So entstehen die Bretter, die uns Wintersportlern die Welt bedeuten.

von Lukas Schnitzer und Thomas Polzer


Neue Ski? Am besten kaufen, anschnallen, tiefe Furchen in den Schnee ziehen – doch wo kommen die Bretter eigentlich her? Und wieso fahren sie sich so, wie sie sich eben fahren? Thorsten Steiner, Marketing- und Communication-Manager Austria bei Blizzard, hat uns durch „seine“ heiligen Hallen der Produktion in Mittersill geführt. Anja Blie­ninger, Produktmanagerin bei ­Völkl, gab ihrerseits tiefe Einblicke in die Entstehungs- und Fertigungsprozesse der Straubinger. Die Geschichte eurer Ski? Schreibt sich in etwa so …

Zu Beginn steht die Idee
Ganz zu Beginn eines „Skilebens“ steht eine nüchterne Analyse, wie Anja Blieninger erklärt. „Erst wird ermittelt, was wir in der Kollektion erneuern wollen – etwa ältere Modelle, die ein Update verlangen – oder ob Bedarf nach komplett neuen Modellen besteht.“ Hier fließen einerseits technische Notwendigkeiten und gesellschaftliche Themen – Stichwort Nachhaltigkeit – mit ein, der vielleicht wichtigste Punkt ist dabei aber immer der Markt, sprich Kundenwünsche. Ist man sich im Klaren, was erneuert werden oder was komplett neu entwickelt werden soll, werden klare Anforderungs- und Spezifikationskataloge hinsichtlich Materialien, Geometrie, Fahreigenschaften und Zielgruppen erstellt. Anhand dieses Lastenheftes macht sich die Entwicklung dann an den neuen Ski, eigens darauf spezialisierte Musterbauer fertigen erste Prototypen.

Diese werden bei Völkl immer in sämtlichen geplanten Skilängen gebaut, um hier echtes Feedback für jede einzelne Länge geben zu können. Am Schnee werden die Ski dann getestet und gemeinsam mit den Entwicklern weiter verfeinert und abgestimmt, bis ein Prototyp den Entwicklungszielen in Sachen Fahreigenschaften am Schnee entspricht. Je nach verwendeter Technologie und „Neuheitsgrad“, sind da bei sehr komplexen Entwicklungen schon mal 14 bis 18 ­Loops (Prototypenserien im Schneetest) mit jeweils 1 bis 4 Skiern notwendig, bis ein Ski final entwickelt ist. Bevor er in Serie geht, wird nochmals in einer Kleinserie (Nullserie) der „Serienbau“ getestet, dann ist der Ski im Straubinger Völkl-Werk produktionsbereit.

So wird gebaut
Im Herzen der meisten hochwertigen Ski steckt ein Holzkern, oft bestehend aus einem Laminat verschiedener Hölzer, um die letztlich gewünschten Eigenschaften zu erzielen – möglichst leicht beim Tourenski, hart und präzise beim Racer, etwas weicher für All Mountain. Vorrangig kommen hier bei Blizzard Esche, Buche, Pappel und das leichte Paulownia zum Einsatz. Der Kern wird in High-Tech-Maschinen millimetergenau zugefräst. Belag, Stahlkanten, Untergurt (Material unter dem Kern), Kern, Obergurt (Material ober dem Kern), Topsheet etc. – alle Einzelteile werden vorab in auf den jeweiligen Arbeitsschritt spezialisierten Abteilungen vorbereitet und im Kommissionierbereich gesammelt.

Sind alle Teile da, geht es in die Presse. Dort wird der Ski gemäß seinen Spezifikationen in der Pressform zusammengelegt, erst auf 100° C erhitzt, dann auf 50° abgekühlt und schließlich gepresst. Trueblend- Woodcore nennt Blizzard seine spezielle Holzkernkonstruktion, um welche herum uns Thorsten Steiner exemplarisch den Aufbau eines noch in der Vorserie befindlichen All Mountain Modells zeigt. Erst kommt der Belag, dann die Stahlkanten, Glasfaserlaminate, Titanal, Gummi, Fließ, der Trueblend-Holzkern, Seitenwangen, Endenschoner und eine Einlage in der Schaufel. Normalerweise würde man hier klassisch noch eine Lage Titanal im Obergurt verbauen, welche Blizzard aber für dieses Modell etwas anders denkt – mehr dazu in der Saison 2024/25. Grundsätzlich, so erklärt es Anja Blieninger, braucht jeder Ski in Ober- und Untergurt aufeinander abgestimmte Materialien, damit der fertige Ski bei Belastung und unterschiedlichen Temperaturen auch so reagiert, wie er reagieren soll. In seinen Einzelteilen und im Aufbau, vor allem was Ober- und Untergurt (Dicke und Lage von Titanal, Glasfaser, Lage, Ausrichtung und Güte von Carbon) betrifft, unterscheidet sich jedes Modell individuell. Das Topsheet, also die Grafik am Ski, entsteht im aufwendigen Siebdruckverfahren.

Aber zurück zum exemplarischen Blizzard-Ski. Der Rohski aus der Presse läuft durch eine Qualitätskontrolle, Überstände werden entfernt, Beläge und Kanten in vielen kleinen Schritten geschliffen. In der Endanfertigung werden die Ski schließlich nochmals in Gewicht, Länge, Härte, Vorspannung etc. innerhalb der Toleranzen kontrolliert, Mitarbeiter der „Hochzeitsabteilung“ bilden dann Paare mit möglichst engen Werten. So sind die Ski dann bereit, tiefe Furchen in den Schnee zu ziehen.