Mehr Komfort, bessere Belüftung, durchdachtes Design – moderne Wanderrucksäcke helfen dabei, dass das Unterwegssein in der Natur noch mehr Freude bereitet. So kommst du weder bei der Auswahl noch auf Touren ins Schwitzen.

Christof Domenig
Christof Domenig

Wer gern wandert, braucht einen hochwertigen, funktionalen Rucksack. Doch wer sich heute für ein Modell entscheiden will, steht vor einer Vielzahl an Optionen und nicht wenigen Fragen: Netzrücken oder Kontaktrücken? Wie wichtig ist Wasserdichtigkeit? Und was macht einen Rucksack wirklich bequem? Wir haben von Bernhard Kalt von Intersport und Christoph Jauth von Gigasport spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Trends erhalten.

Wo sich jüngst viel getan hat, das sind die Tragesysteme. In der Frage „Netz- oder Kontaktrücken“ gibt es heute etliche Optionen. „Wir sehen einen Trend hin zu Kontaktrücken“, sagt Bernhard Kalt. Was früher als schweißtreibende Angelegenheit galt, wurde durch technologische Fortschritte deutlich verändert: Luftkanäle, atmungsaktive Materialien und clevere Polsterungen sorgen dafür, dass moderne Kontaktrücken deutlich besser belüftet sind als ihre Vorgänger. Christoph Jauth betont dabei die ergonomischen Vorteile: „Ein Gewicht nahe am Körper zu tragen ist effizienter. Es kostet weniger Energie, als wenn der Rucksack durch ein Netzsystem vom ­Rücken weggehalten wird.“

Dennoch haben Netzrücken weiter ihre Berechtigung. „Gerade bei leichten Wanderungen und wenn ich hauptsächlich bei Schönwetter unterwegs bin, bieten sie hohen Tragekomfort“, so Kalt. In Skandinavien etwa, wo früher fast ausschließlich Kontaktrücken verkauft wurden, steigt inzwischen die Nachfrage nach Netzrückenmodellen, weiß der Intersport-Experte. Zusammengefasst: Netzrücken bieten nach wie vor die beste Belüftung, Kontaktrücken hingegen eine bessere Lastenkontrolle und mehr Innenvolumen bei gleicher Größe, weil die Krümmung des Netzes wegfällt.

Weitere Auswahlkriterien
Die wichtigste Frage beim Kauf eines Rucksacks: Wofür brauche ich ihn? „Wer nur eine Nachmittags- oder Tageswanderung macht, kommt mit 18 bis 20 Litern aus“, sagt Kalt. Mit ein Grund: Textilien sind heute viel leichter und kleiner packbar als anno dazumal. „Mehrtagestouren verlangen aber nach mindestens 38 bis 40 Litern.“

Für Christoph Jauth eine wichtige Frage: Will man den Rucksack vielfältig einsetzen? „Ein echter Allrounder wie beispielsweise der Ortovox Traverse ist für viele Aktivitäten geeignet: Wandern, Skitouren, Radfahren, Klettern“, so Jauth.  Ein weiterer Trend: Rucksäcke mit verschweißten Nähten und wasserdichten Materialien. „Viele Marken bieten mittlerweile Modelle, die weitgehend ohne zusätzliche Regenhülle auskommen“, erklärt Kalt. „Für Leute, die viel draußen sind, ist das ideal.“ Allerdings bringen diese Rucksäcke ein etwas steiferes Material mit – sie sind robust, aber weniger geschmeidig. Für Gelegenheitswanderer sei eine Regenhülle die praktischere Lösung.

Komfort und Ergonomie
Besonders bei größeren Rucksäcken ist die Ergonomie zentral. „Je größer das Volumen, desto wichtiger wird die Passform – bei den Trägern, der Rückenlänge und dem Hüftgurt“, so Kalt. Viele Hersteller bieten Damenmodelle mit kürzerem Rücken, schmaleren Schulterträgern und angepasstem Brustgurt. Aber auch bei Unisex-Modellen ist die individuelle Einstellung entscheidend. „Wie beim Bikefitting sorgen wir im Fachhandel dafür, dass der Rucksack einfach gut sitzt“, ergänzt Jauth.

