Er gehört auch in der Hobbyfraktion längst zum Triathlon-Equipment dazu wie Fahrrad und Laufschuhe: der Neoprenanzug, Kult gewordenes Outfit der Ausdauer-Dreikämpfer. Über Innenleben und Außenwirkung dieser „zweiten Haut“. Welchen Zweck der Neoprenanzug beim Triathlon erfüllt und worauf du achten solltest, hat unser Triathlon-Experte Stefan Leitner zusammengefasst.

Stefan Leitner

Die Farbe Schwarz dominiert das Starterbild selbst bei jedem Volkstriathlon – kaum ein Teilnehmer, der sich nicht in einen hautengen Neoprenanzug gezwängt hat. Und das hat absolut keine modischen Gründe, sondern ist durch die Bank der Funktionalität dieser gummierten Sportkleidung geschuldet.

Genau das ist auch der Grund, warum wir hier das Innenleben und die Außenwirkung eines Neoprenanzugs genauer unter die Lupe nehmen wollen. Um zum einen allen potenziellen Triathlon-Einsteigern klar zu machen, warum sie um die Anschaffung einer „zweiten Haut“ nicht herumkommen werden; und zum anderen, um zum Start der Saison 2015 bei allen Triathleten das Wissen über ihren Neoprenanzug aufzufrischen: Warum er bei Kälte schützt, wie er beim Schwimmen hilft, wie man ihn anzieht – diese und andere Fragen wollen wir hier beantworten.

WAS IST EIGENTLICH NEOPREN?
Tatsächlich handelt es sich bei diesem Material um einen synthetisch erzeugten Chloropren-Kautschuk, der 1938 von der US-Firma DuPont unter dem Namen Neopren erstmals für isolierende Sportbekleidung eingesetzt wurde. Dieser Markenname wurde dann weltweit zur Produktbezeichnung „Neoprenanzug“, obwohl es längst auch andere Hersteller gibt. Das System funktioniert so: Für die Herstellung der Neoprenanzüge wird der synthetische Kautschuk aufgeschäumt. Bei diesem Vorgang werden viele kleine Gasbläschen eingeschlossen, wodurch das Material hervorragende thermische Isoliereigenschaften bekommt. Je mehr Gasbläschen eingeschlossen sind, desto flexibler und höherwertiger ist das Material. Für Perfektionisten: Aktuell ist Yamamoto 45 das hochstwertigste Neopren.

WARUM HÄLT ER DICH WARM?
Beim Schwimmen sammelt sich zwischen deiner Haut und dem Neoprenanzug ein Wasserfilm an, der sich durch die Körperwärme von innen und die Isolierung nach außen sehr schnell erwärmt. Der eng anliegende Neoprenanzug verhindert beim Triathlon auch, dass das erwärmte Wasser wieder zurück in das kalte Seewasser gelangt – was wiederum erklärt, warum die richtige Passform das Um und Auf für die Funktionalität eines Neoprenanzugs ist.

WIE HILFT ER BEIM SCHWIMMEN?
Die über den ganzen Anzug verteilten kleinen Gasbläschen isolieren nicht nur – sie sorgen vor allem auch für einen enormen Auftrieb des Anzugs. Dieser Auftrieb hilft wiederum schwächeren Schwimmern, im Wasser eine gute Schwimmlage einzunehmen. Und alle Schwimmer werden schneller: Mit dem Gummianzug verringert sich der Wasserwiderstand.

Grundsätzlich sind Neoprenanzüge bei fast allen Triathlonbewerben in Österreich erlaubt – nur bei sehr hohen Wassertemperaturen von über 24,5 Grad sind die schwarzen Häute verboten.
  

Pflegetipps für den Neoprenanzug

WIE WIRD ER GESCHNEIDERT?
Ein Neoprenanzug für den Triathlon besteht aus mehr als 19 verschiedenen Teilen. Diese werden in verschiedener Stärken zu einem Anzug verarbeitet. Neben dem unterschiedlichen Schnitt, auf den die Hersteller setzen, liegt der größte Unterschied aber auch im verwendeten Material. So ist bei guten Modellen das verwendete Neoprenmaterial im Schulterbereich und an den Unterschenkeln meist dünner und dadurch flexibler als im Bauchbereich. Dadurch sparst du bei den Kraulbewegungen zusätzlich Kraft.

WELCHER ANZUG PASST ZU DIR?
Es ist nicht das teuerste Modell eines Herstellers der beste Anzug für einen Athleten, sondern der Anzug, der am besten passt. Entscheidendes Kriterium: Du musst dich im Anzug tatsächlich wohlfühlen wie in einer „zweiten Haut“! Denn ist der Anzug zu eng, ermüden deine Schultern schneller – und ist er zu weit, läuft am Hals Wasser in den Anzug und bremst dich beim Schwimmen.

