Aus dem Leben von Leih- und Verkaufsskiern: Was sie gemeinsam haben, was sie unterscheidet. Und ­wie du erkennst, dass du einen neuen Ski brauchst.

Von Klaus Molidor


Ihre Väter sind die gleichen, sie kommen auch am selben Ort zur Welt und ähneln sich oft wie Zwillinge. Dann aber trennen sich ihre Lebenswege und das, was in den kommenden fünf, sechs, sieben Jahren auf sie zukommt, ändert sich fundamental. Die Rede ist von Skiern – einem Paar, das verkauft wird, einem, das sein Dasein als Leihmodell in einem Skigebiet verbringt.

Am Werkstor endet ihre gemeinsame Geschichte schon. Während der eine in ein warmes Sportgeschäft gebracht und an die Wand gelehnt wird, geht es für den Verleih-Bruder gleich voll zur Sache. Rauf auf den Berg, in einen Skiverleih an der Talstation eines der zahllosen Skigebiete des Landes. Bindungsplatte und Bindung sind längst montiert. In einer Qualität und Charakteristik, die zu den Eigenschaften des Skis passt. Das ist eine weitere Gemeinsamkeit der getrennten Brüder. Setangebote und kein einzelnes Aussuchen von Bindung und Ski. Es macht – bei Pisten­skiern – keinen Sinn, eine extrem teure und belastbare Bindung auf ein Anfängermodell zu montieren. Der Ski könnte gar nicht umsetzen, was er von der Bindung übertragen bekäme. Ergo wählen die Hersteller die beste Kombination schon vorab aus. Nur bei Freeride- und Tourenskiern suchen sich Kunden die Bindung noch extra aus.

Während es sich der Verkaufsski in den ersten Herbsttagen also im Warenhaus gemütlich macht und er meist in der Vorweihnachtszeit über den Ladentisch geht, wird es für den Leihski – je nach Dienstort – schon im Oktober ernst. So wie für die Latten in den Gletscherskigebieten am Kitzsteinhorn, im Pitztal, in Hintertux und Co. „In den gängigen Größen gehen fast alle Ski täglich raus", sagt Andreas Loe, der am Kitzsteinhorn Kunden berät, Bindungen versetzt und Z-Zahlen einstellt. Die meisten Modelle gibt es auch im Handel. Anders als noch vor ein paar Jahren hat sich der duale Weg – also Ski, die es nur für Verkauf oder Verleih gibt – so gut wie aufgehört. „Die Kunden wollen mehrere Ski ausprobieren und danach vielleicht kaufen", sagt Herbert Buchsteiner von Atomic. „Die Verleihski hatten dickere Beläge, kratzfestere Oberflächen und stärkere Kanten", erklärt Peter Seinitzer von Gigasport in Graz. Damit können Kanten und Belag öfter geschliffen werden. „Heute haben die Kunden diesen Anspruch auch an Kaufmodelle", legt Buchsteiner nach. Also haben die Hersteller reagiert und die Standards angepasst.

Am Kitzsteinhorn schraubt Andreas unterdessen im Akkord an Bindungsbacken, passt Schuhe ein, reicht Ski über den Tisch. „Am Ende des Tages kommen alle zum Service", erzählt er. Also Kantenschliff, Belagsausbesserungen, Wachseln. Alles nur schaffbar, weil diese Arbeit längst Maschinen erledigen.

AUCH DIE BINDUNG BAUT AB
Täglich zum Service – davon kann ein Verkaufsski nur träumen. Der muss schon froh sein, wenn er im Schnitt einmal pro Saison rundum behandelt wird. Dafür kommt er aber eben auch nicht auf 150 Arbeitstage, sondern auf einen Bruchteil davon. Der Durchschnittsfahrer bringt es kaum auf 14 Skitage pro Saison. Das schont das Material natürlich. Kanten werden weniger beansprucht, der Belag nicht so strapaziert und einer der größten Unterschiede: Die Bindungseinstellung wird kaum verändert.

Gerade Erwachsene lassen die Bindung beim Kauf nach Körpergröße, Können, Gewicht und Fahrstil einstellen – und behalten das in aller Regel bei bis zum Lebensende des Materials. Dabei nützt sich auch die Bindung ab. „Kolben, Gleitfläche – da gibt es viele bewegliche Teile die geschmiert sind. Das nützt sich ab und sollte zumindest ein Mal pro Jahr überprüft werden", rät Buchsteiner. Beim Leihski werden die Backen auf der Bindungsplatte täglich vor- und zurückgeschoben, wieder festgeschraubt. Die Schienen, auf denen die Bindung verschoben wird, müssen ebenfalls länger sein als beim Kaufmodell, da das Spektrum der Benutzer viel breiter ist. „Und sie haben Bindungen, die rascher und ohne viel Schrauben verstellbar sind", sagt Peter Seinitzer von Gigasport.

Auswählen, einstellen, abfahren – in die Servicemaschine und das Ganze wieder von vorn. Ein Leihski wird ordentlich belastet. Und hierzulande meist nach einer Saison in den Ruhestand geschickt. Heißt in dem Fall: Ist er gut beisammen, wird er zu reduzierten Preisen verkauft und hat damit ein ruhigeres Leben als zu Beginn. „In Frankreich bleiben Ski drei Jahre im Verleih", sagt Buchsteiner. Sehr lange, wenn man hört, was er über den Umgang mit den Latten sagt: „Da wird über die Straße gefahren und keine Acht auf Steine gegeben. Motto: egal, gehört eh nicht mir."

Aber auch Verkaufsski leben nicht ewig. „Je nach Schneeverhältnissen werden sie mehr oder weniger belastet." Wie lange genau ein Ski hält, lässt sich aber nicht verallgemeinern. Die Tipps unten dienen aber als Orientierung.

WIE MERKE ICH, DASS DER SKI DIE LEBENSDAUER ÜBERSCHRITTEN HAT?
  • Schlechte Spannnung. Wenn der Ski also flach am Boden liegt. Aufpassen: „Es gibt schon viele Modelle ohne Vorspannung. Der Ski liegt dann flach am Boden und ist trotzdem noch nicht durchgetreten", sagt Herbert Buchsteiner von Atomic.
  • Stark beschädigte Kante, die Ausrisse oder Deformationen hat. „Die Lebensdauer hängt auch hier von der Belastung ab und wie oft sie geschliffen wurde", erklärt Buchsteiner.
  • Beschädigter Belag. Wenn der Belag trotz Wachsen starke Schäden aufweist wie Löcher von Steinen, Risse etc.
  • Gestauchter Ski. Wenn der Ski deformiert ist, sollte er in jedem Fall ausgetauscht werden.


Hier kannst du Ski ausleihen:
www.gigasport.at
www.intersportrent.at
www.sport2000rent.com
www.xxlsports.com


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