Anpassbare Skischuhe sind aus den Sortimenten der Sporthändler längst nicht mehr wegzudenken. Was es 2016/17 im Bereich „Skischuh­fitting" Neues gibt und was man generell wissen sollte, wenn man sich neue Skischuhe zulegen will: Wir verschaffen euch den Durchblick.


Natürlich gibt es Innovationen der Sportbranche, die bald wieder verschwinden – anpassbare Skischuhe gehören definitiv nicht in diese Kategorie. Im Gegenteil: Skischuhkauf ohne ausgefeilte Anpassungsmöglichkeiten kann man sich fast nicht mehr vorstellen. 2016/17 geht „Skischuhfitting" – oder „Bootfitting", wie das Anpassen genannt wird – in eine neue Runde. Und die Vorteile der „Angepassten" überzeugen ja wirklich: Kalte Füße, drückende Stellen oder umgekehrt ein „schwimmendes" Gefühl im eigentlich zu großen Schuh – solche „Spaßkiller", die man früher einmal als „unvermeidlich" beim Skifahren hingenommen hat, sind heute passé.

Aber weil bestimmt noch einige mit älteren Skischuhen aus der „Vor-Fitting-Ära" unterwegs sind, wollen wir hier noch einmal auf die beiden Hauptvorteile hinweisen, die ein Skischuh bringt, der professionell an den Fuß angepasst ist:

  • Druck- und Engstellen, die schmerzen oder den Blutfluss behindern, lassen sich durch die modernen Anpassungsmöglichkeiten gezielt eliminieren. Das ist nicht nur ein wichtiges Thema, wenn man „Problemfüße" hat, wie etwa einen hohen Rist oder ein Überbein. Wobei: „Normfüße" gibt es ja eigentlich nicht – unsere Füße sind fast so individuell wie ein Fingerabdruck. Auch wichtig zu wissen: Schlechte Durchblutung ist oft auch die Ursache, wenn man mit kalten Füßen kämpft.
  • Über einen Skischuh, der eng und gleichmäßig am Fuß anliegt, lässt sich die Kraft auf den Ski exakt übertragen. So macht das Skifahren einfach mehr Spaß als mit einem Schuh, der nicht wirklich perfekt passt.

ISPO-AWARD FÜR NORDICA
Die wohl auffälligste Neuerung bei anpassbaren Skischuhen kommt für diesen Winter von Nordica und nennt sich „Tri-Fit". Die Neuheit wurde auf der ISPO, der jährlichen Leistungsschau der Sportbranche, mit einem Gold Award im Bereich Skisport prämiert. Tri-Fit nennt sich das Verfahren deshalb, weil die Anpassung in drei Schritten erfolgt. Der erste betrifft den Innenschuh, der zweite die Schale, wobei der Anpassungsprozess mit Infraroterwärmung erfolgt. Und als dritten Schritt lassen sich auch Komponenten,wie etwa Schnallen, in ihrer Position individualisieren.

Völlig neu im Nordica-Verfahren ist der Einsatz von Infrarot zum Erwärmen der Schale: „Durch diese Tiefenwärme wird einerseits nur ein Teil der Schale gezielt erwärmt, andererseits werden die Molekularstrukturen des Materials nicht zerrissen. Es behält somit zu 100 Prozent seine ursprünglichen Eigenschaften", zählt Alexander Mericka von Nordica wichtige Unterschiede zu bisher bekannten Fittingprozessen anderer Hersteller auf. Der Tri-Fit-Anpassungsprozess beschränkt sich diesen Winter noch auf Nordicas Sport-Komfort-Linie „Speedmachine", soll in Zukunft aber wesentlich ausgeweitet werden und größere Teile des Sortiments umfassen, verspricht Mericka.

DIE ANPASSUNGSMETHODEN
Auch andere Skischuh- (und Zubehör-)Hersteller haben ihre Anpassungskonzepte für diesen Winter wieder verfeinert. Im Groben sind die unterschiedlichen Methoden freilich schon aus den letzten Wintern bekannt. Hier ein Überblick über die verschiedenen Anpassungssysteme:

  • Innenschuh-Anpassung. Bei dieser Methode wird der Innenschuh erwärmt, anschließend steigt man in den Schuh hinein. Das Material passt sich an die Fußform an und behält die Form nach dem Abkühlen auch bei. Diese einfache Anpassungsmöglichkeit gibt es bei vielen Skischuhen.
  • Schalen-Anpassung. Die Methode lässt größeren Variationsspielraum, ist aber auch aufwendiger. Nur einige Hersteller bieten bei höherpreisigen Modellen die Möglichkeit der Schalenmodellierung. Dabei wird die Außenschale erwärmt und dann mit unterschiedlichen Methoden an die Fußform angepasst.
  • Geschäumter Innenschuh. So funktioniert das „Schäumen": Skischuh anziehen, der Fachmann spritzt dann einen speziellen Schaum in den Schuh und dieser verfestigt sich gemeinsam mit einem vorgefertigten Innenschuh aus Leder zum perfekt passenden Innenschuh.
  • Mass-Skischuhe. Die Firma Strolz, ein Unternehmen aus Lech und Zürs am Arlberg, stellt Skischuhe individuell in Handarbeit her – und zwar passgenau nach Maß. Von der Schale bis zum (geschäumten) Innenschuh.
  • Feintuning. Bootfitting endet nicht beim Skischuh – sondern ist auch als Gesamtpaket zu verstehen. Mit thermoverformbaren Einlegesohlen, den richtigen Socken und anderem Zubehör lässt sich die Passform von Skischuhen noch weiter verfeinern.

GUTE BERATUNG GEFRAGT!
Was man beachten sollte: Skischuhfitting beim guten Sportfachhändler ist beratungsintensiv. Am Beginn des Beratungsgesprächs steht üblicherweise eine Fußanalyse. Viel Fachwissen, aber auch Geschick und nicht zuletzt Gefühl sind im Anpassungsprozess von einem Verkaufsberater gefordert. Gute Fachhändler legen daher nicht nur viel Wert auf ein breites Sortiment, sondern lassen ihre Kundenberater auch intensiv schulen. Für den Kunden aber bedeutet das: Für den Skischuhkauf unbedingt noch etwas mehr Zeit einplanen als für anderes Sport­equipment – und dort kaufen, wo man sich auch wirklich gut betreut fühlt.

SKISCHUHKAUF: AUCH DAS SOLLTE MAN WISSEN
Flex:Der Flex-Wert (manchmal auch „Härte-Wert") bezeichnet den Widerstand des Skischuhs in der Beweglichkeit nach vorne. Als Faustregel gilt: Je höher der Wert, desto sportlicher der Schuh; je niedriger, desto komfortabler. Achtung: Der Flex-Wert ist nicht genormt und daher nur zum Vergleich zwischen Skischuhen der gleichen ­Marke wirklich geeignet.
Größe:Skischuhgrößen werden gängigerweiße mit dem „Mondopoint"-System angegeben. Es ist genormt und daher exakter als andere Größensysteme.
Anprobe:Ein nagelneuer Skischuh, in den man hineinschlüpft, muss sich eng anfühlen, weil das Material des Innenschuhs sind einträgt oder eben durch Wärme angepasst wird. Fakt ist: Viele Skischuhe werden zu groß gekauft – vor allem, wenn man nicht oder schlecht beraten wird.



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