Der Lehrer voraus und alle folgen seiner Spur. So haben viele nicht mehr ganz ­Junge ihre Skikurse in Erinnerung. Wie heute das Skifahren gelehrt wird und warum der Skilehrer immer ­öfter zum Multitalent wird: Johann Reisenberger und Martin Dolezal vom Wiener Skilehrerverband „Snowsports Academy" geben Auskunft.

Von Johann Reisenberger & Martin Dolezal

Die österreichischen Skischulen sind weltweit bekannt für Qualität und höchste Perfektion. Diesen hervorragenden Ruf hat man sich über viele Jahrzehnte erarbeitet und die „Österreichische Skischule" dadurch weltweit zu einer Marke gemacht. Obwohl seit der Gründung der ersten Skischule im Jahr 1923 durch den Arlberger Hannes Schneider kein Stein auf dem anderen geblieben ist, so gilt doch eines quer durch die Zeiten: Egal, wie radikal sich im Lauf der Zeit die Skitechnik veränderte und damit auch die Lehrpläne und Unterrichtsmethoden – der Qualitätslevel der österreichischen Skischulen konnte stets gewahrt werden.

Besonders die letzten 15 Jahre des Freizeit-Skilaufs waren von rasanten technologischen Entwicklungen geprägt. Sie haben das Skifahren und vor allem den ersten Einstieg in die Sportart wesentlich erleichtert. Aus dem immer neuen und verbesserten Skimaterial ergibt sich für die Skischulgäste auch eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten: Während in diesem Winter ganz aktuell das „schöne und elegante Skifahren" auf der Piste wieder hoch im Kurs steht (was übrigens an eine langjährige Tradition der österreichischen Skischule erinnert), steigt auch die Nachfrage nach Skitouren-, Freeride- und Freestylekursen in jüngster Zeit stark an. Insbesondere stehen die gemeinsamen Erlebnisse und die Bewegung in der Natur – gar nicht unbedingt nur auf Alpinskiern – im Vordergrund: Aktivitäten wie Langlaufen, Schneeschuhwandern und sogar Rodeln werden vermehrt nachgefragt und auch bereits in zahlreichen Skischulen kursmäßig angeboten.

DER SKILEHRER ALS MULTITALENT
Gerade diese Vielseitigkeit des Angebotes ist auch Grund dafür, dass der Skilehrer heutzutage längst nicht mehr nur „Ski-Lehrender" ist, sondern ein moderner Dienstleister, dem neben fachlicher Kompetenz auch ein hohes Maß an Flexibilität und Vielseitigkeit abverlangt wird.

Grundsätzlich stellt jeder Tag mit den Skischulgästen neue Herausforderungen: Nicht nur die Schneeverhältnisse und das Wetter setzen Flexibilität voraus – der Skilehrer muss sich vor allem auch an die unterschiedlichen Gäste und ihre ebenso unterschiedlichen Wünsche anpassen können. Von Skischulbetreiber wird daher heute auch häufig erwartet, dass ihre Mitarbeiter nicht bloß Alpinfahrer sind, sondern auch zumindest eine zweite Ausbildung, etwa für Snowboard oder Langlauf, mitbringen. Und zudem muss der moderne Skilehrer auch eine gute Kommunikationsfähigkeit, Rhetorik sowie didaktische, methodische und psychologische Kenntnisse besitzen. Auch Kenntnisse in mehreren Fremdsprachen werden vom modernen Skilehrer gewünscht.

SELBSTSTÄNDIGE SCHÜLER
Analog zu diesen veränderten Anforderungen hat sich auch der Unterrichtsstil in den Skikursen stark gewandelt: Der „autokratische Führungsstil", dass also der Skilehrer allein sämtliche Entscheidungen für die Gruppe trifft, ist Schnee von gestern. Heutzutage wird vielmehr versucht, die Gäste noch stärker in den Unterricht miteinzubeziehen, vor allem aber die individuellen körperlichen Voraussetzungen jedes Einzelnen zu berücksichtigen.

Bei einem modernen Skiunterricht werden den Gästen nicht nur neue Bewegungen beigebracht oder die Technik verbessert, sondern es wird vielmehr danach gestrebt, diese auch zur „sportlichen Selbstständigkeit" zu entwickeln. Das Ziel dabei ist, das Bewegungsgefühl der Gäste so weit zu fördern, dass diese selbst in der Lage sind, ihre Bewegungen zu spüren, Fehler zu erkennen und eigenständige Lösungen zu entwickeln.

Von dieser Lehrmethode profitieren letztlich sowohl Skilehrer als auch Gast: Das Bewegungsverständnis des „Skilehrlings" wird gefördert, wodurch Korrekturen besser verstanden werden und somit effizienteres Lernen möglich wird. Dies steigert die Motivation des Gastes, erhöht den Spaß am Skisport – und erleichtert ­zugleich auch ganz entscheidend die Arbeit des Lehrers.

Während die Sicherheit auf den Pisten für Skischulen seit jeher ein zentrales Thema darstellt und daher unverändert großer Wert auf die Einübung einer kontrollierten Fahrweise gelegt wird, ist und bleibt das Wichtigste freilich das Vermitteln von Freude am Skisport. Diese ist essenziell, da ein guter Lernerfolg ohne Spaß an der Sache naturgemäß ausbleiben wird. Daher steht auch das „spielerische Lernen" im Zentrum jedes Ski­unterrichts.

