Die gedruckte Karte ist auch im digitalen Zeitalter als Orientierungsmittel unentbehrlich. GPS-Navigation sorgt für zusätzliche Sicherheit – wenn man den Umgang damit beherrscht.


Die Karte ist auch in der heutigen „GPS-Welt" nach wie vor das wesentliche Orientierungsmittel – und vor allem die Basis jeder Orientierung." Diese Message möchte unser Naturfreunde-Ratgeber Martin Edlinger gleich eingangs ans Volk bringen. Und der Bergprofi präzisiert: „GPS ist gut und unterstützt die Orientierung sehr – aber allein, ist es definitiv zu wenig. Eine Karte lesen zu können, ist viel wichtiger, als dem Pfeil am GPS folgen zu können!"

Beginnen wir also bei der gedruckten Karte: Für den Bergsport benötigt man topografisches Kartenmaterial, das es erlaubt, die Geländeform zu erkennen. Als Maßstab sind 1:25.000 oder 1:50.000 geeignet. „Wer auch im Winter unterwegs ist, sollte 1:25.000 unbedingt vorziehen. Denn da geht es noch stärker darum, die Geländeformen zu erkennen, und die sind in der ‚25er' einfach klarer dargestellt."

Vor allem im Hochtourenbereich sind auch veraltete Karten ein Thema, auf das es zu achten gilt: Die Gletscherstände haben sich in letzter Zeit stark verändert, „aber auch beim normalen Wandern kann mit veralteten Karten Verwirrung entstehen, wenn zum Beispiel Wege nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind. Deshalb sollte man sich überlegen, ob man eine ältere Karte nicht durch eine neue ersetzt."

DIE KARTE RICHTIG NUTZEN
Planung und Orientierung sind untrennbar miteinander verknüpft. Also nochmals ein kurzer Schritt zurück zur Planung: Wegstrecke, Höhe, Exposition/Himmelsrichtungen, Geländeform, Steilheit, Untergrund, GPS-Koordinaten – all das sind (auch) planungsrelevante Details, die sich aus einer Karte herauslesen lassen.

Orientieren kann man sich mit der Papierkarte auf zwei Arten: erstens, indem man Karte und Gelände miteinander abgleicht. „Das ist die einfachste und üblichste Orientierungsmöglichkeit bzw. Standortbestimmung. Voraussetzung aber ist, dass man die Karte auch lesen und interpretieren kann; und dass man die notwendige freie Sicht hat."

Zweite Möglichkeit ist die Orientierung mit Karte und Kompass: „Mit Zuhilfenahme der Bussole hat man die Möglichkeit, durch Peilen und Messen sehr genau Punkte, Gipfel oder den eigenen Standort zu bestimmen", weiß Martin Edlinger und fügt hinzu: „Sich mit Karte und Bussole als Orientierungsmittel in einem Kurs vertraut zu machen, ist in jedem Fall zu empfehlen."

GPS HILFT ZUSÄTZLICH
GPS-Navigation, die von immer mehr Bergsportlern verwendet wird, erweitert die Möglichkeiten entscheidend und kann in bestimmten Situationen ein großer zusätzlicher Sicherheitsfaktor sein. Die Vorteile im Überblick: „Einfach einer Route zu folgen oder Wegpunkte anzupeilen, ist grundsätzlich eine gute Sache. Richtig wertvoll an GPS-Geräten ist aber der Vorteil, dass der zurückgelegte Weg als Track aufgezeichnet wird, man also eine ‚elektronische Spur' zieht. Bei einem Schlechtwettereinbruch kann man sich dadurch sicher zum Ausgangspunkt zurückleiten lassen."

Einer der größten Vorteile von GPS-Navigation unterwegs ist überhaupt, dass man nicht zwingend auf Sicht angewiesen ist. „Auch bei Nebel oder Dunkelheit lässt sich mit einem GPS-Gerät navigieren bzw. der Standort zuverlässig bestimmen." Aber auch hier gilt: Um GPS-Navigation im Outdoorsport sinnvoll anzuwenden, muss man sich mit der Materie beschäftigen – „einfach einschalten und sehen, was das Gerät macht, wie beim Auto-Navi, ist zu wenig. Nicht umsonst wird das bei uns in Orientierungs- oder eigenen GPS-Kursen gelehrt."

