Der 13. Arlberg Giro in St. Anton am Arlberg war geprägt von Emotionen und sportlichen Topleistungen. 1.200 Teilnehmer:innen nahmen die legendäre Strecke über 142 Kilometer und 2.400 Höhenmeter in Angriff. Der Schweizer Andrin Züger und die Britin Amalie Cooper setzten sich bei spannenden Rennverläufen durch. Für die zahlreichen Hobbysportler:innen ging es aber nicht um Siege, sondern ums Genießen der fantastischen Landschaft, der perfekten Organisation und des ultraharten Anstiegs auf den Kops-Stausee, weil die Originalstrecke über die Silvretta Hochalpenstraße heuer gesperrt war. SPORTaktiv war mit Geschäftsführer Alfred Brunner LIVE DABEI.
Wenn die professionellen Touristiker:innen Tirols einen Sportevent organisieren, dann hat das immer Hand und Fuß! Chapeau an den Direktor des TVB St. Anton am Arlberg, Martin Ebster, und sein Team (Danke an Yannick und Katharina für die Betreuung vor Ort!). Die Faszination zweier legendärer Berge – Arlbergpass und Silvretta – zog Rennradfahrer:innen aus vielen Ländern an. Der Regen beim Start war nach einer knappen Stunde vorbei, danach herrschten perfekte, kühle Rennradmarathon-Temperaturen. Die frühmorgendliche Straßensperre auf den Arlbergpass war eine Wohltat, jede:r fand somit in Ruhe sein eigenes Tempo. In der ersten Abfahrt durchs Klostertal – durch Stuben, Langen, Klösterle und Dalaas – bildeten sich auch für Hobbysportler:innen kleine Gruppen, um mit Speed Richtung Bludenz zu rollen. Anschließend folgte für mich eine neue Landschaft, nämlich das wunderschöne Montafon mit bekannten Wintersportorten wie Schruns, St. Gallenkirch und Gaschurn.
Danach wurde es knackig: Es ging diesmal nämlich nicht über die touristische Silvretta-Hochalpenstraße auf die Bielerhöhe, sondern links weg auf den Stausee Kops und auf das Zeinisjoch (1.822m). In Summe waren rund 10 Kilometer mit 800 Höhenmetern zu bewältigen – von Kilometer 2 bis 9 jedoch fast durchgehend megasteil! Auf diesen superharten 7 Kilometern mit 650 Höhenmetern spielte sich, passend zum Sonntag, eine Rennrad-Prozession ab: Jede:r in sich gekehrt, viele sehr leise, einige jammernd, manche bereits vom Rad abgestiegen und gehend. Die Rampen mit 16 % Steigung hinterließen ihre Spuren. Oben wurde es dann aber magisch: Zahlreiche 3.000er-Gipfel „beobachteten“ die Rennradler:innen beim Kämpfen und Genießen zugleich. Es ging weiter mit der legendären, superlangen Abfahrt durchs Paznauntal (Galtür, Ischgl, Kappl, See) – und im Tal angekommen, folgte das letzte Stück zurück Richtung Ziel über Strengen, Flirsch, Pettneu und St. Anton. Das Fazit vom SPORTaktiv-Geschäftsführer ist überwältigend: Gratulation an die perfekte Organisation! Strecke, Ablauf, Verpflegung und auch Stimmung waren top, die gewaltige Landschaft im Westen Österreichs fasziniert sowieso immer. Danke, St. Anton – wir sehen uns wieder, wahrscheinlich eh schon bald im Winter.
Was für ein Tag – voller Emotionen, beeindruckender Landschaften und sportlicher Höhenflüge! Nach dieser persönlichen Rückschau lohnt sich nun auch ein Blick auf die offiziellen Highlights und Stimmen zum Event.
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„Wir wussten, dass der neue Streckenteil eine Herausforderung wird – umso schöner, dass alles so gut funktioniert hat. Die Atmosphäre war großartig, die Leistungen beeindruckend“, zeigt sich Martin Ebster, Direktor des Tourismusverbandes St. Anton am Arlberg, zufrieden. Alle 1.500 Startplätze konnten im Vorfeld vergeben werden, aufgrund der Wetterverhältnisse gingen schlussendlich 1.200 Teilnehmer:innen an den Start – nahezu ebenso viele konnten das Rennen erfolgreich beenden.
Frühe Dynamik & erste Gruppenbildung
Bereits nach den ersten Kurven formierte sich eine starke Spitzengruppe in Richtung Arlbergpass. Nach einem Start bei Nieselregen zeigte sich ab Braz die Sonne – eine Wohltat für die Athlet:innen. In der Abfahrt auf der Arlbergstraße hinunter ins Klostertal gewann das Rennen an Tempo: Bei der ersten Zwischenzeit in Partenen lagen Eva Schien (GER) und Jack Burke (CAN) in Führung.
Besonders herausfordernd war der neu integrierte Anstieg durchs Ganifertal. Der neue Streckenteil wurde von den Fahrer:innen sehr positiv aufgenommen, wie Jack Burke bestätigt: „Dieser neue Streckenteil war überraschend, unfassbar schön und eine tolle Herausforderung, weil er ganz anders ist als die Bergstraßen, die man sonst bei solchen Veranstaltungen fährt.“ Im Ganifertal überraschte das MYVELO Pro Cycling Team mit einem Angriff: Andrin Züger übernahm das Kommando und sicherte sich in der Bergwertung den Titel „King of the Mountain“.
