In Ernährungsfragen hat sich im Sport in jüngster Zeit bestimmt viel verändert. In meiner Zeit als junger Athlet waren professionelle Ernährungsberater, Ernährungspläne usw. eigentlich gar kein Thema ...

Von Christoph Sumann


In meiner „Vor-Biathlonzeit" – noch bei den ÖSV-Lang­läufern, in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre – waren wir zum Beispiel einmal als Team auf Trainingskurs in der Ramsau stationiert. Versorgt hat uns die Frau von Trainer Walter Mayer – und da haben wir zum ersten Mal auf Ernährungsfragen geachtet. Nicht mit Nährstofftabellen. Aber immerhin so weit, dass es Fleisch oder Fisch gegeben hat, wenn ein Krafttraining anstand, oder Kohlenhydrate vor den langen Ausdauereinheiten ...

Das ist heute sicher ganz anders. Aber ich muss auch ehrlich sagen: Ich hab mich auch später (bis auf eine Ausnahme, auf die ich gleich komme) nie großartig mit Ernährungsfragen beschäftigt, und bin eigentlich immer gut damit gefahren. Natürlich hab ich nicht wahllos gefuttert (beim Kalorienverbrauch, den man als Biathlet hat, wäre das zumindest auf der Waage kaum aufgefallen ...) – aber ich hab zum Beispiel nie einen Ernährungsberater gebraucht. Die Tüftelei, die viele rund ums richtige Essen und Trinken im Sport betreiben, war mir immer fremd. Süßspeisen kann ich zum Beispiel nur schwer widerstehen, und will es auch gar nicht: Essen hat für mich immer mit Genuss zu tun, nicht mit Selbstkasteiung.

Die schon erwähnte Ausnahme: 2007/08 war eine echte Seuchensaison, in der ich jeden Infekt aufgerissen habe. Ich war durchgehend krank, die Atemwege ständig verschleimt und habe keine Resultate zustande gebracht. Da hab ich bei unterschiedlichen Stellen Hilfe gesucht und mich auf ein Experiment eingelassen. Auf Anraten eines Mediziners habe ich alle Kuhmilchprodukte vom Speiseplan gestrichen. Das Konzept stammt aus der „Holopathie" – einem ganzheitsmedizinischen Ansatz, der darauf abzielt, energetische Blockaden zu lösen und Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Der Anfang war hart. Milch, Joghurt, Käse und Co. zu streichen bzw. durch Alternativen zu ersetzen, bedeutete einen ordentlichen Aufwand. Wenn wir irgendwo als Team in einer Pension eingecheckt haben, war mein erster Weg zum Kühlschrank, um meine Packerln zu deponieren. Auch körperlich war der Einstieg nicht leicht: Ich hab mich müde gefühlt und es hat mir gleich ein paar Kilo heruntergerissen. Aber nach wenigen Wochen Eingewöhnung ist es bergauf gegangen, ich war nie mehr krank und die Saison wurde ein voller Erfolg.


Man kann mit richtiger Ernährung also schon viel bewirken.
Vor allem, wenn ein gesundheitliches Problem involviert ist. In meinem Fall konnte ich die Kuhmilchprodukte nach einem halben Jahr Abstinenz Schritt für Schritt wieder in den Ernährungsplan aufnehmen und hab zum Glück bis heute keine Probleme mehr in dieser Richtung.

Trotzdem: Wer gutes Essen nicht genießen kann, sondern in Ernährunsgfragen immer nur zweckorientiert denkt und handelt, wird sich auch im Sport mit dem Genießen schwertun. Davon bin ich absolut überzeugt. Lockerheit und Freude am Tun sind schließlich auch wesentliche Erfolgsfaktoren. Also: Wer sich gern nach dem Krafttraining einen angerührten Proteindrink runterzieht, kann das für sich gerne so halten – ich bleib lieber beim Steak ...

Der Kolumnist

CHRISTOPH SUMANN war als Biathlet viele Jahre Weltklasse. Nun ist er selbst aktiv in der Hobbysportszene unterwegs und notiert hier für die SPORTaktiv-Leser seine Erlebnisse, seine Eindrücke – und seine Tipps.


Web: www.christoph-sumann.com

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