E-Bikes liegen voll im Trend. Antenne-Steiermark-Moderator Michael Scheder gehört ebenfalls zur wachsenden Fangemeinde und ist mit Strom-Unterstützung vom chronischen Nichtsportler zum E-Mountainbiker geworden. 

Tausche Couch gegen Gipfelkreuz
Michael Scheder

Am Anfang war ein bisschen Neid. Im Grunde bin ich schon immer gerne Rad gefahren. Die Idee, die steilsten Hänge raufzutreten ohne dabei zu schwitzen oder zu schnaufen, habe ich aber schon im Alter von 15 Jahren begraben müssen. Damals haben mir meine Eltern das erste Bergrad meines Lebens geschenkt. Schon bei der ersten Ausfahrt auf den Kapfenberger Schlossberg (von der Altstadt rauf, dort, wo es RICHTIG steil ist) musste ich feststellen, dass der Hase so nicht läuft. Die Realität nach vielleicht 200 Höhenmetern ist irgendwo zwischen Schnappatmung und dem Pulsschlag eines Kolibris gelegen. Das war nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt hatte. Um dieses einschneidende Erlebnis zu verarbeiten, habe ich dann kurz 25 Jahre Sportpause gemacht. Bis vor ein paar Jahren zwei meiner Kumpels unter die Mountainbiker gegangen und seither in den Bergen der Obersteiermark unterwegs sind. In dieser Bande wollte ich unbedingt mitmischen. Konditionell war das aber ein Ding der Unmöglichkeit. Während der Pause bin ich überraschenderweise nicht „weniger“ geworden und die Jungs gehören eher in die Kategorie „Ausdauermonster“.

Ein Plan musste her und der Plan war elektrisch. 
Die Rechnung war ziemlich einfach. Mit einem E-Bike könnte ich bei den Touren der beiden mitfahren, etwas für mich und meine Gesundheit tun und noch dazu eine Menge Spaß haben. Und wissen Sie was? Die Rechnung ist voll aufgegangen. Die Bio-Biker fahren ohne Strom und schaffen es dank ihrer guten Kondition jeden Berg rauf. Was mir konditionell fehlt, kann ich mit dem Motor kompensieren. Das sorgt dafür, dass wir im selben Tempo unterwegs sein können, ich mich aber nicht vor dem Herzinfarkt fürchten muss. Eine klassische Win-Win-Situation. Das Schöne am E-Bike ist, dass man flexibel ist: Bin ich mit Bio-Bikern unterwegs, fahre ich mit wenig Motorunterstützung, fahre ich alleine, schalte ich gerne eine Stufe höher und bin in Nullkommanix am Gipfel. Aber lassen Sie sich nicht täuschen! Da muss man dann ordentlich treten und ist am Ende durchaus müde. Ein E-Bike ist schließlich kein Moped. Ohne Treten macht der Motor gar nichts. 

Aber das ist doch kein Sport! 
Das habe ich mir ehrlich gesagt auch gedacht, bis ich es ausprobiert habe. Mittlerweile weiß ich es besser. Natürlich kann man E-Bikes so fahren, dass man praktisch mühelos unterwegs ist und niemals schwitzt. Das war aber nie mein Anspruch. Ich WILL mich ja bewegen, aber ohne unterwegs vollkommen ausgepowert vom Rad zu fallen. E-Bikes sind einfach eine eigene Fahrradkategorie, die viele Menschen zum Sport bringt. Das ist für mich der springende Punkt. Es ist ganz bestimmt besser, elektrisch unterstützt durch die Gegend zu treten als daheim auf der Couch zu sitzen. Mein Arzt sieht das übrigens auch so. Gewöhnen Sie sich aber besser jetzt schon an die vielen launigen E-Biker-Witze, die Sie wohl oder übel hören werden. Meistens sind es ältere Herren, die mit ihren riesigen SUVs bis direkt vor die Almhütte fahren, sich eine Doppelportion Schweinsbraten bestellen und sich dann über E-Biker lustig machen. Warum das so ist, habe ich bis heute nicht zweifelsfrei herausgefunden. Das Gute ist, die Akzeptanz gegenüber E-Bikes steigt, je mehr davon unterwegs sind. Die Witze werden immer seltener und manchmal hab ich schon einen der besagten älteren Herren im nächsten Jahr wieder auf der Hütte getroffen – mit seinem nagelneuen E-Bike. 

Fährt sich ein E-Bike anders? 
Jein. Bis vor ein paar Jahren waren E-Bikes normale Räder, wo unten einfach ein Motor drangeschraubt wurde. Auf das höhere Gewicht und Tempo haben die Hersteller kaum reagiert. Bremsen, Gabeln oder auch der Rahmen waren manchmal zu schwach für die höhere mechanische Belastung. Heute sind E-Mountainbikes echte Hi-Techmaschinen geworden. Die Zeit der Aufsteckakkus ist weitgehend vorbei. Die Batterie verschwindet oft elegant im Unterrohr. Auch die Motoren werden kleiner und leichter. Für Laien ist es schwierig, E-Bikes von Bio-Bikes zu unterscheiden. Noch sind sie allerdings vergleichsweise schwer. Nur Räder der absoluten Luxusklasse wiegen unter 20 Kilo. Deswegen reagiert ein E-Mountainbike auch insgesamt ein wenig träger. Die Bremswege sind länger und überhaupt fährt sich ein E-Rad nicht ganz so agil wie eines ohne Motor. Wir kommen der Sache allerdings langsam näher. Praktisch alle Motorenhersteller bieten Fahrmodi, bei denen die Unterstützung automatisch angepasst wird. Das funktioniert überraschend gut. Was ich wirklich empfehlen kann, ist ein Fahrtechnikkurs. Da zeigen Ihnen Profis, wie Sie ein E-Mountainbike sicher bewegen. Im Nachhinein hätte mir so ein Kurs vor bald zwei Jahren vermutlich einen doppelten Rippenbruch erspart. Ich hätte mir diesen Tipp damals selber geben sollen. 

Tausche Couch gegen Gipfelkreuz: Wie aus einem Nichtsportler ein E-Mountainbiker wurde

Bin ich mit Bio-Bikern unterwegs, fahre ich mit wenig Motorunterstützung. Fahre ich alleine, schalte ich eine Stufe höher und bin in nullkommanix am Gipfel.

Michael Scheder

Was soll ich kaufen? 
Eine Frage, die pauschal nicht zu beantworten ist. Es kommt darauf an, was Sie machen wollen. Ich hab mit einem Hardtail angefangen, also einem Rad, das zwar eine Federgabel hat, aber keine Hinterradfederung. Mittlerweile bin ich auf ein vollgefedertes Rad („Fully“) umgestiegen. Das ist sicherer und komfortabler und macht einfach mehr Spaß – speziell im Gelände. Mittlerweile schraube ich gern selber am Bike rum und befasse mich mit Dingen wie Reifengummimischungen und Bremsbelägen. Hätte ich mir nicht gedacht, dass ich einmal zu einem echten Freak werde.

Fazit: Schöner war Radfahren noch nie 
Ich könnte mir meine Freizeit ohne mein E-Mountainbike nicht mehr vorstellen. Punkt. Probieren Sie es aus. Es wird Ihnen ähnlich gehen wie mir.