Klettersteigset, Klettergurt und Helm sind unverzichtbar auf Kettersteigen, Handschuhe sollten nicht fehlen. Worauf beim Kauf achten?

Christof Domenig
Christof Domenig


Wie man sinnvoll an das Abenteuer Klettersteig herangeht, haben wir hier zwar erklärt. Zur Sicherheitsfrage gehört allerdings auch die passende Ausrüstung: Worauf achten, wenn man sich Equipment für den Klettersteig zulegt? Klettersteigset, Klettergurt und Helm sind Pflichtausrüstung, Handschuhe sollten auch nicht fehlen.

Starten wir beim zentralen Ausrüstungsteil. „Klettersteigsets sind in der Regel wie folgt aufgebaut: Sie verfügen über eine Einbindeschlaufe, einen Bandfalldämpfer und zwei elastische Arme mit jeweils einem Karabiner“, erklärt Peter Manhartsberger, Produktmanager bei AustriAlpin, die Basics. „Angebotene Sets unterscheiden sich meist in der Größe und Form der Bandfalldämpfer und Karabiner. Bei einigen Modellen sind auch Drehgelenke eingebaut, die das Verdrehen der Arme verhindern. Zu beachten gilt, dass es auch unterschiedliche Öffnungssysteme der Karabiner gibt.“

Florian Wahl, Manager Sales Sport bei Skylotec, ergänzt: „Ganz wichtig ist die Ergonomie. Der Karabiner sollte gut in der Hand liegen und einfach zu bedienen sein.“ Verständlich, das Klippen und Umhängen, das bei jedem Verankerungspunkt des Drahtseils notwendig ist, also alle paar Meter, sollte möglichst mühelos von der Hand gehen. Werner Blazsovsky, Produktentwickler von Stubai Berg­sport, gibt allerdings zu bedenken: „Oft wird im Handel probiert, wie leicht der Karabiner zu öffnen ist. In der Praxis ist das aber nicht so relevant, weil im Steig der Karabiner gegen das Stahlseil gedrückt, die Handballensicherung gelöst wird und der Karabiner sich öffnet. Viel wichtiger ist das Aushängen, dass hier die Finger nicht im Bereich der Schnapperöffnung sind.“

Klettersteigsets sind nach einer Norm geprüft, der EN 958:2017, wo unter anderem festgestellt wird, dass der Bandfalldämpfer im Sturzfall bei Personen zwischen 40 und 120 kg Körpergewicht zuverlässig auslöst und durch Aufreißen den Sturz allmählich abbremst statt unvermittelt stoppt. Das ist bei allen gleich. Dennoch sind Klettersteigsets durchaus unterschiedlich und einige mit zusätzlichen Sicherheitsfeatures ausgestattet. Das Hydra.Evo von AutriAlpin etwa mit einem dritten Arm, dem „Ferrata­Bloc“, der im Notfall als Zusatzbremse agiert. Bei Skylotec legt man generell Wert auf komfortable, langlebige Karabiner, die für alle Handgrößen geeignet sind; das „Skylotec Rider 3.0“  hat eine mitlaufende Seilklemme, die im Fall eines Sturzes das Abrutschen bis zum nächsten Verankerungspunkt verhindert. Ob man eher kürzere oder längere Lastarme bevorzugt, sei situationsabhängig und sollte die Kaufentscheidung nicht beeinflussen, empfiehlt Stubai-Bergsport-Experte Blazsovsky – „mal ist es sinnvoll, längere Arme zu haben, weil man weite Abstände überbrücken muss, mal hängt man lieber etwas knapper, um die Falldistanz zu verringern. Das sollte aber kein Auswahlkriterium sein.“

