Klaus Feistauer und Helmut Fuchs sind der Zeit immer voraus. Sie testen Tourenski und -Equipment. Lange bevor die Produkte auf den Markt kommen. Wie sie dazu gekommen sind, wie sie testen – und wie sich Leidenschaft und Beruf vereinbaren lassen.

von Klaus Molidor


Viele Kilometer von der Zivilisation entfernt tragen diese beiden Herren Jacken, die es noch gar nicht gibt, marschieren in Schuhen, die man in keinem Geschäft der Welt kaufen kann und schnallen sich daran Bretter, die noch weit weg von Serienreife sind. Hat aber nichts mit Science-Fiction zu tun – Klaus Feistauer und Helmut Fuchs testen Skitouren-Equipment für Dynafit und Hagan. Klingt schwer nach Traumjob. Wie kommt man dazu? Beim Kufsteiner Feistauer war es die professionelle Fortsetzung des kindlichen Forschertriebs. „Schon als Bub hab ich mit Freunden an den Skiern herumgetüftelt.“ Der legendäre Lochski von Fischer hatte es dem kleinen Klaus angetan. „Die hatten wir aber nicht, also haben wir an unseren herumgesägt“, erinnert sich Feistauer. Wenn er bei einem örtlichen Skirennen ein neues Paar gewonnen hatte, ist er diesem nicht selten mit der Säge zu Leibe gerückt und aus den Slalomlatten wurden Firngleiter. Heute läuft das freilich voll professionell ab. Über einen befreundeten Sporthändler in Kiefersfelden ist Dynafit auf den Materialtüftler aufmerksam geworden. Erst war er als Markenbotschafter mit den neuesten Outfits und Skiern unterwegs, bald darauf mit Prototypen.

Eineinhalb Jahre vor der Markteinführung bekommt er die neuen Modelle. „Die teste ich dann einmal alle auf der selben Tour. Braucht er mehr Kante, mehr Auftrieb, weniger Rocker und, und, und.“ Besonders intensiv wird es, wenn eine komplett neue Serie entwickelt wird – wie in den vergangenen eineinhalb Jahren. „Da bin ich quasi die Winter durchgefahren.“ Seine Erfahrungen notiert er akribisch, bei Bedarf wird dann im Werk nachgebessert. „Und wenn ein Ski einmal so ist, wie er sein sollte, teste ich ihn in allen Längen und bei möglichst allen Schneeverhältnissen.“ So intensiv wie Feistauer ist bei Dynafit keiner an der Entwicklung beteiligt. Die neue Kollektion hat er so gut wie im Alleingang durchgetestet.

VON ANFANG AN
Auch Helmut Fuchs aus Ried im Innkreis ist einer der Ersten, die für Hagan auf Touren gehen. Seit mehr als zehn Jahren ist er dabei, längst auch in der Prototypenentwicklung. „Der Marketingverantwortliche war quasi mein Nachbar“, erklärt er seinen Einstieg in die Tester-Welt. Das Gute daran: „Es geht schnell mit dem Feedback und damit auch mit den Änderungen in der Produktion, weil wir uns oft zusammensetzen und Dinge besprechen, während andere Tester weiter weg sind und ihre Erfahrungen per Mail schicken.“ Ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist ihm der Schuh, den Hagan vor Kurzem entwickelt hat. „Da war ich von Anfang an dabei, hab daheim selbst am Innenschuh herumgenäht“, erinnert er sich. „Als ich dann mit dem Schuh am Berg war, haben mich total viele Leute angesprochen und auch meine Posts im Internet haben ordentlich Wellen geschlagen.“Hier unterscheiden sich die beiden Skifirmen. Während Feistauer mit blanken Dynafitlatten ohne Design und Logo unterwegs ist, hat Fuchs immer schon Hagan-Ski, die dem Endprodukt sehr ähnlich sehen. „Damit wird auch die Optik abgetestet“, sagt er.

Skitouren sind zwar ihr Leben, gänzlich leben können die beiden Tester aber nicht davon. Fuchs ist im Brotberuf Soldat und bekommt von Hagan eine Aufwandsentschädigung. Feistauer wiederum ist Gutsverwalter bei einem Großindustriellen in Kufstein. „Die Familie ist sportaffin und hat Verständnis für meine Leidenschaft.“ Im Sommer hat er mehr Arbeit, im Winter ist er dafür fast ständig auf Tour. Entlohnt wird Klaus Feistauer in „Naturalien“: Er bekommt ein Budget, um das er bei Dynafit einkaufen kann. „Toll, dass es da vom Socken bis zum Ski alles gibt.“ Die Testgeräte können sowohl Feistauer als auch Fuchs behalten. Mit denen hätte ohnehin keiner mehr eine Freude, sagt Fuchs. „Sagen wir so: Ich passe nicht extra auf. Im Test sollen die Ski schließlich ordentlich belastet werden, damit dem Kunden dann nicht beim ersten Stein die Kante runtergeht.“

VATERSTOLZ AUF DEN MESSEN
Beide testen auch Kleidung, Rucksäcke und andere Ausrüstung. Helmut Fuchs immer wieder auch für andere Marken, da Hagan eben kein Komplettanbieter ist. „Auf den Messen lernst du Leute kennen, die wissen, dass du viel draußen unterwegs bist und so ergibt sich immer wieder etwas“, erklärt er. Klaus Feistauer und Helmut Fuchs haben ihre Leidenschaft zum Nebenberuf gemacht und freuen sich auch nach Jahren noch, wenn sie vor allen anderen die neuesten Geräte bekommen. Da springt das Kind im Manne. Anfang Februar 2018 freut sich der Mann dann über sein „Kind“. Da werden beide auf der Sportartikelmesse ISPO in München stehen und ihre „Babys“ der Öffentlichkeit vorstellen. Da kann man schon von Vaterstolz sprechen. Oder wie Feistauer sagt: „Es ist ein geiles Gefühl, wenn eine neue Kollektion dasteht und du weißt, dass alle Ski richtig gut funktionieren, weil du sie selbst mitentwickelt hast.“



Auch interessant ...