Schutzbleche, Beleuchtung und Alltagstauglichkeit treffen auf echte Geländefähigkeiten und sportiven Auftritt: SUV gelingt dank einer steigenden Zahl an Equipped- oder Crossover-Modellen auch am E-MTB.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Das gemeine Mountainbike ist seit den Hochzeiten der 26“-Räder ­unbestritten schwerer geworden. Größere Laufräder und voluminösere Pneus, eine robustere Ausstattung sowie moderne, „längere“ Geometrien und damit verbunden ein Mehr an Material am Rahmen: All das ist für ein Plus auf der Waage verantwortlich. Das Gros der Käufer achtet dennoch aufs Gewicht und die Effizienz bergauf. Anders am E-Bike. Hier tauschen viele Kunden (abseits vom Trend zum Minimal-Assist) gerne ein paar Kilogramm mehr gegen ein Plus an Reichweite oder Power. Und nur allzu gern greift man zu mehr Federweg, als man klassisch gedacht bräuchte – schließlich weiß der Motor diesen bergauf und im Bummel-Tempo in der Ebene geschickt zu „verstecken“. 140, 150 oder gar 160 mm Federweg auf breiten 29“-Reifen? Top fürs Gelände, aber mit E-MTBs auch oft im entspannten Forststraßeneinsatz gesehen. Denn auch hier profitieren Biker vom Komfort der langen Federwege und von der hohen Fahrsicherheit der Bikes.
 

 

Der durchaus sinnige Trend, am E-Bike auch mal in die Vollen zu greifen, „mehr“ Rad zu kaufen, als man eigentlich bräuchte – der ging in jüngster Zeit auch mit einem weiteren Trend einher: Mit Kotflügeln und Schutzblechen, Gepäcklösungen und Taschen sowie Beleuchtung trimmten mehr und mehr Besitzer die sportiv ausgelegten Bikes zu mehr Alltagstauglichkeit und STVO-Konformität. Grund genug für viele Hersteller, schon ab Werk derart ausgestattete „Equipped“ Bikes anzubieten. Stylish? Hängt wohl am Auge des Betrachters. Praktisch? Immer!

Equipped Bikes – die SUVs
„Bevor wir die heute so erfolgreichen Crossover-Bikes in unser Portfolio aufgenommen haben, erlebten wir immer wieder, dass die Kunden ihre Flyer-E-MTBs gerne nachträglich straßentauglich mit Schutzblechen und Licht ausstatten“, erklärt auch Philipp Suter, Produktmanager bei Flyer, das Aufkommen der EQ- oder SUV-Bikes. Sie schaffen die Balance zwischen Sportlichkeit und Komfort, zwischen Alltag und Freizeit. Florian Zeitler, bei Conway als Produktmanager tätig, bestätigt: „Equipped E-MTBs nennen wir bei Conway SUV-E-Bikes – als Pendant zu den automobilen SUVs. Und genau dort holen wir uns auch Inspiration: große Batterien, starke Motoren, viel Fahrsicherheit durch angenehmes Handling und hohen Fahrkomfort mit allem Drum und Dran.“

Im Detail, so Florian Zeitler, resultiert besagte Fahrsicherheit aus einer gut funktionierenden Federung, hochwertigen Komponenten, leistungsfähigen Bremsen mit großen Scheibendurchmessern und versenkbaren Sattelstützen. Die Letztgenannten dienen hier weniger der ursprünglich erdachten Bewegungsfreiheit im Gelände, sondern erleichtern das Auf- und Absteigen genauso wie das Anhalten und Losfahren vor Ampeln und Kreuzungen. Ein großes Plus bei weniger beweglichen Fahrern, aber auch bei Pendlern oder schwer bepackten Taschen. Grobstollige Reifen mit einer guten Balance aus Grip und Rollwiderstand samt reflektierenden und pannensicheren Karkassen geben viel Vertrauen auf allen Untergründen. Die Beleuchtung stellt den letzten Puzzlestein zur Fahrsicherheit dar. Sehen und gesehen werden, das ist das A und O im Straßenverkehr. 
Der Fahrkomfort ergibt sich aus Ergo-Griffen, komfortableren Sätteln, teils verstellbaren Vorbauten und in Teilen auch wieder aus der Federung – das Conway Xyron SUV beispielsweise ist die vollausgestattete Alternative zum „normalen“ Xyron und teilt sich hier die Rahmenplattform. Andere Konzepte orientieren sich an gemäßigteren Konzepten, teils Hardtails oder sogar Tiefeinsteiger. Hier muss jeder für sich selbst den eignen Anspruch und Einsatzzweck abwägen. „Wichtig“, so Philipp Suter, „sind stabile Rahmen und hochwertige Komponenten, da die Räder ja auch off­road­­ gefahren werden und für die Mitnahme von Gepäck gerüstet sein sollen. Moderne MTB-Geometrien schaden im Alltag nicht und machen auf MTB-Tour einfach mehr Spaß, zusätzliche Reichweite holt man sich am besten über Range Extender. Und dann wären da noch die stabilen Schutzbleche.“

Im Käufer-Profil?
Wer letztendlich mit einem solchen SUV glücklich wird? „Früher war das relativ einfach und klar getrennt – der Mountainbiker ist sportiv und Schutzbleche und Seitenständer waren verpönt. Damit konnte man sich nirgends sehen lassen. Heute sieht man E-Enduros mit 170 mm Federweg, versehen mit Lenkertaschen, auf den Radwegen im Flachland“, weiß Florian Zeitler. „Es wird also mehr nach dem gekauft, was einem gefällt und nicht mehr so speziell nach Einsat­zweck und Einsatzgebiet. Hier passen die SUV-Bikes perfekt, einen sie doch den sportiven Ansatz der E-MTBs mit dem tatsächlichen Bedürfnis einer großen Nutzerschicht. Wer dagegen wirklich viel auf die Trails möchte, ein rein sportiver Nutzer ist, der wird nach wie vor zum reinen E-MTB greifen“, fasst der Marktexperte zusammen. Als perfekte Allrounder, so erklärt es Philipp Suter, werden die Crossover oder SUVs auch für die zunehmend an Beliebtheit gewinnenden Radreisen und Bikepacking interessant. Der Einsatzradius ist einfach groß und vielfältig.