Loipe ziehen und fertig? So lockt man heute keinen Langläufer mehr aus dem Wachskeller! Die großen Langlaufregionen in Österreich haben längst erkannt, dass bei diesem Sport zwar der Bewegungsablauf gleichförmig ist, die Masse aber nur beim Stock zu halten ist, wenn es das eine oder andere Highlight gibt. Abwechslung ist auch hier Trumpf.

Von Klaus Molidor

Gleiten statt hetzen! In den Zeiten des „Waldsterbens" war dieser Spruch schon in Mode; jetzt ist er es wieder – nur die Zielgruppe hat sich verändert. Damals, in den 1980er-Jahren, war er an die Autofahrer gerichtet – heute ist damit die „Volksbewegung des Winters" gemeint: das Langlaufen!

Nahezu jedes Skigebiet hat heute ein Angebot für Langläufer, die Spezialisten locken mit einem riesigen Loipennetz – und trotzdem: „100 Kilometer in eine Richtung laufen zu können reicht heute längst nicht mehr als Angebot", sagt Elias Walser von der Olympiaregion Seefeld. Wie bei allen anderen Wintersport-Playern gehört heute auch rund um den Loipensport eine perfekte Infrastruktur – von der Duschmöglichkeit an der Strecke bis zum Hotel mit Wellnessangebot – einfach dazu. Aber wie der Blick in fünf große Langlauf-Regionen zeigt, ist das „Unterhaltungspaket" noch viel größer.

SEEFELD
In der Olympiaregion gibt es zum Beispiel Fotopoints, eine Videostrecke und bald auch einen Fun-Park. Steilkurven, Sprünge und eine Wellenbahn sollen dort dem Ausdauersport einen Action-Faktor verleihen, der Langlaufen auch für Kinder und Jugendliche interessant macht. Dabei ist Seefeld eine bekannte Marke im nordischen Bereich und bräuchte sich um die Auslastung kaum Sorgen zu machen. Stillstand kommt für Elias Walser aber nicht in Frage: „Mir ist die Entwicklung im Skisport eine Lehre", sagt er. „Ende der 1990er-Jahrehat doch kaum einer noch mit dem Skifahren begonnen, die Skiindustrie hat im wirklich allerletzten Moment die Kurve gekriegt und die Carving-Ski auf den Markt gebracht – die Rettung für eine ganze Sportart."

Darum müsse auch der Langlauf-Sport innovativ bleiben. „Uns ist das ja selbst einmal passiert. Nach der nordischen WM in Seefeld 1985 herrschte bei uns die Meinung, dass es reichen würde, weiter nur auf die klassischen Loipen zu setzen. Und dann sind auf einmal die Skater dahergekommen und Klassik war out."

Jetzt aber setzt auch auf diesem Sektor eine Erholung ein – dank der Industrie. „Alle Skifirmen haben jetzt Fellski im Angebot, die das klassische Langlaufen wieder attraktiv machen", sagt Walser. Denn bisher gab es entweder Schuppenski oder Wachsski. Der Schuppenski war auf Steigungen schnell überfordert, die Folge: durchrutschen im Anstieg. Nicht lustig. Der Wachsski war und ist kompliziert zu präparieren, mit seiner Steig- und Gleitzone. „Da muss man viel tüfteln bei Schneetemperatur und -beschaffenheit. Das wird den meisten Leuten auch schnell zu mühsam", weiß Walser, „mit den neuen Fellskiern aber geht es gut bergauf und es macht auch im Diagonalschritt in der Ebene Spaß".

RAMSAU
Die Ramsau am Dachstein punktet schon auch mit schierer Größe – und mit Schneesicherheit! 220 Loipenkilometer gibt es hier zu befahren. Und das auf drei Ebenen: im Almgebiet, auf dem Sonnenplateau Ramsau und – als Extrabonus in schneearmen Zeiten – auf dem Dachsteingletscher. Dort bereiten sich Jahr für Jahr auch Weltklasse-Athleten aller Herren Länder auf die Weltcupsaison vor. Um das riesige Loipennetz der Ramsau möglichst früh befahrbar zu machen, wird der Schnee seit einigen Jahren „übersommert": Rund 500 Lkw-Ladungen Schnee werden dabei aufgeschichtet, darüber kommt eine Schicht Hackschnitzel und eine weiße Schutzfolie, die vor Regen und zu großer Sonneneinstrahlung schützt. „Snowfarming" nennt sich das Neudeutsch. Langlaufen kann man in der Ramsau fast rund um die Uhr: Von 17 bis 21 Uhr wird auf der beleuchteten Nachtloipe gefahren.


HOHE SALVE
Sogar bis 22 Uhr können die Langlaufsportler am Angerberg in der Ferienregion Hohe Salve in Tirol ihre Runden ziehen. Und das sogar gratis, während in den anderen Regionen Tickets zu lösen sind. Ein weiteres Highlight ist die 14-km-Loipe im Schneerosental: Hier kann man die Straßen überqueren, ohne die Ski abschnallen zu müssen. „Nordic Slider" machen das möglich. Das sind Metallspuren mit Rollen, die mit Doppelstockschub oder im klassischen Schritt überlaufen werden können.

Das Superservice: Damit der Ski in den Loipen gut gleitet, gibt es eine tägliche Online-Wachsempfehlung: Eine Wetterstation direkt auf der Loipe misst Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und Niederschlag und ist direkt mit der Wachsdatenbank des Wachsherstellers Swix verbunden.

PILLERSEETAL
Die Region Pillerseetal punktet mit dem breiten Loipen­spektrum. Vom einfachen Profil für Anfänger und Genussläufer geht es in der Schwierigkeit stufenlos bis auf WM-Niveau, gehört doch auch das Biathlon-Zentrum in Hochfilzen zu dieser Region. Für den Winter 2016/17 gibt es neue Strecken, bestehende wurden verbreitert und die Beschneiung ausgebaut. Top: Unterwegs geben Loipenbetreuer Technik- und Wachs­tipps und helfen auch einmal mit einem Schnapserl zur Stärkung aus. Mit Toiletten und Duschmöglichkeiten an der Strecke ist die Infrastruktur auch für Tagesgäste gut ausgebaut.


WEISSENSEE
Dank der frostigen Temperaturen im Hochtal auf 930 Metern Seehöhe ist der Weissensee in Kärnten ja ein Paradies für die Eisläufer aus dem In- und Ausland. Auch diesen Winter wird die traditionsreiche holländische 11-Städte-Tour wieder auf dem Weissensee ausgetragen. Dieses Klima sorgt aber auch für Schneesicherheit und damit punktet der Weissensee auch gewaltig bei den Langläufern: Ab Anfang Dezember kann hier meist beschneit werden, um den 20. Dezember sind die Loipen geöffnet – 55 km umspannt das Netz für klassische und freie Technik.

Ein Extra-Highlight: Auf der Laser-Biathlon-Anlage können sich auch Hobbyläufer einmal fühlen wie Ski­jäger-Legende Ole-Einar Björndalen.


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