Die Snowboarder Alex Payer, Sabine Schöffmann und Daniela Ulbing haben gute Chancen, in Peking um Edelmetall zu racen. Hier verraten sie, wie die „Mission Olympia“ gelingen kann – und wie sie die Stolperfallen umgehen wollen.

Markus Geisler

Der Mann war bei Weltmeisterschaften, kennt die Atmosphäre bei Olympischen Spielen, hat die Pistenluft zwischen Sierra Nevada und Moskau geschnuppert. Doch was Alexander Payer beim Gedanken an die kommende Snowboard-Saison emotional am meisten catcht, ist etwas ganz anderes. „Wir haben zum ersten Mal ein Weltcup-Rennen bei mir auf der Simonhöhe. Das ist ein Highlight, das für mich noch über allem anderen steht.“ Das „bei mir“ in dem Zitat ist wörtlich zu nehmen. Auf der Simonhöhe zog schon der Mini-Alex seine ersten Schwünge, sein Vater betreibt dort einen Ski-Verleih, er kennt das Gebiet besser als seine Anoraktasche. „Einen Heim-Weltcup irgendwo im Land hat ja schnell mal jemand“, sagt er. „Ich bekomme ihn aber an dem Hang, an dem ich aufgewachsen bin.“

Corona-Vorbereitung
Der Event, der am 14./15. Jänner über die Bühne geht, ist aber noch aus einem anderen Grund speziell, und zwar für die ganze Szene. Denn es sind die letzten Rennen, die noch zur internen Olympia-Qualifikation zählen. Die läuft so ab, dass alle bis dahin gebrachten Ergebnisse gezählt werden, wer zu den vier besten Herren zählt, darf sich das Ticket nach Peking abholen. Eine Hürde, die der 32-Jährige nehmen sollte. „In den letzten Jahren hat es immer für die Top vier gereicht, ich mache mir im Großen und Ganzen keine Sorgen.“ Nachsatz: „Aber man weiß ja nie.“

Denn vor Unwägbarkeiten ist im Sport niemand gefeit. Payer zum Beispiel fing sich Mitte November das Coronavirus ein und musste einige Zeit mit dem Training aussetzen. Grund zum Schwarzmalen ist das für ihn nicht, er hat sich spätestens mit dem Ausbruch der Pandemie daran gewöhnt, dass Flexibilität oberstes Gebot ist. „Viel blöder wäre es gewesen, wenn es mich zwei Wochen später erwischt hätte. Dann wäre es mit dem Saison­start Mitte Dezember in Russland eng geworden.“
Was auch deswegen blöd gewesen wäre, da sich Payer insgesamt in sehr guter Form wähnt. Die vergangene Saison beendete er auf Rang zehn im Parallel-Weltcup, das ist die zweitbeste Platzierung seiner Karriere. Das Zauberwort heißt in seinem Fall: Konstanz. „Ich bin in der vergangenen Saison immer ins Finale der besten 16 gekommen. Das gibt mir schon einen Boost, dort will ich direkt wieder anschließen.“

Party in Sibirien
Natürlich ist der Fokus dabei auch schon auf die Spiele in Peking gerichtet. 2018 war er in Pyeongchang dabei und wurde im Parallel-Riesenslalom (der Slalom ist nicht olympisch) Neunter. Das war doch etwas unter den Erwartungen, da er mit der Empfehlung von zwei Podestplätzen nach Südkorea reiste. Doch er musste feststellen, dass ein Rennen unter den fünf Ringen etwas komplett anderes ist. „Die Medien, der Rummel, die Security – wir betreiben ja eine freiheitsliebende Sportart, ich bin mit den Bedingungen nicht gut zurechtgekommen.“ Jetzt weiß er allerdings, was auf ihn zukommt. „Ich glaube nicht, dass man jemanden darauf vorbereiten kann. Das musst du erleben.“

Das Ziel ist dabei klar: eine Medaille. Wobei der Hobbyläufer, der mit dem „Karawankenkönig“ seinen eigenen Ultra-Event veranstaltet (s. alex-payer.at), sein Wohl und Wehe nicht von einer Platzierung abhängig machen möchte. Für ihn ist wichtig, am Ende der Saison alles aus sich herausgeholt und nichts unversucht gelassen zu haben. „Wobei ich die erste Party nach der Saison mehr genießen könnte, wenn ich aus China etwas Metallisches mitbringen würde.“
Wo diese Party stattfindet, weiß er übrigens auch schon. Denn den reiselustigen Globetrotter zieht es nach der Saison nach Sibirien, nach Taschtagol. „Dort gibt es ein legendäres Snowboard-Fest, bei dem wir dabei sein wollen.“ Mit „wir“ ist auch seine Freundin und Renn-Gefährtin Sabine Schöffmann gemeint (siehe unten). Ihr traut er, wie auch der dritten Kärntnerin im Bunde Daniela Ulbing, zu, mit einer Olympiamedaille dekoriert zu werden. „Die Chancen der beiden sind absolut intakt, wer etwas gewinnen will, muss sie erst einmal schlagen.“