Wärmend, winddicht, sportlich schick. Wenn die Tage kürzer und die Bedingungen wechselhaft werden, kramt der Bergsportler im Schrank nach der perfekten Jacke und sucht in Wirklichkeit ein Tier: die eierlegende Wollmilchsau. Wir suchen mit.

Von Christoph Heigl


Indianer haben mit Alpinismus im Regelfall so viel zu tun wie Österreicher mit dem Heiligen Berg der Apachen. Und doch scheinen sie unsere Berge gut zu kennen, denn von ihnen ist eine Wetter-Weisheit überliefert, die man in den Almhütten bedenkenlos in jedes Zierkissen sticken könnte: Akzeptiere, dass du dich nach dem Wetter zu richten hast. Es ist älter – überlasse ihm höflich den Vortritt!

Nach jedem Wetter richten, das ist im Herbst eine Herausforderung. In den Morgen- und Abendstunden rutschen die Temperaturen gegen null, in der Sonne kann es aber noch spätsommerlich warm sein. Und damit lassen wir wieder die eierlegende Wollmilchsau von der Leine, denn wenn man keinen Riesenrucksack mitschleppen will, sucht man sie, diese Lieblingsjacke, die möglichst alles kann (so lange es nicht dauerregnet).

SOFTSHELL
Viele werden sich eine Softshell-Jacke schnappen. Die buchstäblich „weiche Hülle" löst den Spagat zwischen atmungsaktiv und winddicht sowie wetterfest (zumindest bei leichtem Regen) am besten, gibt dem Sportler viel Bewegungsfreiheit und ist robust. Das alte Spiel „Jacke auf-Jacke zu" bei wechselnden Bedingungen beherrscht die Softshell blind, Ventilationsreißverschlüsse unter den Achseln, sogenannte „Pit-Zips", helfen beim Regulieren.

Nähte und Reißverschlüsse sollten bei den Topprodukten schon dicht sein – eine robuste Hardshell-Jacke für härtere Abenteuer und wirklich nasse Bedingungen kann sie freilich nicht ersetzen. Dafür ist man mit einer modischen Softshell selbst in der Stadt und im Alltag immer vorne dabei und verströmt den Esprit des wetter- und fitnessbeständigen Outdoor-Überlebenden.


DAUNE
Was den modischen Auftritt anlangt, gilt das im selben Maß für den zweiten Kandidaten, die Daunenjacke. Auch sie schmiegt sich an den Körper, schaut nach aktiver Freizeit aus und macht vieles mit. Die echte Daunenjacke punktet vor allem mit ihrem tierisch niedrigen Gewicht. Es braucht bis zu einer Million Daunen (dem Untergefieder von Gänsen und Enten), um ein Kilogramm zu erreichen. Sie schaffen Luftpolster, speichern dadurch Wärme und sorgen für eine effektive Isolationsschicht. Damit die Daunenfüllung innerhalb der Jacke nicht verrutscht, wird sie in abgegrenzte Kammern eingenäht. Trotzdem kann man sie sehr klein zusammenpacken. Auch ein Alleskönner? Fast – bloß eines mag die Daune gar nicht: Nässe.

PRIMALOFT
Weil es im Herbst aber eben doch oft feucht werden kann, gibt es als Lösung künstliche Daunen-Imitate. Primaloft, in den 1980ern entwickelt für die US-Armee, kommt ganz friedlich ohne tierische Materialien aus, ist imprägniert und bleibt deshalb auch bei moderater Nässe schön bauschig. Im kleinen Packmaß, bei der Wärmeleistung und beim angenehmen Tragegefühl stehen sie echten Daunenjacken kaum nach. „Indem wir ein hoch leistungsstarkes synthetisches Material anbieten, können Marken das Design, die Ästhetik und den Herstellungsprozess eines Daunenprodukts nachbilden", erklärt Primaloft-Managing-Director Jochen Lagemann.

HYBRIDE
Seit Kurzem strömen Hybrid-Konstruktionen auf den Markt, die unterschiedliche Stoffe kombinieren: etwa Daune mit atmungsaktiven Kunstfasern, Fleece oder Wolle. Die Gestaltung der Jacken folgt der Theorie, dass manche Körperzonen mehr Wärme, andere eine bessere Belüftung benötigen („Bodymapping"). Dazu kommt eine wind- und wasserdichte Oberfläche, und fertig ist der nächste Alleskönner. Indianerehrenwort!


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