Handfest aufpumpen und bei Verschleiß möglichst günstig ersetzen? Lieber nicht – wir erklären, worauf es bei MTB-Pneus wirklich ankommt.
Der Reifen ist der einzige Kontaktpunkt zwischen Fahrrad und Untergrund, hat entsprechend das letzte Wort, wenn es um Rollwiderstand, Dämpfung, Grip und schlussendlich auch Sturz oder Kontrolle geht. Mit etwas Hintergrundwissen lässt sich mit der Reifenwahl relativ einfach großer Einfluss auf das eigene Bike-Erlebnis nehmen. Gemeinsam mit Robert Mennen von Schwalbe und Mike Hörner von Maxxis wollen wir euch hier ein paar Tipps zur Orientierung geben.
Fahrer- und Reifenprofil
„Dem klassischen Zielkonflikt zwischen Gewicht, Rollwiderstand, Grip und Pannenschutz kann (noch) kein Reifen gerecht werden“, schickt Mike Hörner beim Thema Reifenwahl voraus. XC- und Marathon-Fahrer profitieren ihm zufolge naturgemäß am meisten von niedrigem Gewicht und Rollwiderstand. Großvolumige, leicht profilierte Reifen mit Pannenschutz in der Seitenwand im Tubeless-Setup sind hier das Mittel der Wahl. Für Trail- und Tourenbiker stellt Hörner die Ausgewogenheit aller Eckpfeiler in den Vordergrund: „Nicht nur trailtaugliches Gewicht und relativ guter Rollwiderstand sind wichtig, sondern auch ein vernünftiges Maß an Grip und solidem Pannenschutz (bei Maxxis die EXO+ Karkasse). Tubeless-Setups erhöhen auch hier die Performance und den Pannenschutz.“ Enduristen legt er maximalen Pannenschutz und Grip ans Herz: „Aggressivere Stollen mit weichen Gummimischungen und höherer Pannenschutz wie etwa unsere doppellagigen DoubleDown-Karkassen sorgen für zuverlässige Performance und Spaß auf dem Trail.“
Von XC bis Downhill, da sind sich die Experten einig, empfehlen sich Reifen mit +/- 2,4“ Breite auf Felgen um die 30 mm Innenmaulweite. Diese Kombination, so Robert Mennen, stelle einen sehr guten Kompromiss aus Volumen (=Federweg und Durchschlagschutz), Auflagefläche (Grip), Präzision und Gewicht dar. Bei Schwalbes Radialreifen für den Trail- und Gravity-Einsatz hätte sich 2,5“ als Sweetspot erwiesen. Radialreifen? Bei dieser MTB-Neuheit denkt Schwalbe die Reifenkonstruktion neu – mit dem Ergebnis, dass „sich der Reifen punktueller verformt und so mehr Kontrolle, mehr Komfort, mehr Auflagefläche und damit Grip bietet“, erklärt Mennen das Konzept.
Was die Profilierung betrifft, empfiehlt Mennen Einsteigern tendenziell eher Profile „mit gleichmäßigem Übergang von der Geradeausfahrt zur Kurvenlage“. Reifen mit ausgeprägter Lücke zwischen Mittel- und Seitenstollen beißen sich hingegen stärker in den Untergrund, sobald der Reifen genügend Schräglage hat. Es kann aber passieren, dass der Grip beim Einlenken kurz verringert wird, bis die Seitenstollen greifen. Dies erfordert etwas mehr Fahrkönnen und ist weniger fehlerverzeihend, wodurch solche Reifen eher für Fortgeschrittene Performance-Vorteile bieten.
Mike Hörners finaler Tipp zum Thema Reifendruck: „Der optimale Luftdruck ist abhängig von Faktoren wie Systemgewicht, Fahrstil, Fahrwerk, Reifenkonstruktion und Untergrund. Bei Tubeless-Setups kann man sich von einem Startdruck von 1,8 bar (Systemgewicht bis 100 kg) durch schrittweises Ablassen an den Wohlfühldruck herantasten.“