Abfahrt & Formationswechsel
In der technisch anspruchsvollen Abfahrt ins Montafon lieferten sich Jack Burke und Rene Pammer ein sehenswertes Duell, während Andrin Züger weiterhin stark vorne fuhr. Die Führungsgruppe umfasste nun fünf Fahrer mit Simon Oppel auf Platz vier und Christian Oberngruber auf Platz fünf – dahinter tat sich eine erste Lücke auf. „Wir sind stolz, dass so viele starke Fahrer:innen den Arlberg Giro als Fixpunkt einplanen“, erklärt Martin Ebster.
In Galtür setzte sich schließlich jene Dreierformation ab, die das Rennen prägen sollte: Andrin Züger (SUI), Jack Burke (CAN) und René Pammer (AUT). Der Schweizer ließ sich von den Verfolgern einholen – und gemeinsam fuhren die drei als taktisch klug agierende Spitzengruppe weiter.
Starke Auftritte bei den Damen
Auch bei den Damen wurde von Beginn an hohes Tempo gefahren. Beim Kops-Stausee, dem höchsten Punkt der Strecke, erreichte Corina Pichler als Erste die Bergwertung – rund 15 Minuten hinter der Herren-Spitze –, damit erhält sie den begehrten Titel „Queen of the Mountain“. Amalie Cooper, die als Britin für ein österreichisches Team fährt, war im Spitzenfeld gemeinsam mit Eva Schien unterwegs – angeführt von Dominik Amann, der Zweiter beim Internationalen Radkriterium wurde und heute als Pacemaker agierte.
Spannung bis zum Schluss
Während sich das Hauptfeld noch auf viele weitere Stunden Fahrzeit einstellen muss, beginnt für die führenden Athlet:innen bereits die entscheidende Schlussphase. 15 Kilometer vor dem Ziel greift Andrin Züger wieder an: Er geht in die Offensive und übernimmt erneut die Spitze. Im letzten Anstieg nutzt der Schweizer seine Stärken, zieht das Tempo an und reißt eine Lücke auf.
Burke und Pammer reagieren prompt, gehen aus dem Sattel, erhöhen die Frequenz – doch der Abstand wächst: 15, 20 Sekunden trennen sie vom Führenden. Züger fährt unbeirrt weiter, schnurstracks Richtung Ziel. Der Fahrer des MYVELO Pro Cycling Teams zieht seinen Solo-Ritt durch, wie schon zuvor am Kops-Stausee. Ein starker Auftritt des Schweizers – und ein packendes Finale für den Arlberg Giro. Bei den Damen kann sich schließlich Amalie Cooper vor der Deutschen Eva Schien und der Österreicherin Corina Pichler durchsetzen.
Ein Wochenende voller Höhepunkte
Mit dem Night-Sprint am Freitag, dem internationalen Radkriterium am Samstag und dem Arlberg Giro am Sonntag bot St. Anton am Arlberg auch 2025 ein Rennwochenende der Extraklasse. Packende Duelle, neue Streckenhighlights und emotionale Zieleinläufe vor großer Kulisse machten die 13. Ausgabe zu einem echten Fest für den Radsport. Die Kombination aus professioneller Organisation, landschaftlicher Schönheit und sportlicher Herausforderung zeigt einmal mehr: Der Arlberg Giro ist mehr als ein Rennen – er ist ein Erlebnis.
Ergebnisse Arlberg Giro 2025 im Detail
DAMEN
- Amalie Cooper | AUT | Union Raiffeisen Radteam Tirol | 4:08:20,0
- Eva Schien | GER | Radsport Team Gaimersheim | 4:08:27,4
- Corina Pichler | AUT | St. Martin im Mühlkreis | 4:08:27,8
- Belinda Holzer | AUT | Union Raiffeisen Radteam Tirol | 4:13:23,6
- Deborah Veerman | NED | Team Velopro Alphamotorhomes | 4:13:35,7
HERREN
- Andrin Züger | SUI | MYVELO Pro Cycling Team | 3:34:57,3
- Jack Burke | CAN | 3:35:39,9
- Rene Pammer | AUT | St. Johann am Wimberg | 3:35:52,5
- Simon Oppel | AUT | RadUNION | 3:44:02,6
- Christian Oberngruber | AUT | Putzleinsdorf | 3:46:17,1
King & Queen of the Mountain – Ganifertal 2025
- King: Andrin Züger | SUI | 0:24:44,8
- Queen: Corina Pichler | AUT | 0:31:43,9
Weitere Ergebnisse unter: www.pentek-timing.at
INFOS ZUM STRECKENVERLAUF: Premiere im Ganifertal – mehr Steigung, mehr Spannung
Aufgrund einer Sperre der Silvretta-Hochalpenstraße musste der Giro 2025 über eine bereits im Vorfeld vorbereitete Ausweichroute geführt werden: Die neue Route über das Ganifertal entpuppte sich als sportliches und landschaftliches Highlight. Nach dem Start in St. Anton am Arlberg um 07:00 Uhr und dem klassischen Anstieg über den Arlbergpass führte der 142 Kilometer lange Kurs mit 2.400 Höhenmetern ins Montafon, wo bei Kilometer 72,5 die Abzweigung ins Ganifertal wartete.
Dort begann der neue Scharfrichter: ein rund 9 Kilometer langer Anstieg mit durchschnittlich 9,1 % Steigung und Rampen bis zu 16 %. Die schmale, asphaltierte Straße hinauf zum Kops-Stausee forderte Mensch und Material. „Das war definitiv nichts für schwache Beine“, so Ebster. Nach einer Labestation am See ging es über die Zeinisjochstraße in eine technisch anspruchsvolle Abfahrt Richtung Wirl – und weiter durch das Paznauntal retour nach St. Anton am Arlberg.
Alles Infos zum Event: arlberg-giro.com