Kein Rennen im Juli? Der nächste Wettkampf erst in der zweiten Augusthälfte? Darf man den Sommer als Triathlet einfach so verstreichen lassen? Kann man machen, muss man aber nicht.

Von Nicole Weiss / unicorn-racing.com



Anfang Juli ging es also in den Süden Kärntens, genauer gesagt nach Gösselsdorf, zum hiesigen Volkstriathlon (500 m Schwimmen, 32 km Rad, 7 km Laufen) und das bereits zum vierten Mal. Die bisherigen drei Auftritte waren dabei immer sehr, nun ja, nennen wir es mäßig. Im letzten Jahr musste ich mich auf den ersten 12 Radkilometern beinahe übergeben und ich schrammte so knapp wie noch nie an einem „DNF" vorbei. Auch die Zeit stagnierte hier stets bei traurigen 01:52:20 oder so. In diesem Jahr betrachtete ich diesen Triathlon durch meine Tendenz zu längeren Distanzen also mal in neuem Licht – als Trainingsrennen (ja, so kann man sich den selbst auferlegten Druck auch wieder nehmen ... hahaha). Als besondere Challenge forderte ich das Schicksal ganz bewusst heraus und legte auch noch den gleichen Nagellack wie im desaströsen Vorjahr auf.

Schon im Eishockey war ich bei diesen Dingen fürchterlich abergläubisch, da wurde auch immer mit dem linken Eisschuh beim Anziehen begonnen, sonst konnte ich gar nicht aufs Eis. True Story. Also wurden es wieder ganz draufgängerisch Fingernägel in Eisblau – im Zweifel hätte ich also bei sehr schlechtem Abschneiden auch eine super Ausrede parat gehabt.

WOLKEN, REGEN, STURM
Das Wetter war, so wie bei eigentlich allen Rennen in diesem Jahr, wieder fürchterlich verlockend: kalt, Wolken, Tendenz zu Regen und zum Drüberstreuen noch Sturm. Daher blieb mein geliebtes Triathlonrad daheim. Zum einen ist es ja das schöne Gerät für die größeren Bühnen und zum anderen wusste ich, dass ich bei den prophezeiten Sturmböen mit den hohen Felgen wohl abheben und dann irgendwo im Graben liegen würde. Es ging ja auch ums Radfahren und nicht um vermeintliches Kitesurfen! Also wurde das klassische Rennrad in der Wechselzone eingecheckt, ganz blank und ohne Triathlon-Aufleger (da hätte dann eine lustige Radklingel eigentlich wieder Platz gehabt).

Vor dem Schwimmstart fror ich mir wieder mal alles ab, aber das war ich ja von den Rennen in diesem Jahr schon beinahe gewohnt. Dafür wirkte das Wasser richtig warm und wahrscheinlich schwamm ich deshalb so langsam, weil ich einfach nicht raus wollte. Die 500 Meter waren dennoch schnell vorbei und beim Schwimmausstieg tummelten sich trotz des tollen Wetters viele Zuschauer, darunter auch meine Mama (wie immer), die mit ihrer Anfeuerung „Lauf schneller, sonst wird dir kalt" nicht nur mich, sondern auch alle anderen amüsierte. Danke Mama!

MIT POLIZEI-ESKORTE
Gast-Blog: Gösselsdorfer See Triathlon - In your Face, Karma! / Bild: unicorn-racing.comAm Rad ging es entgegen meiner Erwartungen gleich recht zügig dahin und ich war wirklich froh, noch eine Jacke drübergezogen zu haben, denn es begann auch noch leicht zu regnen. Weil man am Rad sonst bekanntlich nicht so viel zu tun hat (außer zu treten), hatte ich Zeit, mir die Frage zu stellen, ob man denn die Farben Rot (Trisuit) und Lila (Jacke) so miteinander kombinieren dürfe, aber gut, die Fingernägel tanzten ja farblich auch aus der Reihe. Über ein paar Kilometer wurde ich von einem Polizeimotorrad begleitet und dachte mir: aha, so muss es sich also anfühlen, wenn man als richtig guter Athlet begleitet wird. Wahrscheinlich dachte sich der nette Polizist aber wohl, dass die blonde Tussi sonst die richtige Strecke nicht finden würde, weil weit und breit kein anderer Teilnehmer bzw. Teilnehmerin mehr zu sehen war, und zeigte mir deshalb den Weg. Dabei fühlte ich mich mit meinem 31 km/h-Schnitt eigentlich schnell. So schnell war ich sonst noch nie gewesen. Mich machte mein Tempo zumindest mal happy und ich versuchte, die anderen Speed-Damen auszublenden, die schon auf die Laufstrecke sprinteten, als ich gerade mal Richtung Wechselzone einbog.

