Daniel Federspiel ist mehrfacher österreichischer Meister im Cyclocross, Welt- und Europameister in der UCI-MTB-Eliminator-Serie und seit 2019 auch auf der Straße unterwegs. Besuch bei einem Radsport-Tausendsassa.
Klettern, Fußball und Skifahren – wie viele andere Jugendliche auch hat Daniel Federspiel jede Menge Sportarten ausprobiert. Schlussendlich ist er mit 15 Jahren im Radcross hängen geblieben, wie der heute 35-Jährige erzählt. Dabei gab es einen entscheidenden Faktor, warum sich der Tiroler damals so entschieden hat – doch in der heutigen Welt des Leistungssports klingt dieser Grund fast wie ein längst vergangener Mythos: „Ich hatte dort einfach den meisten Spaß. Und das kann ich auch heute noch sagen: Ich liebe den Sport so sehr, dass es für mich nie ein ‚Muss‘ ist.“
Seit mehreren Jahren ist zu beobachten, dass sich Cyclocross, im Breitensport wie auch im Renneinsatz, immer größerer Beliebtheit erfreut. Die offizielle UCI-Saison läuft dabei von Oktober bis Ende Jänner. Streng genommen ist die matscherprobte Modifikation mit dem Rennradlenker also im „Wintersport“ angesiedelt. Dadurch ist auch Daniel Federspiel auf den Cyclocrosser gestoßen, wie er erzählt, denn ursprünglich war er auf der Suche nach dem passenden Trainingsgerät für den Winter. Vor siebzehn Jahren stand er dann zum ersten Mal in der Klasse der Junioren am Start. Parallel zum Cross-Sport ist er im Sommer am Mountainbike im Renneinsatz.
Schlussendlich ist es aber egal, auf welchem Untersatz er unterwegs ist – den Staatsmeistertitel konnte er sich in beiden Disziplinen schon mehrfach sicher.
Abschalten in der Off-Season
Der Cyclocrosser ist heute das Arbeitsgerät seiner Wahl, wenn es in die „Off-Season“ geht: „Ich kann da richtig abschalten, habe dort einfach Spaß dabei. Gleichzeitig frische ich meine Fahrtechnik wieder auf.“ An der Fahrtechnik feilt Federspiel für seine internationalen Einsätze am Mountainbike. Denn während er sich im Cyclocross auf nationale Bewerbe konzentriert, steht er im Eliminator der UCI auf der Weltcup-Bühne. Dort feiert er seit mittlerweile zehn Jahren beachtliche Erfolge und konnte auch hier schon Staats-, Europa- und Weltmeistertitel abräumen – und das in jeweils mehrfacher Ausführung. Ein Titel nimmt eine besondere Position in seiner Karriere ein: „Der erste Weltmeistertitel war für mich der schönste und emotionalste Erfolg.“
Doch trotz einer Sammlung an Titeln ging es für Federspiel noch einen Schritt weiter: Seit 2019 bestreitet er Rennen auf der UCI Europe Tour und kämpft auch auf befestigten Straßen um Erfolge. „Durchs Mountainbiken habe ich so viel gelernt und auch erreicht, dass ich mir eine neue Herausforderung mit dem Straßenradsport gesucht habe.“ Zwar sind die Rennen am Mountainbike und seiner Simplon-Rennmaschine zwei völlig unterschiedliche Welten, doch „wenn du dich als Fahrer anpassen kannst, kannst du auch überall erfolgreich sein“, so der Tiroler. Und er profitiert auch bei den Straßenrennen von seinen Erfahrungen aus dem Cross- und Mountainbike-Sport, erklärt er. Im Jahr 2020 konnte er sich in einem stark besetzten Feld den Vizemeistertitel bei den österreichischen Staatsmeisterschaften sichern. Und schließlich folgte 2021 der Wechsel zum österreichischen Traditionsrennstall im Straßenradsport Felbermayr Simplon Wels.
Am Cyclocrosser kann ich richtig abschalten, habe einfach Spaß dabei. Gleichzeitig frische ich meine Fahrtechnik wieder auf.
50 Kilometer Schritttempo
Eine so abwechslungsreiche Saison bringt aber auch einen vollen Rennkalender mit sich – und das im Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Zeit für Regeneration und Erholung scheint damit doch sehr knapp bemessen zu sein. Doch wie auch zu Beginn seiner Karriere dominiert abseits der Straßen- und Mountainbike-Saison bei Daniel Federspiel der Faktor Spaß den Trainings- und Rennalltag: „Ich nehme den Herbst immer eher locker, fahre das, was mir Spaß macht. Ich habe dann auch keinen Trainingsplan oder sonst etwas. Ob eine Stunde oder sechs Stunden, ich bin da sehr flexibel. So lade ich meine Akkus wieder auf.“
Mit einer unfreiwilligen Auszeit von Jänner bis Ende März begann für Federspiel jedoch das vergangene Jahr 2022: Bei einer Skitour zog er sich seine bis dato schlimmste Verletzung zu: gerissenen Bänder in der Schulter, ein Riss der Bizeps-Sehne und eine gebrochene Gelenkpfanne. Das zwang ihn, alle Räder für fast zwei Monate in die Ecke zu stellen: „In dieser Zeit konnte ich nur spazierengehen. Allerdings habe ich das ein wenig übertrieben.“ Er wurde zum „Teilzeit-Fußgänger“, 20 bis 25 Stunden pro Woche war er so im Schritttempo unterwegs und legte dabei auch schon einmal 50 Kilometer zurück. „Das hat mir aber enorm geholfen. Ende März konnte ich dann wieder am Rad trainieren. Nach einer Woche bin ich dann gleich das Bundesliga-Eröffnungsrennen in Leonding gefahren und wurde Dritter.“
Die Freude an der Bewegung hat Daniel Federspiel also auch durch die Verletzungspause geholfen. So kann er auch nach vielen Jahren im Radsport noch immer sagen: „Wenn ich einen Tag nicht am Rad bin, bin ich schon nervös.