Auf den ersten Blick unterscheidet sich ein zehn Jahre alter Langlaufski kaum von einem neuen Modell. Gut ausschauen allein reicht aber nicht. Auch in der Loipe zählen die inneren Werte – und die sind heute ganz anders.


1. OPTIK
Das Auge sagt: Zwischen einem aktuellen Modell und einem Ski aus dem Jahr 2006 ist kein Unterschied. Der Experte sagt: „Sogar in puncto Optik hat sich viel verändert. Die Ski werden mittlerweile mit 0,01 Millimeter dünnen Lackfolien veredelt. Das Design kennt dadurch keine Grenzen mehr", sagt Christian Simonlehner, Chef-Einkäufer von Ski-Willy in der Ramsau. „Wie bei den Alpin-Skiern wird aber doch eine einfache Optik bevorzugt.
Durch den hohen Carbon-Anteil sind die Langlaufski von 2016 leichter und steifer zugleich / Bild: Atomic

2. INNENLEBEN
Auf die inneren Werte kommt es an. „Carbon statt Kondition" liegt wie beim Radfahren voll im Trend. Soll heißen: Leichte und stabile Materialien bieten perfekten Halt und reduzieren das Gewicht. Über die Jahre sind die Ski immer leichter geworden – in allen Bereichen. „Der Hobbyläufer bekommt heute einen leichteren und stabileren Ski um das gleiche Geld, das ein schwereres Modell vor drei Jahren gekostet hat", sagt Christian. „Auch beim Rennlauf sind die Ski wesentlich besser geworden, durch das viele Carbon ist hier aber auch der Preis etwas in die Höhe gegangen."

3. LÄNGE/TAILLIERUNG
In diesem Bereich sind die geringsten Änderungen festzustellen. „Bei der Länge gilt immer noch die alte Formel: Klassik-Ski = Körpergröße plus 20 Zentimeter, Skating-Ski = Körpergröße plus 10 Zentimeter. Die einfachen Nordic Cruising-Ski kauft man am besten in der Länge der Körpergröße." Bei der Taillierung ist man wieder einen Schritt zurück nach vorn gegangen: „Die Linie ist jetzt wieder eher gerade, weil das einfach schneller ist."

4. BELAG
„Hier gibt es speziell im warmen Bereich ganz große Fortschritte", sagt der Profi. „Diese sind am hellen oder weißen Belag erkennbar. Die Grafitbeläge sind nach wie vor für die meisten Schneearten geeignet, wobei das Wachsen eine sehr große Rolle spielt, was aber leider immer noch vernachlässigt wird."

5. SPANNUNG
Beim Skaten ist die Spannung der Ski höher geworden, aber auch die meisten Läufer und ihre Technik sind in den letzten Jahren besser geworden. Beim Klassik-Ski kann man nicht viel ändern, da es grundsätzliche Regeln gibt. Hier wird es auch in Zukunft nur an der richtigen Wahl liegen: Passt der Ski zum Läufer, wird er eine Freude haben, sonst eher nicht ..."

6. PFLEGE UND LEBENSDAUER
Um lange Freude an einem Langlaufski zu haben, hat Christian Simonlehner drei Tipps – und die lauten: „Wachsen, wachsen, wachsen". Dabei gilt: Rennski brauchen mehr Wachs als einfachere Geräte, „weil ein Rennski einfach mehr Wachs aufnehmen kann als ein ‚normaler' Ski für Hobbyläufer". Wer noch einen Klassik-Ski mit Schuppen hat, sollte diese auch wachsen. „Damit der Schnee nicht kleben bleibt. Am besten mit einem NO Wax Spray."

Nach drei Jahren intensivem Gebrauch macht es Sinn, den Ski zu wechseln. „Die Kanten werden rund, der Ski gleitet auch nicht mehr so gut. Es gibt aber auch Läufer, die jedes Jahr einen neuen Ski brauchen, während andere zehn Jahre mit dem selben Modell auskommen. Wenn man keine großen Ansprüche stellt, reicht das auch. Richtig Freude macht es aber nur, wenn der Ski gut gleitet, er stabil genug zum Bremsen ist und die Spannung passt." Was halt alles bei einem „neueren" Ski zutrifft ...

Langlaufski-Experte Christian Simonlehner / Bild: kk

Der Experte

CHRISTIAN SIMONLEHNER arbeitet seit 25 Jahren beim Langlauf-Experten „Ski-Willy" in Ramsau am Dachstein und ist dort auch als Chef-Einkäufer tätig.

Web: ski-willy.at


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