Eurobike - Fahrradmesse / Bild: www.eurobike-show.deWohin Biker demnächst auf Urlaub fahren, haben wir ja bereits im Beitrag „Regionen investieren: Mountainbiker weiter am Vormarsch" abgehandelt – womit sie dabei unterwegs sein werden, konnte man sich auf der „Eurobike" Anfang September anschauen.


Rad- und Bikejournalist Wolfgang Preß war auf der wichtigsten Leistungsschau der Bikebranche, der Eurobike in Friedrichshafen (D), dabei, um für die SPORTaktiv-Leser die Trends und Neuheiten für 2017 aufzuspüren. Wir stellen zuerst die Highlights im Mountainbike-Sektor vor, die Neuheiten bei den Rennrädern, E-Bikes, Komponenten und in der Bekleidung folgen in den nächsten Tagen.

„EINFACH" IST IM KOMMEN
Mountainbiker sollten diesen Winter Zeit auf der Trainingsrolle verbringen. Zumindest jene, die planen, sich im Frühling 2017 ein neues Bike zuzulegen. Denn viele der „Bergräder", die dann in den Läden stehen, werden vorn nur noch ein Kettenblatt haben. Aber immerhin gibt es dann hinten mindestens elf, bei Sram sogar zwölf Ritzel – mit maximal 43 bis 49 Zähnen.

Die Vorteile des unübersehbaren Trends zum Einfach-Kettenblatt: Mehr Übersicht beim Schalten, weniger Gewicht, weniger Verschleiß: „Man kann intuitiv schalten und sich aufs Fahren konzentrieren," sagt dazu Elmar Keineke von Sram. Ein Nachteil sei aber nicht verschwiegen: Längere Anstiege werden recht anstrengend – wenn man nicht einigermaßen trainiert ist. Daher eben: ab auf die Rolle ... Wer sich mit dieser Aussicht nicht so richtig anfreunden kann, und es nicht gerade ein Enduro sein muss, den können wir trösten: All-Mountain- und Cross-Country-Bikes sowie vor allem Marathon-Hardtails kommen auch 2017 noch überwiegend mit Zweifach-Kurbeln in die Shops.

GETRIEBESCHALTUNG UND RIEMEN
Ebenfalls von immer mehr Herstellern angeboten werden Bikes mit dem sogenannten Pinion-Antrieb: eine Getriebe-Schaltung mit 9 bis 18 Gängen, die in einem Gehäuse im Tretlager-Bereich verbaut wird. Pinion präsentierte auf der Eurobike eine neue, leichtere (und preiswertere) Version, die auch mit einem robusten und wartungsarmen Riemenantrieb kombiniert werden kann. Die Vorteile: Das empfindliche Schaltwerk fällt weg, der Riemen ist praktisch unverwüstlich; der Nachteil liegt beim Gewicht. Bisher wurden Pinion-Getriebe daher eher an Tourenbikes verbaut. Mittlerweile haben 17 Hersteller den robusten Antrieb auch an ihre Mountainbikes montiert. Und auf der Eurobike wurden schon die ersten Enduro-Pinion-Bikes gesichtet, etwa von Nicolai oder Müsing.

DIE DAUERFRAGE REIFENFORMAT
Nicht so recht durchsetzen kann sich das 2015 noch stark propagierte 27,5 Plus-Reifenformat. Zumindest, was die herkömmlichen Mountainbikes betrifft (bei den E-MTBs schaut die Sache anders aus). Zwar haben die meisten Bikeschmieden auch die „Plus-Größe" auf vielen Rädern im Angebot – vom „Format der Zukunft", wie noch vergangenes Jahr, will aber keiner mehr sprechen.

Vielmehr ist sogar eine kleine Renaissance der 29er-Laufräder zu beobachten, die in etwa ebensoviel Kontaktfläche zum Untergrund haben (die sogenannte „Reifenaufstandsfläche") wie 27,5 Plus-Reifen. Einige Hersteller wie Simplon oder Centurion bieten mittlerweile Bikes oder Rahmen an, die beide Formate aufnehmen können. Interessant für Biker, die gern Touren oder Marathons fahren, aber auch mal auf schnellen Downhill-Trails oder gar im Park unterwegs sind: Mit den „schmalen" 29ern, bis maximal 2,5 Zoll breit, zeigt das Bike gute Touren-Eigenschaften; mit den bis drei Zoll breiten 27,5 Plus-Patschen kann man mit mehr Traktion die Trails shredden.

MIT SACK UND PACK
„Bikepacking" und „Overnighter" sind zwei weitere Trends, die immer mehr Freunde finden: raus aus dem Alltag, Schlafsack, Biwak-Zelt und Proviant ans Rad geschnallt, und los geht's in die Natur. Am Abend am Lagerfeuer chillen, schlafen unter Sternen und mit dem Sonnenaufgang wieder weiterradeln: Davon träumen viele Radler. Mit einer kompakten „Bike­packing"-Ausrüstung, die sich gut am Rad verstauen lässt, und zudem leicht ist, lassen sich zumindest Wochenend-Ausflüge perfekt umsetzen. Der amerikanische Gepäck-Hersteller Blackburn ist hier seit Jahren ­Pionier, aber Radtaschen-Spezialisten wie Ortlieb oder Ausrüster wie Vaude und Nordisk haben jetzt auch ausgeklügelte Lösungen im Programm, mit denen man seine Utensilien am Bike unterbringt: ohne Gepäckträger, sondern in eingepassten Rahmentaschen, trichterförmigen, großen Satteltaschen oder in Lenkerrollen.

Wolfgang Preß / Bild: KKWOLFGANG PRESS aus München (D) ist Rad- und Bikejournalist. Seit 40 Jahren fährt er Rennrad und seit 25 Jahren Mountainbike. In seiner Freizeit schraubt er zudem in einer Bikewerkstatt. Außer für SPORTaktiv schreibt Wolfgang u. a. für die Fachportale radsport-aktiv.de und mtb-aktiv.de.

Kontakt: wp@radsport-aktiv.net


Weitere Infos: www.eurobike-show.de


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