Für die Zwillinge Manuel und Hans-Peter Innherhofer (27) aus dem Salomon-Team läuft es derzeit einfach - unabhängig vom Untergrund.

Christof Domenig
Christof Domenig

Im Berglauf und Trailrunning, im Crosslauf – aber auch auf der Straße (Marathon, Halbmarathon, 10 km) oder in der Halle: Kaum ein „Betätigungsfeld“ im Langstreckenlauf, bei dem nicht einer der beiden Innerhofer-Zwillinge aus Neukirchen am Großvenediger (S) schon mit Top­leistungen aufgefallen wäre. Das ist doch, als würde man Riesenslalom und Freeriden zugleich betreiben? Die Anmerkung entlockt den beiden heuer 27 Jahre alt gewordenen Athleten ein Schmunzeln. „Unser früherer Trainer hat Wert darauf gelegt, dass wir auf kurzen Strecken Schnelligkeit trainieren – das ist die wichtigste Basis in jungen Jahren“, erzählt Manuel Innerhofer. Und vielleicht auch ein Teil der Erklärung für die heutige universelle Stärke der beiden. 

Nach den Anfängen über 3000 m, 5 und 10 Kilometer kamen sie über den Halbmarathon (Manuel war auch hier schon Staatsmeister) zum Berglauf, das Training dafür lief lange nur nebenbei. Mittlerweile sehen sich beide – ohne Trainer, sie schreiben sich ihre Trainingspläne selbst – in erster Linie als Berg- und Trailläufer, die aber auch im Straßenlauf unverändert Ambitionen haben: Hans-Peter lief beim Rotterdam-Marathon 2:21:24, wobei noch deutlich mehr drin war, wie er sagt. „Bis Kilometer 35 war ich auf Kurs zu einer 2:16er-Zeit, dann habe ich leider Magenprobleme bekommen. 2:16, 2:17 sollten im Marathon drin sein.“ 2023 ist jedenfalls die Berg­lauf-Heim-WM in Innsbruck in der ersten Saisonhälfte das große Ziel beider Innerhofers, im Herbst 2023 soll es ein Straßenmarathon sein.

Platz 4 und 6 bei der EM
Der Reiz am Traillaufen? „Dass es viel mehr Einflussfaktoren gibt: die Streckenbeschaffenheit, ob steil oder technisch, die Vepflegung, die Ausrüstung. Beim Straßenlauf kannst du zu 99 Prozent sagen, dass der mit der 27er-Bestzeit auf 10 km am Ende schneller sein wird als der mit 29er-Zeit – im Trail kann man das dagegen überhaupt nicht voraussagen“, erklärt Hans-Peter. Und: „Du hast im Traillaufen auch die größeren Emotionen – auch wenn das nicht leicht zu erklären ist.“ 

Apropos Emotion: Heuer zeigten die Innerhofers bei der Berglauf-­EM auf La Palma auf: ­Manuel wurde Vierter, Hans-Peter Sechster in dem Klassefeld –  EM-Platz sechs auf La Palma war für Hans-Peter heuer zugleich der größte Erfolg, sagt er, „im Ziel haben mich die Emotionen gepackt“. Die beiden Brüder waren weite Teile gemeinsam gelaufen, am Ende nur zehn Sekunden getrennt. 

„Unzertrennlich“ sind die Laufzwillinge deshalb nicht – je nach Saisonphase trainieren sie zwar viel gemeinsam, in anderen Phasen wieder jeder für sich, auch die Wettkämpfe beider überschneiden sich nur teilweise. Schon ihr Werdegang  gestaltete sich unterschiedlich: Nach gemeinsamen Anfängen im Langlauf bzw. Biathlon begann Manuel mit 15 mit dem Laufsport, da schnürte Hans-Peter noch die Fußballschuhe. Erst ein Jahr später sattelte auch Hans-Peter aufs Laufen um. Auch mit aktuellen Erfolgen sind beide übrigens „Feierabend-­Sportler“: Manuel arbeitet als Seilbahntechniker, Hans-Peter bei den Bundesforsten. Bis vor Kurzem waren beide vollzeitbeschäftigt, heuer konnten sie dank Sponsoren die Arbeitsstunden zugunsten des Sports etwas reduzieren.

Für Manuel Innerhofer lief 2022 auch das Saisonfinale richtig stark: Beim Abschluss der Golden Trail World Series auf Madeira, lief der Salzburger auf den fünften Gesamt­rang in dem 5-tägigen Rennen mit 109 km. Dabei hatte er sich erst über einen zweiten Platz in der deutschsprachigen Serie die Startberechtingung für den World-Series-Event geholt. „Ich hab mir im Vorfeld nichts erwartet gegen die Weltbesten – das war sicher meine stärkste Leistung heuer“, so Manuel. Der Lohn: 2023 ist er bei allen Läufen der Golden Trail World Series startberechtigt und bekommt von Salomon, dem Haupt­sponsor der Serie, auch die Reisen zu den Rennen finanziert.