Ski, egal ob für Einsteiger oder Profis, gehören regelmäßig gewachst und geschliffen – mit etwas Geschick gelingt dies (zum großen Teil) auch in Eigenregie.

Lukas Schnitzer
Lukas Schnitzer

Selbst der hochwertigste Ski kann nur dann sein volles Potenzial ausschöpfen, wenn Belag und Kanten regelmäßige Pflege erfahren. Wir haben uns mit Emanuel Schiffmann, bei Tyrolit für den technischen Vertrieb verantwortlich, sowie mit Florian Weinmayer vom heimischen Wachsspezialisten HWK darüber unterhalten, wie man seine Ski mit etwas technischem Geschick selbst in Schuss hält – und wo vielleicht doch lieber der Fachmann Hand anlegt.

Wachs-Zeit
Ein gewachster Ski- oder Snowboardbelag gleitet nicht nur schneller über den Schnee, er sorgt auch für höhere Drehfreudigkeit und ein allgemein besseres Fahrgefühl. „Durch die häufige Benutzung des Sportgeräts reibt sich die Wachsschicht am Belag ab, der blanke Kunststoff des Belags laugt aus und bekommt einen grauen Schleier. Spätestens dann wird es höchste Zeit den Belag zu pflegen“, erklärt Florian Weinmayer. Besteht die Möglichkeit zum Heißwachsen, lässt sich in wenigen einfachen Schritten ein Paraffinwachs aufbügeln. Dazu, so erklärt es der Wachsprofi, wird der trockene Skibelag erst mit einer Bronzebürste gereinigt, um Verschmutzungen mechanisch zu entfernen. Danach wird das Wachs mit einem Spezialwachseisen (bitte kein handelsübliches Bügeleisen, hier sind die Temperaturschwankungen zu groß) erwärmt und auf den Belag aufgerieben sowie gleichmäßig eingebügelt. Nach dem Erkalten das überschüssige Wachs mit einer Plexiklinge entfernen und anschließend die Belagsstruktur erneut mit eine Bronzebürste freilegen – fertig ist der Ski. Die dafür nötige Grundausrüstung: ein Skiständer zum Fixieren der Ski, Bügeleisen, Plexiklinge, Bronzebürste und Grundwachs. Mehr braucht es für den Freizeitbereich eigentlich nicht.

Erst frisch gewachst und mit geschliffener Kante entfalten Ski und Board ihr volles Potenzial.

„Gibt es keine Möglichkeit zum Bügeln, können alternativ auch Sprühwachse wie etwa die HWK-Hydro-Linie verwendet werden“, so der Profi-Tipp für beengte Platzverhältnisse oder im Urlaub. Nach der Belagsreinigung per Bronzebürste wird das passende Hydro-Wachs aufgesprüht und mit dem Filzpad gleichmäßig am Belag verteilt. Nach einer Trocknungszeit von ca. 10 Minuten kann der Belag mit einer Nylonbürste poliert werden. Die Gleiteigenschaften, so Florian Weinmayer, sind mit heiß gewachsten Skiern vergleichbar. Lediglich die Haltbarkeit des Wachses ist etwas kürzer.

An die Kanten
Etwas mehr Geschick und Vorsicht gilt es an den Stahlkanten walten zu lassen. Wer sich selbst an die Feile(n) wagt, sollte sich vorab professionell einschulen lassen oder umfassend informieren. Laut Emanuel Schiffmann sind es vor allem fanatische Skifahrer, die ihre Kanten gerne selbst finetunen und das auch mehrmals im Winter machen. Aber auch Freeskier, die ihre Sch­rammen nach Felskontakten selbst reparieren möchten, respektive Mütter, Väter oder Großeltern von Nachwuchsrennfahrern, welche die Ski für ihre Jüngsten nach jedem Training und Rennen im Keller selbst präparieren, finden in der Handpräparierung eine kostengünstige Variante der Servicierung. 

Tyrolit hat für Hobbyskifahrer beispielsweise fertige Kantentuning-Sets, mit allem, was es braucht: „Zwei unterschiedlich feine Stahlfeilen, drei Keramikfeilen und zwei Elastikfeilen sorgen in Anwendung mit einem Edelstahlwinkel für scharfe Kanten. Eine Kombifeile eignet sich für unterwegs und der Kantengummi ist ideal zum Entrosten, Entgraten und Reinigen“, weiß der Schleifmittelexperte.

Gängig sind Winkel zwischen 86 und 89 Grad (dazu gibt es sogenannte Fixwinkel oder variable Winkel, an denen die jeweilige Feile für den Schliff geklemmt wird). Doch bevor es an die Kanten geht, sollten die Seitenwangen mit abgezogen werden.

Amateuren empfiehlt HWKs Florian Weinmayer, die Grundeinstellung der Stahlkanten vom Fachhändler vornehmen zu lassen. Dabei werden die belagseitige Kante und der Kantenwinkel (je spitzer, desto aggressiver der Ski) eingeschliffen. Danach kann man bis zum nächsten großen Schliff in Eigenregie mit dem richtigen Winkel nachziehen, um immer scharfe Kanten am Ski zu haben.