Skitourengehen ist in aller Munde. Einfach und gefahrlos soll es sein. Abends und bei Schneemangel sollte es auch möglich sein. Ist die Lösung also, Pisten auf Skiern bergauf zu steigen? Versuch einer Bestandsaufnahme eines lange schwelenden Streits. und Lösungsansätze in Österreich auf einen Blick.

Von Oliver Pichler


Skitourengeher, die am Pistenrand nach oben gegangen sind, hat es immer gegeben. Der Unterschied: Einst war Skitourengehen ein Sport weniger Bergfexe. Und Schnee – ja, Naturschnee – gab es in verlässlicher Menge. Heute ist es ein Massensport mit über 500.000 Ausübenden in Österreich. Viele Sportler, die im Sommer als Läufer oder Mountainbiker unterwegs sind, entdecken wie auch zahlreiche Pistenskifahrer das Skitourengehen für sich. Nur logisch, dass sich mancher, der die Sportart gerade erst entdeckt, abseits gesicherten Geländes unwohl fühlt. Gleichzeitig entpuppt sich Schnee öfter als Mangelware. Da ist es naheliegend, dass Skitourengeher hin zu den beschneiten Pisten strömen.

ENDLOS-DISKUSSIONEN
Die Folge ist eine heiße Diskussion auf Basis explosiver „Zutaten": Da viele kaum erfahrene oder gänzlich unerfahrene Skitourengeher. Dort wenige aufwendig beschneite und präparierte Pisten – speziell in der ersten Saisonphase. Skifahrer, die auf diesen Pisten, teils weit jenseits ihrer Leistungslevels ins Tal kurven. Interessen des Sporthandels und der Skigebiete. „Die Natur gehört allen"-Denker, die zur Durchsetzung ihrer Sichtweise mitunter Lebensgefahr in Kauf nehmen. Skigebietsbetreiber, die sich einzig ihren zahlenden Gästen, den Skifahrern verpflichtet fühlen ... Man wundert sich nicht über die seit Jahren schwelende Diskussion.

SOFORT-LÖSUNG
Dabei wollen fast alle Pistenskitourengeher einfach ihren Sport ausüben. Im Kern sind drei zentrale Punkte zu beachten, um auf der sicheren Seite zu sein:

  • Ausschließlich Routen benützen, die von Skigebietsbetreibern freigegeben sind.
  • Vorgegebene Benützungszeiten einhalten.
  • Etwaige geringfügige Benützungsbeiträge, oft fürs Parken, entrichten.

Insgesamt ist Pragmatismus gefragt: Es geht ums Naturgenießen. Ums sportliche Auspowern nach einem stressigen Tag. Oder darum, für die nächste große Tour zu trainieren. Wer will sich dabei schon in Rechtsstreitigkeiten oder Lebensgefahr begeben? Stichwort Lebensgefahr – die besteht vor allem abends: Pistengeräte hängen oft an Hunderte Meter langen Stahlseilen, die man im Dunkeln nicht sehen kann, aber umso dramatischer spürt. Beschneiungsanlagen, Schläuche u. ä. sind weitere Hindernisse mit Verletzungspotenzial. Und nach Präparierung muss die Piste aushärten, damit die zahlenden Skifahrer am nächsten Tag ebene Pistenteppiche statt Pisten mit durchgefrorenen tiefen Furchen vorfinden.

LANGFRISTIGE LÖSUNG
Kurzfristig hat es also jeder Pistentouren­geher selbst in der Hand. Langfristig kann der Einzelne nur hoffen. Klar ist, es sind verlässliche Angebote zu schaffen, die Pistenskitourengehen ermöglichen! Dabei sind Sportfachhandel, Ski- und Outdoor-Industrie, Tourismus­organisationen, Seilbahn- bzw. Skigebietsbetreiber, alpine Vereine und Ski­tourengeher-Organisationen, Bergführer und Outdoor-Experten sowie interessierte Skitourengeher gemeinsam gefordert. Bis es noch mehr kluge Angebotslösungen (wie unten aufgelistet) gibt, heißt es für den Einzelnen: Dort unterwegs zu sein, wo es erlaubt ist, um sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren zu können.

