Die erfolgreichste Wettkampfkletterin aller Zeiten sorgt für Furore am Fels: Frisch gestärkt von einem ausgedehnten Bouldertrip in die südafrikanischen Rocklands holt sich die Tirolerin Angy Eiter als erste Frau die Begehung zweier Testpieces im 11. Schwierigkeitsgrad! Jahrelang war sie das Maß aller Dinge im Wettkampfzirkus, nun setzt die 28-Jährige auch am Fels internationale Ausrufezeichen. Mit den Routen „Hades" in Nassereith und „Zauberfee" in Arco gelingen der vierfachen Weltmeisterin innerhalb von nur vier Tagen zwei Sportkletterrouten im 11. Schwierigkeitsgrad. Beide Routen sind zuvor lediglich von einer Hand voll männlicher Kletterstars bezwungen worden.


Schon während ihrer Wettkampfzeit hatte die zierliche Ausnahmekönnerin auch am Felsen große Ziele vor Augen, denen sie sich seit ihrem Ausstieg aus dem Wettkampfzirkus und der Rekonvaleszenz von hartnäckigen Ellbogenbeschwerden widmen konnte. Bereits im vergangenen Frühjahr tastet sich Angy Eiter an die Route „Hades" in Nassereith im Tiroler Oberland heran. Parallel versucht sie sich auch in der Route „Zauberfee" im italienischen Arco, dem Ort, an dem sie sich gleich sechs Mal zur Rockmasterin krönte. Beide Routen zählen zu den schwersten in ihrer jeweiligen Umgebung und wurden jeweils erst von einer Hand voll namhafter Kletterer erfolgreich durchstiegen.

ERSTE VERSUCHE
Bei den ersten Versuchen muss die 1,54m große Kletterin den weiten Zügen und komplexen Bewegungsabläufen Tribut zollen, gleich mehrere Züge scheinen unschaffbar. Doch ihr ist klar, dass die Herausforderung stimmt: „Ich liebe steile Wände, aber auch technisch anspruchsvolle Kraftausdauerkletterei auf kleinen Griffen und Tritten. So gesehen war ich also bei beiden Projekten goldrichtig", schmunzelt die vierfache Weltmeisterin im Rückblick. Beides sind Kraftausdauerrouten mit durchgängig schweren Zügen, die der Physis einer Frau nicht wirklich entgegenkommen.

DER FEINSCHLIFF
Den entscheidenden Feinschliff für ihr ambitioniertes Doppelvorhaben holt sich Angy Eiter während der Sommermonate in Südafrika. Fünf Wochen verbringt die Lead-Spezialistin im Boulder Mekka Rocklands, arbeitet gezielt und im Hinblick auf die schwierigen Züge ihrer Routenprojekte an ihrer Maximalkraft und Spritzigkeit.
Die afrikanische Frischzellenkur für Psyche und Physis macht sich bezahlt. Nach ihrer Rückkehr macht sie schnelle Fortschritte in der „Zauberfee". Als sie die Schlüsselstelle erstmals schafft, wird ein Schnapper in ein Zweifingerloch zum Verhängnis. Den Durchstieg in Greifweite, stürzt Angy Eiter nur wenige Meter vor dem Top. Doch darauf hin kommen ihre, im Wettkampf erprobten, Nerven zur Geltung: nur wenige Tage später gelingt dann das heißersehnte Projekt. „Die Zauberfee geschafft zu haben bedeutet mir extrem viel. Die Freude am Top war vergleichbar mit dem Gewinn eines Weltmeistertitels," bringt die Imsterin ihre Gefühle in Relation.

RÜCKENWIND DER ZAUBERFEE
Als sich Angy Eiter nur drei Tage später einmal mehr in die Route „Hades" versucht, macht sich der Rückendwind der „Zauberfee" bemerkbar. Ohne zu stürzen hängt die 25-fache Weltcupgewinnerin die 40 anspruchsvollen Züge inklusive der beiden Schlüsselpassagen aneinander und lässt sich auch auf den technisch anspruchsvollen Ausstiegsmetern nicht mehr abwerfen. „Hades" ist bezwungen und für Angy ein neuer Schwierigkeitslevel erreicht. Als erste Österreicherin überhaupt und als eine der Ersten weltweit steht sie am Top einer Route im glatten 11.Grad. „In diesem Moment war ich einfach überwältigt. Mein bisher schwierigstes Projekt ist gelungen, und damit obendrein die erste österreichische Frauenbegehung im 11. Grad. Meine Freudenschreie müssen kilometerweit zu hören gewesen sein!", erzählt Angy Eiter – die Wettkamplegende, die nun endgültig am Fels angekommen ist.


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