Moderne Rucksäcke punkten auch durch clevere Details. „Eine kleine Tasche am Schultergurt für Sonnenbrille oder Müsliriegel ist total gefragt“, weiß Jauth. „Bauchtasche, Bodenfach, Helmnetz – das sind kleine Features, die Kunden wirklich schätzen.“

Auch das Gewicht auf Tour spielt eine zunehmend wichtige Rolle. „Viele wollen möglichst leicht unterwegs sein – und trotzdem gut organisiert“, sagt Kalt. Durch neue Materialien und durchdachtes Packmanagement lassen sich auch bei kleineren Rucksäcken alle Utensilien unterbringen. Übrigens: Man sollte nicht mehr als 20 Prozent vom eigenen Körpergewicht tragen, betonen beide Experten.

Experten-Tipps

Rucksack richtig einstellen 
Vor allem bei viel Gewicht am Rücken kommt es auf die richtige Lastverteilung und die korrekte Einstellung an. Je größer der Rucksack, desto vielfältiger sind daher meist die Verstellmöglichkeiten. So stellt man seinen Rucksack richtig ein:

  • mit realistischem Gewicht beladen (Gewichtsäcke im Shop, Kletterseile ...)
  • Rückenlänge richtig einstellen – das geht bei manchen Modellen auch im Tragen
  • Hüftgurt schließen und einstellen: etwa 70 % des Gewichts sollten auf der Hüfte liegen
  • Länge der Schultergurte korrekt einstellen
  • Brustgurt schließen und einstellen
  • anschließend über Lastenkontroll­riemen am Hüftgurt und im ­Schulterbereich den Rucksack näher an den Körper ziehen

Rucksack richtig packen
Auch hier gilt: Je größer der Rucksack, je schwerer die Last, desto wichtiger ist die Lastverteilung für ein komfortables und sicheres Gefühl beim Gehen. Es empfiehlt sich, den Rucksack gedanklich in vier Teile zu teilen:

  • ganz unten soll nicht zu viel Gewicht platziert werden – ein Schlafsack etwa passt hier gut. „Viele geben das Schwerste nach unten“, weiß Bernhard Kalt, „das Problem ist aber, dass dann ein Hebel entsteht, der an den Schultern zieht“
  • die schwersten Teile sollen in die Mitte nah am Rücken platziert werden
  • mittelschwere Dinge kommen in der Mitte nach außen
  • im Deckelbereich sind Kleinteile, die man tagsüber immer wieder braucht, richtig platziert

Langlebig – und ­oft PFAS-frei
Nachhaltigkeit ist auch bei Rucksäcken ein wichtiges Thema. „Die meisten halten sehr lange – viele werden ausgetauscht, weil sie optisch nicht mehr gefallen, nicht, weil sie kaputt sind“, berichtet Kalt. Dennoch setzen immer mehr Hersteller auf Reparierbarkeit. Aber auch auf recycelte Materialien, etwa aus PET-Flaschen, „auch bei Schnallen und Gurtbändern geht der Trend klar zu recycelten oder nachhaltiger produzierten Materialien“. Und: Eine umweltfreundliche chemische Ausrüstung, Stichwort PFAS-frei, wird immer mehr zum Standard, nicht zuletzt durch Gesetzesverschärfungen.

Man sieht: Der ideale Rucksack ist so individuell wie sein Träger. Wer sich im Fachhandel beraten lässt, bekommt nicht nur einen passenden Begleiter, sondern profitiert auch von der Expertise zu Themen wie Ergonomie, Nachhaltigkeit und Materialauswahl. Und das hilft garantiert, um seinen Begleiter für viele Jahre zu finden.