Was nicht sein soll: sich ausschließlich aufs GPS-Gerät verlassen und das Gelände um sich herum nicht mehr „in natura" wahrnehmen. Und, auch wenn es schon mehrmals erwähnt wurde: Batterie bzw. Akku können ausgehen, die beste Technik kann versagen.

BEIM WANDERN UND BERGSTEIGEN
Sowohl beim Wandern als auch auf Hochtouren gilt alles bisher Gesagte. Als „Differenzierung" passt hier noch die Frage dazu, was GPS-Gerät, Outdoor-Uhr und Smartphone heute unterscheidet. Martin Edlinger: „Speziell für den Wanderbereich sind Smartphone-Apps mittlerweile schon sehr ausgereift und gut einsetzbar. Sie bieten viele Möglichkeiten wie beschriebene Tourenvorschläge mit GPS-Routen und Notfallseinrichtungen. Vor allem im alpinen Bereich haben sie aber auch Nachteile – wie das Handling oder die Akkulaufzeit. Wenn keine Handynetzabdeckung vorhanden ist, muss zudem die Karte vorab abgespeichert werden." Als Faustregel kann man also festhalten: Je alpiner das Umfeld, desto sinnvoller ist es, ein vollwertiges Outdoor-GPS-Gerät statt eines Smartphones zu verwenden.

Und was ist mit GPS-Uhren? „Sie sind eine perfekte Ergänzung im Bereich GPS-Navigation, man hat die Hände frei und die Daten sind immer auf einen raschen Blick verfügbar. Der Vorteil der Kompaktheit bringt aber natürlich auch Nachteile mit sich, was das Handling betrifft. Vor allem haben Uhren keine Karte am Display hinterlegt – was einen wesentlichen Orientierungsnachteil darstellt."

BEIM KLETTERN
Auf Zu- und Abstiegen gilt auch fürs Klettersteiggehen und Klettern alles schon Gesagte. In Kletterrouten selbst geht es dagegen darum, das Topo (also die Routenbeschreibung/Skizze der Klettertour) zu verstehen und lesen zu können. Auch das benötigt Übung und Erfahrung. „In Kletterrouten kommt erschwerend hinzu, dass nicht immer klar ersichtlich ist, wo eine Route eigentlich weiterführt. Das heißt, das Gelände lesen zu können, die ‚logische' Linienführung zu erkennen und auch, ob sie im Gelände mit der Topozeichnung übereinstimmt – das sind wichtige Voraussetzungen, um im Fels sicher unterwegs zu sein."

ONLINE-PORTALE HELFEN - ABER VORSICHT!
Sowohl bei der Planung als auch für die Orientierung sind hochwertige Online-Tourenportale wertvolle Hilfsmittel. Dort findet man nicht nur Tourenvorschläge, sondern auch genaue Beschreibungen und meist auch GPS-Daten zum Downloaden, die man dann unterwegs als Orientierungshilfe verwenden kann.

Wichtig aber ist, Quellen zu verwenden, denen man vertrauen kann. Zwei Beispiele, von denen das besten Gewissens gesagt werden kann, sind das Tourenportal der Naturfreunde (tourenportal.at) wie auch jenes des SPORTaktiv-Klettersteig-Experten Axel Jentzsch-­Rabl (bergsteigen.com). Bei beiden werden alle Daten regelmäßig gewartet, von Experten überprüft und aktualisiert.

Nichtsdestotrotz gilt in der Natur: nie auf die GPS-Daten oder auf die Beschreibung allein verlassen, sondern immer auch den Hausverstand walten lassen und die Verhältnisse vor Ort berücksichtigen. Dann ist auch das Online-Datenmaterial eine wertvolle, ­sicherheitsrelevante Ergänzung.