WO PISTENGEHER WILLKOMMEN SIND
Hochwurzen, Schladming, SteiermarkEigene Aufstiegsroute ab Talstation Gipfelbahn Hochwurzen. Tagsüber und am Abend (mehrmals wöchentlich) benutzbar. Talfahrt nach Pistenschluss auf eigener Skiroute (17–19 Uhr). Hochwurzen-Pistenskitourengeher-Meeting für jedermann Mitte November. Web: www.planai.at
Gerlitzen Alpe, Arriach, KärntenTour ab Talstation Klösterlebahn, im Nahbereich der Klösterle-Piste auf den Gerlitzen-Gipfel. Täglich zu Pistenöffnungszeiten. Skitourengeher-Ticket bei der Liftkassa. Web: www.gerlitzen.com
Dreiländereck, Arnoldstein, KärntenDonnerstagabend (17-22 Uhr) Aufstiegs- & Abfahrtsmöglichkeit auf der Talabfahrt. Web: www.3laendereck.at
Rauris, Salzburger LandZwei tagsüber nutzbare Skirouten. Start bei Talstationen Hochalmbahn und Kreuzbodenbahn. Kluge Kombitickets, sehr gutes Markierungssystem.
Web: www.raurisertal.at
Ronachkopf, Thumersbach am Zeller See,
Salzburger Land
Direkt aus Thumersbach am Nordufer des Zeller Sees auf präparierter Route auf den Ronachkopf. Tagsüber und am Abend. Web: www.schmitten.at
Leogang, Salzburger LandDienstag und Freitag (18-22 Uhr) Skitourengeher-Abend ab Steinbergbahn Talstation samt Talfahrt auf der Steinbergpiste. Web: www.leoganger-bergbahnen.at
Wurzeralm, Pyhrn-Priel-Region, Oberösterreich Präparierte „Skitourengeherspur" neben der Standseilbahn auf die Wurzeralm. Täglich zu Ski-Betriebszeiten benutzbar. Parkplatz: EUR 5,–. Zusätzlich Mittwoch Skitourengehen bei Nacht (bis 22 Uhr).
Web: www.hiwu.at
Nachtskitouren rund um Innsbruck, TirolSkigebiete rund um Innsbruck bieten seit Jahren an wechselnden Abenden an, Pistenskitouren zu gehen. Web: www.tirol.gv.at/pistentouren
Rosshütte, Seefeld & Patscherkofel,
Innsbruck, Tirol
Jeweils Tages-Aufstiegsmöglichkeiten für Skitourengeher ab Talstation der Bergbahnen. Web: www.rosshuette.at/ www.patscherkofelbahn.at
Pitztaler Gletscher, Mittelberg im Pitztal, TirolNeuer „Skibergsteigerpark" ab Spätherbst am Pitztaler Gletscher.
Web: www.pitztaler-gletscher.at
Mönichkirchen am Wechsel & Annaberg bei
Mariazell, Niederösterreich
Donnerstag „Pistentourengeher-Abend": Nach Liftschluss bis 20.30 Uhr Aufstiegs- und Abfahrtsmöglichkeiten in beiden Gebieten.
Web: www.schischaukel.net / www.annabergerlifte.at
Brandnertal, VorarlbergDienstag nach Skibetriebsschluss Skipistentouren-Möglichkeiten ab Talstation Bürserberg und ab Talstation Palüdbahn (jeweils bis 22 Uhr).
Web: www.brandnertal.at


Anmerkung der Redaktion:
Das Thema ist unverändert heiß. Das haben viele Gespräche gezeigt, die wir in den letzten Monaten zum Pistentourengehen geführt haben. Wir haben Meinungen eingeholt. Standpunkte besprochen. Zig kluge, nachvollziehbare Gedanken und Argumente gehört. Gesprächspartner waren u. a.: Georg Bliem (Planai & Hochwurzen), Kornel Grundner (Leogang), Klaus Herzog (Nassfeld), Helmut Holzinger (Hinterstoder-Wurzeralm), Hansjörg Kogler (Westendorf), Wolfgang Krainer (Feld am See), Klaus Kranebitter (SnowHow, Innsbruck), Arthur Moser (Hauser Kaibling), Karl Posch (Sport Consult, Gosau), Michaela und Martin Wulschnig (Bad Kleinkirchheim).


Auch interessant ...