Endlich durfte ich auch laufen, zunächst mal völlig unfallfrei mit dem Rad in der rechten Hand und in den Radschuhen zu meinem Platz in der zweiten Wechselzone. Also echt jetzt – irgendwann muss ich das mit dem Ausziehen der Schuhe am Rad lernen, immerhin spreche ich ja erst seit über einem Jahr davon. S'peinlich. Schneller wurde es dann mit meinen geliebten Asics Noosa Schuhen, die farblich natürlich völlig zufällig auf das Haarband abgestimmt waren. Warum ich diesmal gleich von Beginn weg so leichte Beine hatte, weiß ich bis heute nicht. Die Laufstecke liegt mir einfach, vielleicht auch wegen der netten Zuschauer an der Strecke. Unter diesen gab es auch zwei putzige Pferde, die sich gleich nach der Bergetappe die laufenden Freaks von der Weide aus anschauten. Ich musste die beiden als Tierfreund gleich mit einem „Meeeei, wie lieb ... Hallo Pferde!" begrüßen, wofür ich von meinen Mitstreitern natürlich wieder mal verwirrte Blicke erntete. Aber man muss doch höflich bleiben!

Ab dann ging es fast nur noch bergab, nicht bezüglich der Performance, sondern hinsichtlich der Strecke. Da konnte nochmal richtig aufs Tempo gedrückt werden. Laufen kann sie ja ganz brauchbar. Welches Tempo oder welche Zwischenzeit ich hatte, wusste ich nicht, denn bei den kurzen Rennen trage ich nie eine Uhr, ich Amateur. Da folge ich ja nur dem Motto „So schnell du kannst, bis zu nicht mehr kannst (... oder dich übergibst)". Uhr hin oder her, kurz drauf war ich sehr happy im Ziel. Ich fühlte mich während des ganzen Rennens gut und schnell, es machte Spaß und im Ziel gab es Kuchen! Für mich persönlich ideal!

Irgendwann wurden dann die offiziellen Ergebnisse veröffentlicht und es reichte zu Platz 4 in meiner Altersklasse. Und ja, ich freute mich so richtig über das Resultat! Ich war nicht nur über vier Minuten schneller als im Vorjahr, sondern hatte auch das Karma mit meinen provokanten Nägeln in die Schranken gewiesen. Da ich auch nicht zwei Stunden auf die Siegerehrung warten musste, konnte ich das Rennen von der heißen Badewanne aus mit einer Gesichtsmaske Revue passieren lassen. So positiv kann man einen 4. Platz sehen - das hatte auch was!

Klar war meine Zielzeit mit 01:48:26 nicht die Beste unter der Sonne (generell: welche Sonne an diesem Tag???), aber ich persönlich hatte mich verbessert. Ich bin also am richtigen Weg. Hoffentlich. Beeindruckt blicke ich auf die Topzeiten der anderen Athletinnen und frage mich, wie die Damen diese Schwimm- und Radzeiten bewerkstelligen. Ich bleibe hier als ehrgeiziger Mensch investigativ dran. Der Nagellack ist als entscheidender Faktor jedenfalls raus!

Hobbytriathletin und Bloggerin Nicole Weiss / Bild: unicorn-racing

Die Bloggerin

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