Vergangenes Wochenende ging der Dolomitenlauf in Osttirol über die Bühne. Zwei Premierensieger gab es am Samstag im 20km-Skating mit Barbara Walchhofer vom ÖSV – Nichte von Ex-Skistar Michael Walchhofer – und dem deutschen Weltcupläufer Max Olex. Beim 42km-Rennen waren die französischen Läufer:innen nicht zu schlagen, sie holten alle Stockerlplätze! Am Sonntag gaben die italienischen Langläufer:innen in der klassischen Technik den Ton an. An der Spitze der erstmalige Sieger Mauro Brigadoi. Stark präsentierten sich auch an diesem Tag die Österreicherinnen.


Samstag, 21.1.2023 – Skating

Perfekte Loipenbedingungen in Obertilliach, traumhafte Winterlandschaften im Lesachtal mit bis zu 1,5 Metern Schnee und minus zehn Grad Celsius. Am Samstag wurde der Dolomitenlauf, den es seit 53 Jahren gibt, mit den Skatingbewerben eröffnet. Die 600 Teilnehmer nahmen die Distanzen über 20 bzw. 42 Kilometer in Angriff. Zudem kam es mit dem Easyrace, das über fünf Kilometer führte, zu einer Premiere.

Lokalmatador Ganner am Podium
Das Tempo bei allen Rennen war enorm hoch. Bei den ersten Zwischenzeiten lagen alle Spitzenläufer:innen vom kurzen und langen Dolomitenlauf noch knapp beisammen; niemand konnte sich bis zur Rennhälfte entscheidend absetzen und es bahnten sich schon Spitzenzeiten an. Im 20km-Rennen setzten sich dann wenige Kilometer vor dem Ziel vier Läufer ab und im Zielsprint jubelte der bayrische Spitzenläufer Max Olex über seinen ersten Triumph beim Dolomitenlauf. Der Weltcup-Läufer schaffte es in der Vergangenheit beim Dolomitenlauf und -sprint oft aufs Podium, aber für den Sieg reichte es noch nie. "Ich habe viele große Erfolge gefeiert. Aber so Tage wie heute bedeuten mir extrem viel. Egal, ob es ein Weltcup oder Volkslanglauf ist. Der Dolomitenlauf ist einer der großen Skimarathons der Welt. Und endlich hatten wir wieder ein Rennen auf Naturschnee, das kann man einfach nur genießen. Ich habe voll auf den Zielsprint gesetzt und endlich feiere ich meinen ersten Sieg in Osttirol. Ich hoffe nur, dass ich für den 42er morgen nicht zu viel Kraft verballert habe." Wenige Meter hinter Olex sprintete der Obertilliacher Florian Ganner sensationell auf den zweiten Platz. Der 20-jährige, der auch im Europacup läuft, freute sich im Ziel: "Es war ein super schnelles Rennen und am Ende war Max Olex einfach schneller. Er hat da auch voll seine Routine im Sprint ausgespielt." Rang drei holte der Italiener Felix Pider.

Auch Sprintentscheidung bei den Damen
Wie bei den Männern kam es auch im Damenrennen zu einer spannenden Sprintentscheidung. Nach 20 Kilometern jubelte Barbara Walchhofer vom österreichischen Nationalteam über ihren ersten Sieg beim Dolomitenlauf. Die zweimalige Weltcupstarterin, die als bestes WC-Ergebnis einen 18. Rang zu Buche stehen hat, war im Finale nicht zu schlagen. "Es war eine richtig coole Erfahrung bei Top-Bedingungen. Eine Runde mit 20 Kilometern laufen wir nicht so oft, das war schon sehr lässig. Ich komme sicher wieder. Vielleicht laufe ich schon im nächsten Jahr den 42er im klassischen Stil – das ist ja die Königsdisziplin", freute sich die 25-jährige aus Altenmarkt-Zauchensee. Im Sprint verwies sie die Italienerin Julia Kuen und Stefanie Scherer vom Deutschen Nationalteam auf die Plätze.

