In Cortina findet Anfang Februar die alpine Skiweltmeisterschaft statt. In Saalbach-Hinterglemm wird man die Rennen besonders aufmerksam beobachten. 2025 ist man als Austragungsort selbst an der Reihe. Eine Gegenüberstellung der beiden WM-Orte, die bereits einschlägige Erfahrung haben. 

Klaus Höfler

Spannende Jahre liegen vor uns“, sagt Peter Hartl. Mit dem Corona-Virus hat das ausnahmsweise nichts zu tun. Vielmehr geht es um eine der größten internationalen Sportgroßveranstaltungen in Österreich in der nahen Zukunft: 2025 wird in Saalbach-Hinterglemm die alpine Skiweltmeisterschaft stattfinden. Hartl ist Generalsekretär der WM-Bewerbung. Bei ihm laufen die organisatorischen Fäden eines millionenschweren Investitionsprogramms zusammen, das in Vorbereitung auf die WM im Wintersportort im Salzburger Pinzgau in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden soll. 

„Eine Mutinjektion in Zeiten wie diesen“, freut sich Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Tatsächlich wartet eine Infrastrukturimpfung, für die die Förderspritze der öffentlichen Hand gut gefüllt ist. Von Bund, Land und Gemeinde gibt es Zusagen von bis zu 50 Millionen Euro. Davon profitieren wird vor allem der Zwölferkogel, einer der zentralen Skiberge im Glemmtal. Er soll unter anderem neue Beschneiungsanlagen, einen neuen Speicherteich, einen neuen Lift und eine neue WM-Abfahrtsstrecke bekommen.
Ein Berg, ein Ziel

Das Konzept dahinter: Sämtliche Rennen werden auf einem Berg stattfinden und in einem gemeinsamen Zielstadion enden. „Das ist logistisch effizienter und Gäste können den Rest des Skigebiets ungestört nutzen“, wirbt Hartl. Ein Modell, das schon bei der WM in Schladming 2013 erfolgreich umgesetzt wurde. Auch aktuell steht man in Saalbach-Hinterglemm mit den Austragungsorten vorangehender Weltmeisterschaften in engem Erfahrungsaustausch. So hat man sowohl in Courchevel-Méribel (Austragungsort der WM 2023) und Cortina d’Ampezzo, wo schon Anfang Februar kommenden Jahres die nächste WM stattfindet, einen offiziellen Beobachterstatus. „Es geht um Wissens- transfer“, erklärt Hartl.

In Cortina, dem traditionsreichen Wintersportort in der Region Venetien an der Grenze zu Südtirol, ist der Erfahrungsschatz umfangreich. Bereits 1932 und 1941 gab es hier Weltmeisterschaften, 1956 (und 2026 wieder) Olympische Winterspiele. Die WM im kommenden Jahr stellte die Organisatoren aber in den letzten Monaten coronabedingt vor neuartige Herausforderungen. Aufgrund der unabsehbaren Perspektiven und drohenden hohen finanziellen Einbußen bis hin zur Insolvenz im Falle einer Absage beantragte das Organisationskomitee beim internationalen Skiverband FIS Ende Mai eine Verschiebung der WM auf 2022. Ein Monat später der Rückzug vom Rückzug: Nachdem die FIS zehn Millionen Franken und auch der italienische Staat eine Ausfallshaftung zusicherten, sollten die Medaillenkämpfe nicht über die Bühne gehen können, gab man in Cortina grünes Licht. Die Titelkämpfe sollen jetzt wie ursprünglich geplant vom 7. bis 21. Februar in Szene gehen.

Wir werden der Welt zeigen, wie man Skifeste feiert.

