Gegarte Ochsenbäckchen statt Berner Würstel, ­Heusuppe im Brotlaib statt Gulaschsuppe: Keine Frage – der Standard der Hüttenküche hat sich in den letzten ­Jahren auch oberhalb der Baumgrenze enorm verbessert. Ein Streifzug durch herausragende Schmankerlhütten in den Skigebieten im deutschsprachigen Alpenraum.

Von Wolfgang Liu Kuhn


Als Skifahrer freut man sich doch, wenn nach den Mühen am Berg ein gutes Essen auf dem Gipfel wartet." Sagt niemand Geringerer als Eckart Witzigmann, „Jahrhundertkoch" laut Gault Millau. Und auch immer mehr gewöhnliche Freizeitskifahrer finden: Schlammige Wurstsuppe mit Erbsen, Kasspatzen aus dem Packerl oder Friteusen-Panade müssen nicht sein.

Da trifft es sich gut, dass sich immer mehr Hüttenbetreiber dem Trend anschließen und das kulinarische Niveau nach oben schrauben. Viele haben erkannt, dass auch Wintersportler im Gebirge gerne kulinarische Köstlichkeiten genießen möchten. Manch eine dieser jungen Gourmethütten wurde in den letzten Jahren sogar schon mit mehreren Hauben ausgezeichnet. Wobei es in den meisten Fällen nicht um aufwendige Menüs geht. Der Schwerpunkt liegt darauf, qualitativ sehr gute Gerichte mit frischen, regionalen Zutaten anzubieten. „Der Trend zu feinerem Essen und einem modernen Ambiente auf den Berghütten wird im gesamten Alpenraum immer stärker", hört man demnach auch oft vonseiten der Touristiker.

KASSPATZLN FÜR ANSPRUCHSVOLLE
Den Ahnherren des „Fine Mountain Dining" aus Nobelskiorten wie St. Moritz haben sich längst andere angeschlossen. Die „Kristallhütte" im Tiroler Zillertal etwa hat sich unter Feinschmeckern einen Namen gemacht. Sie wurde in den letzten acht Jahren sieben Mal als Skihütte des Jahres ausgezeichnet, und das ist nicht zuletzt der herausragenden Kulinarik zu verdanken. Aufgedeckt wird regionale Spitzenqualität wie Zillertaler Kasspatzln, hausgemachte Spinatknödel, Tiroler Gröstl, frischer Apfelstrudel oder Buttermilch. Der Küchenchef punktet mit junger, kreativer Küche und legt Wert auf Frische und die regionale Herkunft der Produkte. Selbst das Ohr isst mit: Statt Schlager- oder Volksmusik erfreuen Klassikkonzerte oder auch hochkarätige DJ-Acts das anspruchsvolle Gehör.

Einen ähnlichen Weg geht man am Berggasthof Sonnbühel am Kitzbüheler Hahnenkamm. Das führende österreichische Gourmetmagazin „A la Carte" zählt die Hütte zu den Pflicht-Destinationen der Tiroler Gourmetszene. In idyllischer Lage direkt neben einer Abfahrt lockt der Weinkeller des Hauses mit erlesenen Tropfen. Neben authentisch zubereiteten Schmankerln aus der heimischen Küche gibt es Riesenscampi und eine Selektion köstlicher Pastagerichte. Sie alle zeugen von der Qualitätsphilosophie des Hauses und einem kompromisslosen Bekenntnis zu Frische und Herkunft handverlesener Zutaten.

