„Das ist absolutes Neuland für mich.“ Am elften Tag auf dem Rad war sie durchbrochen, diese magische 5000-Kilometer-Marke. Plötzlich war er überfahren, der „point of no return“... Jetzt gibt es also kein Zurück mehr für Wolfgang Fasching auf seiner abenteuerlichen Extremtour „Russia Coast to Coast“.


„Diese Halbzeit ist etwas Besonders für mich. Eine Distanz, die ich noch nie gefahren bin in meinem Leben. Was jetzt kommt, kann ich gar nicht abschätzen. Das ist absolutes Neuland für mich. Der Körper spürt das natürlich, die Psyche auch, darum wird es eine riesengroße Herausforderung, die zweiten 5000 zu bewältigen“, sagt Wolfgang Fasching beim Halfway-Point auf dem Friedensplatz in Krasnojarsk, Ortszeit 19 Uhr. In dieser Ein-Millionen-Einwohner-Stadt ist übrigens Schlagerstar Helene Fischer geboren.
Atemlos wirkt der 46-Jährige noch nicht, wenngleich er anstatt von Übermut lieber Demut an den langen Tag legt, der bereits um halb vier Uhr nachts begonnen hatte. „Freilich freue ich mich. Aber in Relation gesehen sind wir noch nirgends. Ich habe doch einen Gesamtauftrag, muss geduldig und demütig bleiben“, sagt der akademische Mentaltrainer, der die nächsten 5000 Kilometer auch möglichst flott hinter sich bringen will. Seine Gedanken gehen allerdings nur von Tag zu Tag. Der Ursprungsplan sieht eine Ankunft in St. Petersburg am 15. August voraus – dieser Zeit ist er sogar voraus. „Es ist aber noch immer ganz, ganz weit. Beim RAAM (Race Across America, Anm.) hätte ich zwar schon gefinisht. So gesehen kann ich gerade dastehen wie selten zuvor. Aber nur, weil ich dieses Abenteuer natürlich dosierter angehen muss. Grundsätzlich geht es mir recht gut, aber ich bin nicht zu euphorisch.“ Auch seinen 47. Geburtstag am 11. August will Fasching im Radsattel verbringen.

GRUNDSÄTZLICH POSITIV
Wie seine Halbzeit-Bilanz ausfällt? „Grundsätzlich positiv. Ich hätte aber nie mit diesen schlechten Straßen gerechnet, mit diesen vielen Baustellen. Das Wetter war auch nicht immer günstig. Doch der Körper hält noch mit. Das Gesäß ist natürlich ein Knackpunkt auf so einer Reise. Das wird ein wesentlicher Punkt, ob er durchhält bis zum Ende beziehungsweise jetzt wieder regeneriert.“ Was ihn neben seinem 15-köpfigen Betreuerteam vorantreibt, sind auch motivierende Worte aus der Heimat – und darüber hinaus. Seine Ehefrau Doris schickt tägliche Nachrichten aus Neukirchen bei Lambach; sein extremer Sportsfreund Christoph Strasser brachte ihn mit einer langen E-Mail zum Lachen und viele andere Menschen aus aller Welt bringen ihn auf positive Gedanken. Fasching: „Ich freue mich über jede Grußbotschaft, die helfen mir weiter.“ Auf seiner Facebook-Seite „Wolfgang Fasching – Mentale Stärke“ startete sein Medien-Team einen Aufruf, ihm für jeden verbleibenden Kilometer ein „Motivationsschreiben“ zu übermitteln. Es wird ihm die Einträge während der Fahrt vorlesen.

INTERESSE UND MOTIVATION
Der Medienrummel zum Halfway-Point in Krasnojarsk war übrigens groß: Der örtliche Sportminister war da, TV-Stationen hielten ihre Kamera auf Fasching, Journalisten stellten Fragen – doch nach zehn Minuten „Halbzeitpause“ war Fasching wieder dort, wo er sich zurzeit am wohlsten fühlt: Auf dem Radsattel; weiter auf dem Weg nach St. Petersburg... Weiter auf dem Weg zum Weltrekord...

FASCHINGS HALBZEITBILANZ

  • 5000 Kilometer gefahren
  • 45.000 Höhenmeter erklommen 10 Tage, 13 Stunden unterwegs gewesen
  • 35 Stunden geschlafen
  • 85.000 Kalorien verbrannt
  • 230 Kilometer Baustelle befahren
  • 50-maliger Radwechsel zwischen Mountainbike und Rennrädern
  • 20 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit inklusive aller Pausen
  • 25 km/h netto Speed
  • 3 Zeitzonen überwunden
  • Bei 32 Grad Höchsttemperatur geschwitzt
  • Bei 7 Grad gefroren
  • 4 Laufräder demoliert, 1 Rahmen gebrochen
  • Aus dem Begleitfahrzeug verloren: iPod, Fahrradcomputer, Kameraobjektiv, Reisetasche, fünf Trinkflaschen, ein Konverter, ein Teammitglied


Weitere Infos zum 'Russia Coast to Coast' und Wolfgang Fasching findest du unter www.russiac2c.com und www.fasching.co.at


Zum Weiterlesen: