinen falschen Schritt zu machen. Aber es läuft buchstäblich gut. Die Beine fühlen sich gut an, als es über den Stollensteig und weiter nach Mieders und Telfes geht. Kurz unterm Sennjoch wird die Strecke jetzt so steil, dass es die Stockunterstützung braucht.

Zwischendurch Innehalten und Kraft tanken
Dafür gibt es die erste Belohnung: den Sonnenaufgang. Die ersten Strahlen schaffen es über die Bergrücken. Zeit zum Innehalten und aus dem Anbruch des neuen Tages Kraft schöpfen. Kraft für den steilen Downhill nach Neustift und die knapp 21 Kilometer über den „WildeWasserweg“ durch das Stubaital. Unzählige Wildbäche und Wasserfälle donnern ins Tal und machen den Abschnitt zu einem absoluten Highlight. Es ist jetzt früher Vormittag und das, was hinter mir liegt, macht sich in den Beinen schön langsam bemerkbar. Dabei ist gerade der allerletzte Abschnitt der härteste.

Stubai Ultratrail

In knapp 11 Stunden aus der Stadt auf den Gletscher
Von der Mutterberg-Talstation geht es zwar nur noch acht Kilometer ins Ziel, hinauf auf die Jochdohle am Stubaier Gletscher, dafür warten noch einmal 1400 Höhenmeter. Über uns schweben die Gondeln der Eisgratbahn laut- und mühelos auf den Berg, unten schwitzen wir bei traumhaftem Wetter Richtung Dresdner Hütte. Ein Segen, dass ich jetzt auf einen anderen Läufer treffe, der genau in meinem Tempo unterwegs ist. Zu zweit geht alles leichter und obwohl der Weg immer steiler und der Schnee immer tiefer wird, finde ich schnell meinen Schritt. Ein steiler Rücken noch, das Ziel ist schon zu sehen.

Die letzten 100 Meter laufe ich über den Gletscher über die Ziellinie, die gleichzeitig der Startschuss ist für ein Feuerwerk der Gefühle. Was war das für ein Tag. In knapp elf Stunden aus der Stadt auf den Gletscher, getragen von unzähligen Anfeuerungen an der Strecke, begleitet vom Gebimmel der Kuhglocken, umrahmt von der atemberaubenden Bergwelt. Im Duden steht unter „Ultra“ unter anderem „in höchstem Maße“. Trifft auf den Stubai Ultratrail in jeder Hinsicht zu.