Überhaupt ist diese Gegend für Feinspitze ein Eldorado. Die Angerer Alm am Kitzbüheler Horn hat selbst die strengen Tester von Gault Millau begeistert. Sie schreiben: „Highlight auf der Karte: der Kaiserschmarren. Hier wird einer serviert, der seinesgleichen sucht. Locker und flaumig, nicht zu süß, begleitet von schmackhaftem Röster aus Tiroler Zwetschken." Als wäre das noch nicht genug, zählt der Weinkeller zu den bestsortierten der Alpen. Für Spitzengastronomie ist auch die Oberforsthofalm in Sankt Johann im Salzburger Pongau bekannt. Feinschmecker werden hier auf eine vielseitige Entdeckungsreise durch die lokale Pongauer Küche geschickt. Je nach Saison bilden Wild, Fisch, Steaks, Trüffel, Spargel und vieles mehr Themenschwerpunkte auf der Speisekarte, als Alternative gibt es vegetarische und kalorienbewusst zubereitete Gerichte.

KLEINES SKIGEBIET, GROSSER GENUSS
Letzteres findet man in der steirischen Tonnerhütte am Zirbitzkogel eher nicht, aber schließlich geht es bei einem anstrengenden Skitag auch darum, wieder Kraft zu tanken. Nirgendwo geht dies besser als am offenen Kamin in der gemütlichen Zirbenstube. Abgestimmt auf die Jahreszeit genießen Gäste steirische Köstlichkeiten, zubereitet mit viel Liebe zur Natur, gewürzt mit einer gesunden Portion Bewusstsein für regionale Qualität und abgerundet mit einer Prise reiner Bergluft. Der Weinkeller wird vom Hüttenwirt persönlich betreut. Die Tonnerhütte ist nicht zuletzt ein Beweis, dass man nicht nur in den großen Skigebieten kulinarische Höhenflüge erwarten kann. Das Gebiet Grebenzen-St.Lambrecht verfügt über kleine, feine 12 Kilometer Skipisten.

In Kärnten steht auf 1968 Metern Höhe bei der Bergstation der Turracher Panoramabahn die AlmZeithütte. Sie wird von den Machern des bekannten und mehrfach ausgezeichneten Hotels Hochschober betrieben – dementsprechend kann auch die Küche mit feinen Überraschungen aufwarten. Spezialisiert hat man sich auf Reindl-Gerichte in unterschiedlichen Größen. Zur Wahl stehen zum Beispiel das Riesen-Familien-Reindl, das Schweinsbraten-Reindl, das Schnitzel-Reindl oder das Forellen-Reindl. Dazu gibt es Kärntner Nudeln, Brettljausen, herzhafte Suppen wie die AlmZeit Kürbis-Suppe, frische Salate. Und Süßes wie frisch zubereiteten Kaiserschmarrn – auch im Reindl serviert, versteht sich.

GONDEL STATT HÜTTE
Wir bleiben in luftiger Höhe, machen jedoch noch einmal einen geografischen Sprung zurück ins Salzburger Land: Über den Wolken schwebt das Restaurant der Gehwolf Alm auf 1686 m Seehöhe, direkt an der Piste im Skigebiet Großarl. Im urigen Alm-Restaurant mit gemütlicher Kachelofen-Atmosphäre und Ausblick auf die Hohen Tauern schmeckt das Essen besonders gut. Die Alm ist Mitglied der Via Culinaria und punktet mit Bioprodukten, frischen und regionalen Zutaten und Rindfleisch aus eigener Landwirtschaft. Sogar das Brot wird auf der Gehwolf Alm nach altem Familienrezept selbst gebacken.

Eine besondere Form der Gaumenfreude kann man auch im Salzburger Gasteinertal genießen. Einmal im Jahr warten beim Gondeldinner die Leckereien nicht unterm Hüttendach, sondern in den Kabinen der Dorfgasteiner Fulseckbahn. Bis zu vier Personen gleiten sanft durch den Sonnenuntergang auf 2033 Meter und genießen dabei ein 4-gängiges Menü. Es wird von Wirten aus der Umgebung zubereitet, die viel Wert auf heimische Produkte und traditionelle, österreichische Kochkunst legen. Es empfiehlt sich bloß, rechtzeitig zu reservieren, denn die Gondeln sind rasch ausgebucht – der nächste Termin findet am 15. März 2018 statt.

KULINARISCHE TOP-ADRESSEN AN DER SKIPISTE



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