Highspeed-Rennen über 42km
"Jeder ein Sieger über sich selbst" - so lautet das Motto des Dolomitenlaufs, der zu den größten Volkslangläufen Europas und natürlich zum weltumspannenden Langlaufnetzwerk Worldloppet zählt. Im Langdistanzrennen sah es auch lange nach einer Sprintentscheidung bei den Männern aus. Bei Kilometer 32 setzten sich sieben Läufer an die Spitze, mit dabei alle französischen und skandinavischen Top-Athleten. Doch am letzten Anstieg setzte Simon Perruche (FRA) alles auf eine Karte und siegte nach 1:48,57 Stunden im Alleingang vor seinem französischen Teamkollegen Yan Belorgey und Landsmann Elie Faret. "Dass ich mit meinen beiden Teamkollegen und Freunden auf dem Podium stehe ist ein Traum! Ich war zum ersten Mal beim Dolomitenlauf und es war ein fantastisches Rennen", jubelte Simon beim Biathlonzentrum. Als bester Österreicher landete Harald Toplitsch vor Landsmann Markus Ebner an der elften Stelle.

Und ein sehr prominenter Teilnehmer absolvierte den 42km-Bewerb mehr als beachtlich: Kajak-Profi Gerhard Schmid (Vizeweltmeister und mehrfacher Dolomitenmann-Sieger) aus Klagenfurt wurde mit einer Zeit von 2:32 Stunden 58.!


Auch Damenrennen fest in französischer Hand
Wie bei den Herren dominierten auch die Läuferinnen aus der Grande Nation. Emilie Buille siegte mit einer Laufzeit von 2:01,04 Stunden mehr als zwei Minuten vor Celine Chopard Lallier und Océane Bepoix. Als beste Österreicherin landete Anna Seebacher, die Siegerin von 2020, auf dem fünften Platz. "Das war heute leider nicht mein Tag, obwohl ich mich eigentlich gut gefühlt habe. Aber die Französinnen waren heute unschlagbar", sagte Anna, die am Sonntag auch die Kurzdistanz bestritt.

Sonntag: Königsdisziplin in der klassischen Technik
Am Sonntag starteten um 10:00 Uhr beim Biathlon- und Langlaufzentrum in Obertilliach der Dolomitenlauf im klassischen Stil. Ebenso standen wieder Distanzen über 20 und 42 Kilometer auf dem Programm, auch das Easyrace, das fünf Minuten später startete. Anmeldungen für alle Bewerbe konnten noch bis kurz vor dem Start vor Ort durchgeführt werden.

Sonntag, 22.1.2023 – Klassik

Der Dolomitenlauf in Osttirol wurde am Sonntag mit dem Königsbewerb über 42/20 Kilometer im klassischen Stil beendet. Mehr als 1.300 Teilnehmer:innen nahmen am Samstag und Sonntag den größten Volkslanglauf Österreichs, der auch zum Worldloppet zählt, in Angriff. Am Sonntag erwartete wieder Traumwetter bei rund sieben Grad Minus die Volkslangläufer:innen aus über 30 Nationen.

Dreifachsieg für Italien auf Kurzdistanz
Eine großes Pulk an Langläufern zog sich über die traumhaften Loipen des Lesachtals. Beim 20km-Rennen sah es lange nach einem Zielsprint aus, doch zwei Kilometer vor dem Ziel setzte sich der 26-jährige Italiener Lorenzo Busin ab und brachte einen respektablen Vorsprung vor seinen Landsleuten Tommaso Dellagiacoma und Matthias Schwingshackl ins Ziel. "Es ist super gelaufen und nach zwei Podestplätzen in diesem Jahr in Frankreich habe ich endlich meinen ersten Sieg geholt", freute sich Busin. Als bester Österreicher landete Hartwig Seebacher aus Bad Mitterndorf auf Rang vier. Der Lesachtaler Lokalmatador Nils Kurz holte den tollen sechsten Platz!