Eingebunden wird das Klettersteigset in einen Klettergurt. Auch hier sind alle im Fachhandel erhältlichen Produkte nach einer Norm geprüft. Auswahlkriterium Nummer eins ist die Passform, erklären unsere befragten Experten, ein weiter Verstellbereich mittels drei bis vier Schnallen hilft beim Anpassen. Es gibt Unisex-Gurte und solche mit geschlechtsspezifischen Schnitten, auch hier gilt: Menschen sind unterschiedlich, Hauptsache er passt. Am besten im Handel beraten lassen und anprobieren. 
Sportklettergurte sind minimalistischer und leichter als Alpinklettergurte, weiß Skylotec-Experte Wahl, „aber nicht so komfortabel. Da man beim Klettersteiggehen anders als beim Klettern weitere Wege zu Fuß zurücklegt, zahlt es sich hier besonders aus, auf einen komfortablen Sitz zu achten.“ 


Helm + Handschuhe
Unverzichtbar ist im Klettersteig auch das Verwenden eines Kletterhelms, ein Steinschlag ist an und in einer Felswand natürlich niemals auszuschließen. „Kletterhelme sind Steinschlaghelme“, weist Blazsovsky auf ein nicht unwesentliches Detail hin, „das heißt, sie schützen vor von oben Herabfallendem. Alle anderen Seiten sind je nach Modell mehr oder weniger geschützt, was aber durch die Norm nicht geprüft ist. Kletterhelme sind daher nie in anderen Sportarten zu verwenden, zum Beispiel beim Radfahren.“

Pflege-Tipps

Für Klettersteigsets

  • Nie nass oder feucht verstauen, nicht in der direkten Sonne trocknen, an einem kühlen, trockenen Ort lagern
  • Regelmäßig kontrollieren: Funktionieren bewegliche Teile? Schließen Karabiner automatisch? Bewegliche Metallteile können mittels Trockenschmiermittel ­geschmiert werden
  • Textile Teile regelmäßig auf Abrieb oder andere Beschädigungen prüfen  
  • Die Lebensdauer hängt von der Pflege und Häufigkeit der Verwendung ab. Herstellerangabe bezüglich maximaler Verwendungsdauer beachten
  • Nach einem Sturz das Klettersteigset immer ersetzen. Auch leichte Stürze können zum Ausreißen von Nähten des Bandfalldämpfers führen

Für Kletterhelme

  • Herstellerinformation zur Verwendungsdauer beachten
  • UV-Licht kann auf Dauer die Eigenschaft des Kunststoffes verändern und sich auf die Schutzfunktion auswirken
  • Nach Sturz oder Steinschlag den Helm tauschen

Bei Kletterhelmen gibt es Hartschalenhelme, In-Mould- und Hybridhelme. Peter Manhartsberger erklärt Vor- und Nachteile: „Hartschalenhelme besitzen eine robuste Schale aus Kunststoff, sind meist etwas schwerer, dafür unempfindlicher gegen Kratzer und Dellen und verfügen meist über eine gute Luftzirkulation. In-Mould-Helme bestehen aus einem styroporähnlichen Schaum und einem dünnen Kunststoff-Überzug, sie zeichnen sich durch geringes Gewicht und eine gute Passform aus. Eine Kombination aus beidem stellt ein Hybridhelm dar – eine Schaumkonstruktion mit einer harten Schale, womit der Helm Robustheit und Leichtigkeit vereint.“

 Zu welchem man tendiert, sei jedoch vielfach eine Frage persönlicher Vorliebe. Wichtig: Die Passform muss stimmen. Nicht jeder Helm passt auf jeden Kopf. Bewegt man den Kopf, muss der Helm sicher sitzen, legt man den Kopf in den Nacken, darf er nicht verrutschen und muss die Stirn bedecken, so Manhartsberger. „Unbedingt anprobieren und im Handel beraten lassen“, rät Florian Wahl.

Handschuhe sind zum Schutz vor vorstehenden Stahlseildrähten sehr zu empfehlen. Klettersteig-­Handschuhe gibt es aus Leder oder Synthetik und mit unterschiedlichen Fingerlängen. Was ein gutes Produkt ausmacht? „Eine gute, knappe Passform, sehr guter Grip und ein guter Schutz. Je nach Jahreszeit als luftige oder wärmende Variante“, empfiehlt Stubai-Berg­sport-Experte Blazsovsky.