ZIELGRUPPEN UND ANGEBOTE
Auffallend ist, dass sich der Trend immer weiter weg vom klassischen Gruppenunterricht für Kinder hin zu Privatstunden oder Unterricht in Kleingruppen auch für Jugendliche und Erwachsene entwickelt. Eine klare Zielgruppe für Skischulen kann daher nicht mehr festgemacht werden: Es gibt Angebote für Kinder, die das Skifahren erlernen wollen, für Jugendliche, die Unterstützung bei ersten Ausflügen in den Tiefschnee oder den Park suchen, als auch natürlich für Erwachsene, die entweder als Wiedereinsteiger auf die Piste zurückkehren oder schlicht und einfach ihre Technik verbessern möchten.

Für alle Zielpersonen gibt es wiederum eine Vielzahl an Angeboten. Während von Kindern nach wie vor hauptsächlich das Kursangebot genutzt wird (und dies somit nach wie vor das Haupteinkommen zahlreicher Skischulen ausmacht), buchen vor allem Jugendliche und Erwachsene vermehrt Privatstunden oder Unterricht in Kleingruppen. Die Vorteile dieser Modelle liegen klar auf der Hand: Individuelle Betreuung, keine Wartezeiten, höhere Qualität des Unterrichtes. Zusätzlich ergibt sich bei kleineren Gruppen und mit individuellerer Betreuung eben auch die Möglichkeit, neue Schneesportgeräte auszuprobieren und in neue Sportarten hineinzuschnuppern.

Der Weg zum Skilehrer ...

Skilehrer-Anwärter: Die österreichische Ausbildung startet mit einem zehntägigen Anwärterkurs. Hat man diesen erfolgreich abgeschlossen, darf man sich „Skilehrer-Anwärter" nennen und schon in einer Skischule arbeiten.

Landesskilehrer: Diese Ausbildung setzt sich aus vier Lehrgängen zusammen: Drei skispezifischen Ausbildungen mit jeweils 10 Tagen Dauer und einen 7-tägigen Alpinkurs.

Diplom-Skilehrer: Landesskilehrer können sich an den Bundessportakademien zum staatlich geprüften Diplom-Skilehrer weiterbilden. Der theoretische und praktische Unterricht geht über zwei Semester und umfasst auch die Bereiche Snowboard, nordischer Skisport und Trendsportarten.

Weitere Infos: snowsportaustria.at


VOM SKILEHRER ZUM SKIGUIDE
Skilehrer werden aber auch verstärkt gebucht, um mit ihnen als Guides neue Skigebiete und ausgefallene Varianten zu erkunden und zu entdecken. Diese Dienstleistung stellt mittlerweile vor allem in großen Skigebieten (etwa auf dem Arlberg) sogar die Hauptbeschäftigung vieler Skilehrer dar. Dabei empfiehlt es sich, den Skilehrer nicht nur als Guide zu nutzen, sondern in einem Zug auch das entsprechende Material, wie etwa breite Freerideski, in der Skischule auszuleihen und die dazu passende Skitechnik mit dem Profi zu erarbeiten.

In vielen Skischulen gibt es heute auch weitere moderne Zusatzangebote, wie etwa Videoanalyen oder Unterricht unter Zuhilfenahme verschiedenster technischer Hilfsmittel, die individuell passend zum Gast ausgewählt werden. Diese Angebote werden in den nächsten Jahren bestimmt noch deutlich ausgebaut werden und auch in der breiteren Masse der Skischulen ankommen.

COACHING PER APP
Man muss kein großer Prophet sein, um zu erkennen, dass es in den kommenden Jahren noch viele spannende Entwicklungen im Skiunterricht geben wird. Die neuen Medien können jetzt schon verstärkt in den Skiunterricht eingebunden werden – Coaching-Apps, wie „Learnhow2ski" erobern bereits den Markt und geben einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.

Die neuen Medien werden den Skischulmarkt künftig vermutlich in mehfacher Hinsicht revolutionieren: Zum einen werden viele Gäste versuchen, ihre Fähigkeiten im Selbststudium zu verbessern, zum anderen wird sich auch der Unterrichtsalltag von Skilehrern wesentlich verändern, da sich immer neue Möglichkeiten bieten, den Unterricht spannender und professioneller zu gestalten. Aber an einem wird sich auch weiterhin nichts ändern: Dass die österreichischen Skischulen bei allem, was sie leisten, einfach Weltspitze sind!

Martin Dolezal, Präsident des Wiener Ski- und Snowboardlehrerverbandes Snowsports Academy / Bild: Snowsports AcademyMARTIN DOLEZAL ist Präsident des Wiener Ski- und Snowboardlehrerverbandes „Snowsports Academy“ und staatlich geprüfter Skilehrer. Sein Ziel ist es, das Skifahren in der ganzen Welt zu verbreiten. „Mit Snow­sports Academy bilden wir Ski- und Snowboardlehrer auf der ganzen Welt in Skigebieten und auch in Skihallen wie zum Beispiel in Dubai aus.“
Johann Reisenberger, staatl. geprüfter Skilehrer und Ausbilder / Bild: Snowsports AcademyJOHANN REISENBERGER ist staatlich geprüfter Skilehrer und im Skilehrer-Ausbildungsteam der Snowsports Academy. Er ist auch Autor eines Skilehrerbuches, Skischulleiter und am liebsten im tiefen Powder unterwegs.
Sein Motto: „I love Snow".
SNOWSPORTS ACADEMY: Der Skilehrerverband der Bundeshauptstadt Wien bietet professionelle Ski- und Snowboardlehrerausbildungen, Trainingskurse, Geländekurse, Race Academy.

Weitere Infos: www.snowsports.at

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