Rot-weiß-roter Damenerfolg, Lokalmatadorin Lindsberger verpokert sich
Beim letzten Dolomitenlauf 2020 wurde die Tirolerin Petra Tanner Zweite, hinter ihr folgte die Italienerin Caterina Piller. Am Sonntag hatte die Südtirolerin erneut das Nachsehen, denn Tanner aus Reith bei Seefeld holte sich mit acht Sekunden Vorsprung ihren ersten Sieg über die 20km beim Dolomitenlauf! Den dritten Platz sicherte sich mit Thea Schwingshackl erneut eine Italienerin. Auf den undankbaren vierten Platz lief die erst 16-jährige Lienzerin Julia Lindsberger vom Veranstalterverein LRC Lienzer Dolomiten. "Ich wollte unbedingt den Sieg und habe beim Präparieren der Skier alles riskiert und auf das Wachs verzichtet. Der Schuss ging auf den letzten Kilometern leider nach hinten los und ich hatte keinen Halt mehr. Aber no risk no fun, ich versuche es wieder", gab sich die Osttiroler Nachwuchshoffnung kämpferisch.

"Crashpilot" von 2020 gewinnt endlich!
Beim 42km-Bewerb der Herren entwickelte sich rasch ein Ausscheidungsrennen. 15 Kilometer nach dem Ziel lagen sechs Spitzenläufer vorne, dahinter kämpfte der Sieger von gestern - Max Olex - vergeblich um den Anschluss. Auf dem letzten Kilometer setzte der Italiener Mauro Brigadoi alles auf eine Karte und gewann mit einem fulminanten Zielsprint vor dem Tschechen Fabian Stocek und Francesco Ferrari, einem weiteren  Italiener. Als bester Österreicher landete der 45-jährige Innsbrucker Michael Kirchler an der elften Stelle. "Ich habe heute gezeigt, dass auch ältere Routiniers vorne mitfahren können. Es lief heute von Meter zu Meter besser", freute sich Kirchler. Der strahlende Sieger des Dolomitenlaufs 2023 kommt aber aus Italien. Schon 2020 stand er kurz vor dem Triumph. Doch beim Zielsprint in Lienz crashte Brigadoi mit seinen beiden Fluchtgefährten. So war der Traum vom Sieg ausgeträumt, den er sich nun erfüllte. "2020 war der Vierte hinter uns der strahlende Sieger, heute hat es endlich mit dem Triumph geklappt. Ich bin so happy über den Erfolg und mein ganzes Team hat super gearbeitet", freute sich der der 31-jährige Italiener. An der vierten Stelle landete der Franzose Bastien Poirrier, Dolomitenlauf-Sieger von 2016.

Osttirolerin schafft es aufs Podest
Beim 42km-Damenrennen war die Schwedin Malin Boerjesjoe nicht zu schlagen. Die 26-Jährige feierte einen unangefochtenen Start-Ziel-Sieg und distanzierte die Tschechin Adela Rocarkova um 2,5 Minuten. Die 24-jährige Anna Schmidhofer aus Villgraten in Osttirol schaffte mit Rang drei ihr erstes Podest beim Dolomitenlauf und war absolut happy: "Es war ein hartes Rennen und gerade wenn man Zuhause läuft hat man noch mehr Druck." Großer Jubel herrschte auch bei der schwedischen Siegerin: "Es war so toll hier zu laufen. Ich schaffte heute meinen zweiten Saisonsieg und freue mich riesig über diesen Triumph bei meinem ersten Dolomitenlauf. Es war ein super Rennen in einer traumhaften Umgebung!"

Nach dem Dolomitenlauf ist vor dem IBU Cup und Austria Skitourenfestival
In Osttirol geht es in den nächsten Wochen sportlich weiter: Von 26. bis 29. Jänner 2023 findet das 9. Austria Skitourenfestival in Lienz statt. Hier dreht sich alles um das Thema Skitouren. Es bringt Experten/Expertinnen und Hobbysportler/Hobbysportlerinnen zusammen – für mehr Spaß und Sicherheit am Berg. Und eine Woche später gastieren viele Biathlon-Stars beim IBU-Cup der Damen und Herren in der Biathlonhochburg Obertilliach. Bei perfekten Schneebedingungen treten rund 300 Athlet:innen aus 40 Nationen an.