Am besten ist es, sich bei einem der Testschwimmen, wie sie von Herstellern oder Händlern zum Beispiel auch im Vorfeld von größeren Triathlonevents angeboten werden, beraten zu lassen. Auch ein Vorteil: Bei diesen Testschwimmterminen gibt es immer die aktuellen Modelle zu günstigeren Konditionen! Noch zur finanziellen Orientierung: Gute Einsteigermodelle gibt es ab ca. € 200,–, Mittelklassemodelle sind ab € 400,– zu haben und die absolute Topliga der Neoprenhaut reicht bis € 700,– und mehr.

Auch eine Variante für Einsteiger ist „Leihen statt kaufen“: Zahlreiche Triathlongeschäfte und -Veranstalter bieten Neoprenanzüge zum Ausleihen an, die nach dem Bewerb wieder zurückgegeben werden können. Auch hier bekommst du immer die aktuellen Modelle der Saison zur Verfügung gestellt.

Zwei konrekte Tipps dazu: Beim Linz-Triathlon am Pleschingersee stellen die Veranstalter ein Leih-Neoprenservice zur Verfügung; besonders flexibel kann auch in Wien bei „P3-Trisport“ ein Neoprenanzug geliehen werden: Nach der Bestellung (telefonisch oder über Internet) wird der Neoprenanzug mit der Post zugestellt – nach dem Bewerb ist er wieder mit der Post zu retournieren.

WORAUF MUSST DU ACHTEN?
Modelle der Diskonter oder Schnäppchen aus dem Internet solltes sich potenzielle Käufer ganz genau ansehen. Handelt es sich um einen Tauch- oder Surfneoprenanzug, so kann man mit diesem nur bedingt schwimmen. Neoprenanzüge für den Triathlon sind an der Außenseite extra beschichtet, um den Wasserwiderstand zu verringern; und sie sind, wie zuvor schon gesagt, meist im Schulterbereich dünner und flexibler.

Bei gebrauchten Neoprenanzügen ist es ratsam, die Verkaufsbilder genau zu studieren und ruhig auch den Verkäufer mit Fragen zu löchern: Finden sich an der Oberfläche kleine Risse? Sind Abdrücke von Fingernägeln im Neoprenanzug ersichtlich? Wurde der Neoprenanzug bereits einmal geklebt?

Auch das Alter des Anzuges ist entscheidend: Durch äußere Einwirkungen verliert der Neoprenanzug an Qualität und Komfort. Sonneneinstrahlung, Schwimmen im Chlorwasser oder eine falsche Lagerung im Winter lassen den Anzug spröde werden. Ist ein Modell älter als drei Jahre, solltest du die Finger davon lassen.

WIE ZIEHST DU IHN AN?
Und zum Abschluss noch ein paar Profitipps, wie du am besten in die „zweite Haut“ schlüpfst:

    • Schneide vorher deine Fingernägel kurz, um Reißschäden am Neoprenanzug zu vermeiden. Deine Uhr und den Zeitnahmechip legst du auch erst danach an.
    • Ziehe den Neoprenanzug an einem schattigen Platz am Ufer an. Mit trockener Haut kommst du leichter in deinen Neoprenanzug hinein.
    • Nutze zum Anziehen einen Plastiksack für deine Füße und Arme. Du gleitest so leichter in den Neoprenanzug, und die Gefahr, dass dein Neopren reißt, verringert sich.
    • Wenn du das Material an der Außenseite anfasst, greife sorgfältig in die Falten und ziehe diese immer nur ein kleines Stück nach oben. Dann in die nächste Falte greifen und nach oben ziehen usw.
    • Kontrolliere abschließend den perfekten Sitz des Neoprenanzugs im Schritt, in den Achseln, am Hals und an den Schultern sowie auf ausreichend Bewegungsfreiheit.
        

Neoprenanzug richtig anziehen

Marisa und Stefan Leitner
Marisa und Stefan Leitner

Marisa und Stefan Leitner sind seit Jahren erfolgreiche Triathleten, mit bereits mehrmaliger Qualifikation zu den IRONMAN-Weltmeisterschaften auf Hawaii. Nach individueller Weiterbildung auch in den Bereichen Trainingslehre und Ernährung schufen Marisa und Stefan 2007 die Internet-Plattform www.trinews.at.

www.trinews.at ist das größte österreichische Triathlonportal im Internet. Neben tagesaktueller Berichterstattung aus der Welt des Triathlons gibt es auf trinews.at auch jede Menge Trainings-, Technik- und Ernährungsinformationen für Einsteiger, Hobbysportler und Profis.