Die Volksbefragung im Jänner 2013 hatte ein klares Votum für die allgemeine Wehrpflicht gebracht. Bereits zwei Tage später wurde eine Reform des Wehrdienstes beschlossen – deren Maßnahmen nun vorliegen. Mit mehr Spezialisierung, strafferer Organisation, verstärkter militärischer Schulung – und mit Neuerungen in der Sportausbildung der Rekruten, die noch heuer greifen sollen.

Grundsätzlich dient die Sport­ausbildung im Bundesheer zunächst der zielgerichteten Vorbereitung auf Einsätze, die während des Grundwehrdienstes oder danach erfolgen können. Die körperliche Fitness ist – neben einer fundierten militärischen Ausbildung und der notwendigen Ausrüstung – die Grundanforderung zur Bewältigung der Einsatzaufgaben.

Aber es gibt auch einen weiteren Aspekt, der sich bis weit in die Zeit nach dem Grundwehrdienst erstreckt: die Förderung der Gesundheit bei den Rekruten mit Hilfe des Sports!

Dreimal Leistungs-Check

Bereits vor dem Einrücken im Zuge der Stellung wird es künftig eine Bestandsaufnahme über den körperlichen und gesundheitlichen Zustand der Wehrpflichtigen geben – den sogenannten „Leistungs-Check“. Ein zweiter Check ist dann unmittelbar nach Antritt des Grundwehrdienstes vorgesehen; und ein dritter und letzter Test kurz vor dem Abrüsten. Aufgrund der vorliegenden Rahmenbedingungen wird die Sport­ausbildung im Rahmen des Grundwehrdienstes so gestaltet, dass sie sowohl den militärischen Anforderungen als auch den Bedürfnissen der Rekruten entspricht.

Ein Sportnachmittag pro Woche

Laut Ergebnis einer Umfrage unter Rekruten ist der Sport im Bundesheer in seiner jetzigen Form etwas zu lauflastig und zu wenig abwechslungsreich. Eine wesentliche Neuerung stellt die Planung eines „Sportnachmittags“ pro Woche dar, an dem die Rekruten jeweils aus unterschiedlichsten Sportangeboten wählen können. Diese Angebote, wie zum Beispiel Klettern oder Schwimmen, werden auch in Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen erarbeitet.

Zum einen decken diese regelmäßigen und frei wählbaren Sporteinheiten den Wunsch nach mehr Abwechslung in der Sport­ausbildung ab – zum anderen wird damit aber auch dem Gesundheitsaspekt Rechnung getragen. Denn Fakt ist, dass sich Durchschnittsgewicht und Gesundheitszustand der Einrückenden in den vergangenen Jahren bedenklich verschlechtert haben.

Wettkämpfe und Turniere

Künftig wird auch wieder die Teilnahme von Rekruten an Wettkämpfen und Turnieren forciert. Einerseits sorgt diese Maßnahme für Abwechslung, andererseits weckt sie den Ehrgeiz jedes einzelnen Teilnehmers und fördert den Teamgeist.

Darüber hinaus wird die Möglichkeit für die jungen Soldaten geschaffen, das Österreichische Sport- und Turnabzeichen, kurz ÖSTA, abzulegen. Aber auch der Erwerb weiterer „sportlicher Zertifikate“ soll ermöglicht werden (Schwimm-Leistungsabzeichen, Übungsleiter-Ausbildung, vertiefendes Nahkampf- und Selbstverteidigungstraining etc.). Zwar werden diesbezügliche Umsetzungen naturgemäß nicht für alle Grundwehrdiener möglich sein – spezielle sportliche Angebote können aber als Anreiz oder als Belohnung für besonders leistungswillige Rekruten eingesetzt werden.

Bundesheer & Leistungssport

Im Österreichischen Bundesheer versehen pro Jahr an die 350 Leistungssportler ihren Dienst als Grundwehrdiener bzw. als Militärpersonen auf Zeit. Je nach Verfügbarkeit aufgrund ihres Trainings- und Wettkampfprogramms ist künftig ein Einsatz dieser Leistungssportler bei Sportfesten der Truppe geplant. Neben einer ausführlichen Information über den Leistungssport im Bundesheer wird eine gemeinsame Trainingseinheit mit einem Staatsmeister, Europa- oder Weltmeister, vielleicht sogar Olympiamedaillengewinner, den Soldaten sicher in Erinnerung bleiben.

Unterricht zu Sport & Ernährung

Insgesamt wird mit diesen Maßnahmen­ ein breiter Mehrfachnutzen erzielt – und zwar neben der verbesserten körperlichen Einsatzbereitschaft des Bundesheeres auch für die persönliche Gesundheit und Fitness der Rekruten, und damit auch für die Gesundheitsvorsorge in Österreich. Denn die Auswirkungen unserer Wohlstandsgesellschaft mit einem Überfluss an zucker- und cholesterinhältigen Nahrungsmitteln wird die nächste Generation zu bewältigen haben. Daher wird künftig der junge Rekrut auch Unterricht, der sich mit den Themen Sport, Training und Ernährung befasst, erhalten. Vertiefend dazu wird es eine entsprechende militärärztliche/sportwissenschaftliche Beratung der Rekruten geben. Das Bewusstsein zur volkswirtschaftlichen Bedeutung von Sport und Gesundheit wird damit nachhaltig gestärkt.

Eine Voraussetzung zur Umsetzung all dieser Maßnahmen stellt klarerweise die Verfügbarkeit der erforderlichen Sportanlagen dar. Kostengünstige Eigenleistungen der Pioniere sollen helfen, die sportliche Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Wo das nicht möglich ist, sollen verstärkt Kooperationen mit örtlichen Vereinen, Gemeinden und Städten gesucht werden.

Der „Marschbefehl“ für unsere Rekruten lautet also künftig: Ab in den Trainingsanzug – Ausreden von zu wenig Sport gibt’s nämlich keine mehr!