Bartholomäus „Bartl“ Gensbichler

Proteste gegen Ausbau
Ähnlich wie in Saalbach-Hinterglemm wird dafür auch in Cortina die öffentliche­­ Hand zum Investor. 40 Millionen Euro sind für Infrastrukturverbesserungen von der Regierung in Rom budgetiert. Neben Straßen, Pisten und Liften fließt rund um das legendäre Skigebiet Tofana auch Geld in die Neugestaltung des Zielbereichs und in ein Lawinenwarnsystem. „Jeder Euro, der in die Infrastruktur investiert wird, kann in den nächsten Jahren sechsfach in die Region zurückfließen“, rechnet Alessandro Benetton, Präsident der „Cortina 2021 Foundation“ vor. Unter anderem werden auch gezielt Partner für nachhaltige Projekte – vom kompostierbaren Geschirr bis zu Bioplastik und Parkmanagement – eingebunden. 

Widerstand gibt es trotzdem. Zwanzig Unternehmer und Umweltschutzaktivisten organsierten im September auf dem Cinque Torri auf knapp 2300 Meter Seehöhe nahe Cortina einen Flashmob. Die Demonstration richtete sich unter anderem gegen den Bau neuer Anlagen für die WM und die Olympischen Winterspiele 2026. Protestiert wurde gegen Pläne, Teile der Wälder zu roden, um neue Seilbahnen, Pisten und Liftanlagen zu errichten. Mit einer neuen Seilbahnverbindung Richtung Falzarego-Pass soll der Autoverkehr reduziert werden, entgegnet man beim WM-Komitee. 

In Saalbach-Hinterglemm versucht man, derartigen Widerstand schon im Vorfeld auszuschließen. „Nachhaltigkeit ist eine Grundbedingung für die Förderungen“, erklärt Hartl. Augenmerk wird daher beispielsweise auf ein funktionierendes Shuttle-Service gelegt, um die Verkehrsbelastung zu minimieren. Einschlägige Erfahrungen gibt es aus der eigenen Vergangenheit: 1991 bekam Saalbach-Hinterglemm anlässlich der damaligen Ski-WM Parkhäuser und einen Umfahrungstunnel, was die Wohnqualität im Ort verbessert hat.

Legenden von 1991
„Wir wollen den Impuls für die Region und die Begeisterung in der Bevölkerung mitnehmen, die die damalige WM ausgelöst hat und die heute Teil der ­Geschichte des Orts sind“, sagt Hartl. Zwar blieb damals unterm Strich auch ein beträchtliches finanzielles Minus, weil Zuschauereinnahmen falsch kalkuliert wurden. Dazu kam, dass wegen des im Jänner 1991 zeitgleich beginnenden Golfkriegs nicht nur aus Sicherheitsgründen die WM-Eröffnungsfeier abgesagt wurde, sondern auch der Dollarkurs in den Keller stürzte. Diese Wechselkursverluste schlugen bei Werbeverträgen voll durch. 

In besserer Erinnerung blieben die Triumphe des österreichischen Teams. Mit elf Medaillen – fünf davon in Gold durch Petra Kronberger, Ulli Maier, Rudi Nierlich und zwei Mal Stephan Eberharter – waren es für das ÖSV-Team die bislang dritterfolgreichsten in der Geschichte. Um diesen Spirit wiederzubeleben und ähnliche Erinnerungsmomente zu schaffen, sind auch einige alte Haudegen von einst mit an Bord. An vorderster Front Bartholomäus „Bartl“ Gensbichler, einst selbst Sieger einer Weltcupabfahrt und heute Präsident des Salzburger Landesskiverbandes. „Wir haben sieben- einhalb Jahre dafür gekämpft“, war er erleichtert. Es war ein Sieg im zweiten Anlauf. Denn eigentlich hatte man sich 2012 dazu entschlossen, sich schon für die WM 2023 zu bewerben, zog aber knapp den Kürzeren. Für 2025 klappte es schließlich. „Jetzt werden wir der Welt zeigen, wie man Skifeste feiert“, verspricht Gensbichler. Die Generalprobe wird das Weltcupfinale 2024 sein.