Abenteuer und Atemnot zwischen Glockner und Grado. Aufzeichnungen aus dem Windschatten der Fuga 300.

von Christoph Heigl

 

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6.47 UHR, HOCHTOR:
Die Anzeige beim Tunnel zeigt -0,4 Grad. Der richtige Ort, um in aller Herrgottsfrühe das Rennrad zu satteln? Wir sehen aus wie Polarforscher am Faschingsball. Schwere Zweifel bei einigen Amateuren. Nicht nur, weil die Nacht davor in Heiligenblut kurz war. Sonnenaufgang auf 2504 Meter Seehöhe, schnell ein paar Fotos und die Truppe von elf Mann macht sich auf. Erste Sonnenstrahlen landen auf den Gipfeln, neben der Straße liegen 30 Zentimeter Schnee, am Asphalt lauern eisige Stellen. Auf den Radcomputern leuchten -4 Grad. Rene Haselbacher schreit: „Herrrrrrlich.“

OBERVELLACH, 7 GRAD.
Die ersten 60 Kilometer bergab vergehen wie im Flug. Wenn Leo Hillinger vorne Tempo macht, sogar wie in einer Rakete. Der Promi-Winzer hat Kraft wie ein Bär. Die Ex-Radprofis wie Haselbacher und Paco Wrolich machen bei Tempo 50 Selfies. Manche drehen sich beim letzten Glocknerblick um und grüßen den „Chef“, wie sie den Berg hier nennen.

KURZ-KURZ AB 13 GRAD.
Alle in Haselbachers feschen Fuga-Trikots, der Rest kommt ins Begleitauto. Die Gegenanstiege lassen die Oberschenkel erstmals brennen, zurückgeschaltet wird nicht, dafür in einer Zweierreihe kräftig Tempo gemacht. Schulter an Schulter, die Reifen nur Millimeter voneinander entfernt. Schnitt 38 km/h bis Villach. Zweifel, ob es die Hobbyradler in der Fuga überhaupt bis zur Grenze schaffen. Haselbacher: „Herrrrrlich.“ Staatsgrenze, alle noch da.

TARVIS, 22 GRAD.
Pizza und Nudeln nach 160 Kilometern bei der Mittagsrast. Jetzt gemütlich das Kanaltal hinunter? Denkste. Hinauf auf den Predilpass, hinüber nach Slowenien. „Berge, Täler, drei Länder und der Genuss der Alpe-Adria-Region“, schwärmt Wrolich.

KILOMETERLANG MIT 40, 50 KM/H.
Wir brettern bergab an Bovec vorbei. Das Soca-Tal soll wunderschön sein. Ich sehe dort nur meinen Vorbau und Lenker, tief gebeugt umklammere ich ihn. Haselbacher telefoniert entspannt über Kopfhörer.

KOBARID, 16 GRAD.
Regenpause. Gels, Riegel und Trinkflaschen spenden neue Energie. Ist es noch weit?

NOVA GORIZA
und endlich Italien. Böse Gegenanstiege sprengen die Fuga fast im Finale, die Profis halten alle zusammen.

18.45 UHR, GRADO, 22 GRAD.
Urlauber in Spaghetti-Trägern am Straßenrand. Statt des Geruchs von Schnee vom Morgen drängt der Geruch der Lagune in die Nase. Selten so herbeigesehnt wie heute. Ein unvergessliches Abenteuer. Ein paar springen ins Meer, die Sonne geht unter. Haselbacher: „Herrrlich.“
 

FUGA
Fuga ist Italienisch, heißt wörtlich „Flucht“ und bezeichnet in der Rennradsprache die Spitzengruppe. Dort fahren die Verwegenen. Und stets auf Teufel komm raus.

300
Diese Kilometeranzahl ist für viele Rennradfahrer die magische Marke. Es adelt, sie zu knacken.
Strecke 2017:Glockner/Hochtor über Tarvis und Soca-Tal nach Grado, 315 Kilometer in 9:40 Stunden Fahrtzeit, 1996 Höhenmeter bergauf, Schnitt 33 km/h

BILANZ:
Die Fuga 300 fand als Erstversuch für eine handverlesene Gruppe aus Sportlern mit Profi-Erfahrung und Hobbyradlern statt. Am Ende ziehen die Initiatoren Paco Wrolich (Kärnten Werbung) und Alfred Brunner (SPORTaktiv) eine positive Bilanz. „Die Fuga 300 hat das Zeug zum Klassiker“, freut sich Brunner. An Details für 2018 (voraussichtlich am 23. Juni, 100 Teilnehmer) wird gebastelt. Der Dank geht an die Unterstützer Kärnten Werbung, Heiligenblut und Peeroton.


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