Johanna, es gibt die Geschichte, dass du als Kind im Urlaub aus Spaß zum ersten Mal geklettert bist und dabei ein Bergführer dein Talent erkannt hat?

Ja, da war ich acht. Der Bergführer hat gefragt, wie lange ich denn schon klettere, dabei war es wirklich mein erster Versuch. Danach ging ich dann zweimal in der Woche in Graz klettern – wir haben ja noch in der Steiermark gewohnt. Und mit 10 oder 11 hab ich in Rum in Tirol meinen ersten Wettkampf gewonnen.

Also ging es praktisch von Start weg in deinem Kletterleben immer steil bergauf?

Na ja, nicht ganz. In den Anfangsjahren hat mir sogar ein Trainer einmal geraten, aufzuhören, weil ich zu klein und leicht fürs Klettern wäre. Wir haben zum Glück nicht darauf gehört. Wir sind dann als Familie bald nach Innsbruck übersiedelt, weil dort die Trainingsbedingungen damals um ein Vielfaches besser waren als anderswo. Das hat sich mittlerweile geändert, jetzt leben wir wieder in der Steiermark. Ich trainiere jetzt in Wien und dann ab kommendem Jahr in Mitterdorf im Mürztal in einer neuen Kletterakademie, die ich gemeinsam mit meinem Vater mitkonzipiert habe.

Dass in den vergangenen Jahren viele Kletterhallen gebaut wurden, ist nur ein Indiz von vielen für einen echten Kletterboom. Gibt es den auch aus deiner Sicht?

Auf jeden Fall. Es interessieren sich wirklich sehr viele fürs Klettern, und da vor allem viele Burschen und Mädchen.

Aber ist das Klettern nicht eigentlich eine Männerdomäne?

Nein, wieso? Es gibt mindestens genauso viele kletternde Mädchen wie Burschen. Vielleicht war das früher einmal anders, aber mit dem Sportklettern ist es sicher auch ein riesiges Frauenthema geworden.

Aber ist Klettern nicht eine Kraftsache?

Kraft und Kraftausdauer braucht man natürlich. Aber das ist bei Weitem nicht das Wichtigste. Technik spielt eine große Rolle – und als Wettkampfsport ist es in erster Linie eine Kopfsache. Für mich zumindest.

Kannst du den Nichtkletterern das mit dem Kopf ein wenig erklären?

Man schaut sich die Route ja vorher von unten an. Aber wenn man dann drin ist,sieht die Sache oft wieder ganz anders aus als von unten. Dann muss man klaren Kopf bewahren und sich spontan für die richtige Aktion entscheiden. Wer das nicht kann und hektisch wird, hat verloren.

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Ist das ein Geheimnis deiner vielen Erfolge – dass du besonders cool bist?

Ich denke schon, dass das Mentale meine große Stärke ist. Aber warum ich die Fähigkeit habe? Da hab ich ehrlich gesagt keine Ahnung.