Wie man auf dem Weg der Liebe wandelt, wo Radfahrer am Millstätter See nach den Sternen greifen können und wann Bikegenuss auf Entschleunigung trifft.

Christoph Heigl
Christoph Heigl


Ja, da sind wir erstmals schmähstad. „Was ist das Verrückteste, das du jemals aus Liebe getan hast?“ Damit haben wir nicht gerechnet. Diese Frage stellt uns auf unserer Radtour eine große Tafel am Wegesrand, neben der Alexanderhütte hoch über dem Millstätter See. „Weg der Liebe“ und Sentiero dell’ Amore stehen als Motto bei diesem Wanderweg. Damit beginnt hier ein Themenweg, der sich in sieben Stationen bis zum sehenswerten Granattor dem Thema Liebe widmet. Kreiden und Stifte liegen bereit und weniger Sprachlose als wir haben bereits Antworten und Herzchen auf der Tafel hinterlassen. „Auf einem altersschwachen Gaul durch Kirgistan geritten“ steht dort oder „Tauchkurs“ oder „zum zweiten Mal geheiratet“. Sehr kreativ. „Die Drei-Hütten-Tour in Angriff genommen“ kommt mir in den Sinn, denn wir haben bereits mehr als 1000 nicht immer liebliche Höhenmeter in den Beinen. 

Amor, steh uns bei! Wo sind wir hier überhaupt?
Unsere Aufzählung von Kärntens schönsten und neuesten Flow Trails unterbrechen wir hier ganz bewusst und stellen eine ganz entspannte Tour vor. Eine Mountainbike-Tour, die zum Entschleunigen und Nachdenken einlädt und die sich auch ideal für die Gattung E-Bike eignet. Vom Ufer des Millstätter Sees geht es knapp 13 Kilometer und zum Teil steil bergauf zwischen Höfen und Hütten über die Millstätter Almstraße (Achtung: Mautpflicht für Autos, wer sich die ersten Meter im Pkw erschwindeln will ...), ehe bei der Schwaigerhütte das eigentliche Vergnügen beginnt. Die Drei-Hütten-Tour ist hier heroben quasi als Rundkurs angelegt, die Fahrt­richtung beliebig und die Höhenmeter sind kein Thema mehr, wenn man mehr oder weniger flach zwischen Schwaigerhütte (1625 m), Millstätter Hütte (1874 m) und Alexanderhütte (1784 m) hin- und herpendelt. Umso besser kann man sich hier, siehe oben, dem Thema Liebe widmen.
 

Das Hüttenerlebnis
Dem Thema Käse widmet sich Alfred. „Unser Käse sieht das Tal gar nie“, sagt der Senner, der bei der Alexanderhütte die Gäste mit Köstlichkeiten der eigenen Bio-Sennerei verwöhnt. Zu 80 Prozent kommen die Verwöhnten aus Deutschland und sind Gäste in der Hütte. Alles Eigenproduktion, alles wird heroben verputzt, erzählt er stolz. Kräuterkäse, Schnittkäse und Glund­nerkas wird von Alfred produziert, dazu Almbutter und zur Jause gibt es Bergwürstl oder Almspeck und natürlich „an Zirwanen“, den Zirbenschnaps. Während er das erzählt, wäscht er die Holzbretter, die kurz davor noch den Käse in Form gehalten haben, und stellt sie zum Trocknen in die Sonne. Mit „Magic Moments“ wird gerne geworben und hier hoch über dem See erlebt man das, das Gefühl der Erhabenheit, weit weg vom Trubel unten. Der Ausblick in den Süden Richtung Karawanken ist atemberaubend. Auf dem Weg zur Millstätter Hütte stellt sich uns der wasserspeiende Nock-Drache in den Weg, kann uns aber nicht davon abhalten, uns auf einer der Sonnenliegen in aller Ruhe auszustrecken. Wer neugierig ist und noch Saft in den E-Bike-Akkus hat, sollte unbedingt noch bis zum Übergang zwischen Hochpalfennock und Kamplnock kurbeln. Das „Törl“ gibt hier den Blick in den nicht minder spektakulären Norden mit seinen lange schneebedeckten Bergen frei.

Dann? Retour zur Schwaigerhütte rollen, gemütlich ins Tal fahren, rein ins Kaffeehaus oder rein in den See. Diese Tour ist lange und fordernd, bei aller Liebe. Im Süden des Millstätter Sees kann man es (siehe Tourengrafik) ein wenig gemütlicher angehen. Hier warten der Egelsee, viele weitere MTB-­Strecken und hoch über dem östlichen Ende des Sees bei Döbriach der Sternenbalkon. Von dieser Aussichtsplattform beim Gasthof Bergfried in 1150 m Seehöhe führt sogar ein Biketrail hinunter. Der ist allerdings wirklich nur für mutige und sehr fahrtechnikaffine Biker. Generell ist das Thema Mountainbiken in den Nockbergen rund um den Millstätter See ganz großgeschrieben. Biker und Bikerinnen haben die Wahl zwischen 43 ausgearbeiteten Touren in allen Schwierigkeitsstufen. Als (auch geführte) Königstour gelten in der Region die „Nock-Five“, fünf Nockberge in vier Tagen. Je nach Leistungslevel warten. 3000 bis 5000 Gesamthöhenmeter zwischen Goldeck, Mirnock, Wöllaner Nock, Millstätter Alpe und Rosennock. Bei einer Buchung gibt es die besten Tipps der Guides, Shuttleservice und ein Fahrtechniktraining inklusive. 

Der Millstätter See ist aufgrund seiner topografischen Lage und seines angenehmen südlichen Flairs auch die ideale Destination für E-Bike-Fahrer. Die Verleihstationen rund um den See sind gerüstet für den großen Ansturm. Die teilnehmenden Partner des regionsübergreifenden Verleihsystems findet man online und bei „Kärnten rent e bike“. Neben den Verleihstationen gibt es noch eine Ladestation am Alpengasthof Bergfried, beim Hotel-Gasthof Lammersdorf sowie an der Talstation der Bergbahn Goldeck in Spittal. Also? Alles Liebe!

Thomas Graf

Auf der Millstätter Alpe erlebt man Panorama pur. Der Blick von oben auf den See ist magisch.

Thomas Graf, Mountainbike-Station Millstatt am See
Region Millstätter See

Region Millstätter See
Die Destination um Spittal an der Drau und den Millstätter See ist besonders reizvoll. Der See, das Herzstück der Landschaft, ist 11,5 Kilometer lang und damit zweitgrößter See. 

INFOS UND BUCHUNGEN
Millstätter See Tourismus GmbH
Kaiser-Franz-Josef-Straße 49
9872 Millstatt
Tel.: +43 47 66/37 00 
Mail: info@millstaettersee.at
Web: www.millstaettersee.at