Ganz neu im Entstehen ist ein flächendeckender Markt für gute, gebrauchte E-Bikes. Worauf kommt es an? Wer garantiert einen Akku, der noch genug Saft hat, und einen Motor mit großer Drehfreude? Der Reiz: Wer clever kauft, spart viele Euros.

Von Christoph Heigl


Schon sehr verlockend so ein E-Mountainbike. Wer den Markt durchstöbert, beim Lieblingsshop vorbeischaut oder im Bike-Guide von SPORTaktiv die neuesten E-Bikes bestaunt (zum schneller finden: ab Seite 122), findet die heißen Dinger von Scott, BH Bikes, Conway, Trek, Haibike, Specialized, Flyer und wie sie alle heißen gleich einmal sehr attraktiv und lässig. Beim Blick auf den Preis zucken viele von uns vielleicht zusammen. Nicht jeder kann für ein Rad so mir nichts dir nichts 6399, 7999 oder 8999 Euro ausgeben. Gutes Rad wird teuer.

Muss nicht sein, sagen jene, die auf Schnäppchenjagd gehen und mit ein wenig Glück viel Geld sparen. Auch gebrauchte Räder sind immer wieder einen Blick wert. Rennräder zum Beispiel lassen sich mit drei, vier oder auch mehr Saisonen auf dem Buckel getrost als Second-Hand-Schmankerl kaufen. Mountainbikes mit ein wenig Expertise und Vorsicht auch. Aber E-Bikes??? Gerade in dem Segment, das in den letzten Jahren am schnellsten gewachsen ist? In dem Teil der Branche, der buchstäblich voll unter Strom steht? Wo sich die Entwicklungsabteilungen und Hersteller gegenseitig überbieten und alle paar Monate neue Modelle, neue Motoren, neue Software und allerhand Updates und 2.0s auf den Markt jagen? Ja, auch dort.

Was braucht es also für den geglückten E-Bikekauf am Gebrauchtmarkt? In erster Linie Vertrauen in den Verkäufer und Sicherheit, das richtige Bike ausgesucht zu haben, das lange Freude macht. Das kann einem der Verkäufer im Shop geben. Der hat aber oft nicht die Riesenauswahl an Gebrauchten, zudem muss er auch seine Neuware an den Mann/die Frau bringen. Größere Auswahl bietet das Internet. Neben vielen Kleinanzeigen finden sich auf Plattformen von Willhaben, über Bikeboard bis E-Mtb-News.de viele verlockende Angebote. Meistens von privaten Verkäufern. Und dann beginnen die Überlegungen: Wie garantiert der Verkäufer die Makellosigkeit seiner Ware? Gerade bei E-Bikes sind Motorkomponenten und Akku doch eine heikle Sache. Man weiß, wie rasch die Akkus ihre Ladekapazitäten verlieren. Was tun, wenn sich das E-Bike als bereits halbtoter E-Esel herausstellt? Garantie und Kulanz wird dir kein Privatverkäufer geben. In diese Unsicherheit stoßen seit Kurzem professionelle Anbieter von gebrauchten Elektro-Rädern und bieten Auswahl, Service, Seriosität, sogar Garantie – und natürlich reizvolle Preise und Rabatte. Wir haben uns das in der Praxis angeschaut.

Garantie für Gebrauchte
Krailling, in der Nähe von München. Hier sitzt Rebike1, einer der neuen Anbieter am E-Gebrauchtmarkt. „E-Bikes. Wie neu. Garantiert“, steht auf der Website der Firma, die erst im Juli 2018 mit diesem Konzept gestartet ist. „Wir bieten dem Endkunden zwei Jahre Garantie auf Akku und Motor. Damit sind wir die Nummer eins am Markt“, sagt Sven Erger, einer der beiden Geschäftsführer. Rebike1 führt E-Bikes der Marken Haibike, Husqvarna, Raymon, Flyer, Orbea, Ghost und KTM und damit die Premium-Antriebe von Bosch, Yamaha und Shimano. Die E-Bikes sind gebraucht, waren aber nicht jahrelang draußen bei Wind, Wetter und schlechter Behandlung. Diese Räder sind Messe- und Vorführware, Restbestände von Händlern oder stammen aus den eigenen Verleih-Stationen. Sie sind nur zwischen drei und zwölf Monaten alt und haben meist nur bis maximal 1000 gefahrene Kilometer am Display. „Bei älteren und mehr gefahrenen Rädern würden wir uns mit dem Garantieversprechen schon schwerer tun“, sagt Thomas Bernik, der zweite Geschäftsführer. Zudem bieten die Bayern Termine für eine Probefahrt, Hauszustellung, Finanzierungshilfen und eine Service-Hotline. Klingt nicht übel im Vergleich zum sprichwörtlichen Kauf der Katze im Sack.

Das wichtigste für den geneigten Käufer ist wohl das Vertrauen, ausgedrückt durch das Garantieversprechen. Rebike1 setzt auf 14 Mitarbeiter, die laut Eigendefinition einen „technisch einwandfreien und neuwertigen Zustand“ garantieren. Wie geht das? Die Mechaniker reinigen und prüfen jedes E-Bike, das einlangt. Zentraler Punkt ist der Profi-Check von Motor und Akku. Sämtliche Systemdaten wie z. B. Ladezyklen des Akkus oder Betriebszeiten des Motors werden mittels Laptop und Prüfsoftware ausgelesen „Und wenn nötig, spielen unsere Mechaniker die aktuellste Softwareversion rauf“, erklärt Erger. Damit wird auch die stets aktuelle Software garantiert. Nicht unwesentlich bei den stetig verbesserten Dingen wie Ansprechverhalten, Effizienz und Drehmoment. Verschleißteile wie Ketten, Reifen und Bremsbeläge werden ausgetauscht. Beim Abschlussprüfbericht werden die Bikes in drei Kategorien eingeteilt: wie neu, sehr gut und gut. „Ehrlich währt am längsten, ist unser Motto“, heißt es. „Wie neu“ bedeutet, dass das Rad keine bis geringe Gebrauchsspuren und gefahrene Kilometer aufweist. „Sehr gut“ kann leichte Abnützung beinhalten, „gut“ heißt leichte bis mittlere Gebrauchsspuren. Für die Online-Übersicht werden zudem keine Herstellerbilder verwendet, sondern selbst gemachte Aufnahmen genau dieses Rades. „Du siehst genau das, was du auch kaufst“, betont Bernik. Wenn das Rad diese Prozedur überstanden hat, hat man alles getan, um eine Zwei-Jahres-Garantie auf Motor und Akku gewähren zu können.

Wenn nötig, spielen unsere Mechaniker die aktuellste Software rauf.

Sven Erger, Geschäftsführer von Rebike1

Zu guter Letzt: der Preis. Bis zu 40 Prozent Preisersparnis zum Hersteller-UVP wird angeboten. Die Auslieferung erfolgt dann vormontiert: Lenker ausrichten, Pedale anbringen und Sitzhöhe einstellen, fertig. Mit Live-Cycle kann Rebike1 in Deutschland sogar anbieten, das E-Bike nicht nur ins Haus zu liefern, sondern dort mit einem Mitarbeiter sogar Federgabel, Sattel und Lenker anzupassen und noch wertvolle Tipps für die erste Fahrt mitzugeben. Das Service geht weiter. Rebike1 bietet in Deutschland ein ganzes Netzwerk an Service-Partnern (80 Shops). Damit hat man Ansprechpartner in Garantiefällen, bei Inspektionen oder Reparaturen. „Für Österreich ist dieses Service gerade im Aufbau“, erklärt Marketing-Chefin Melanie Maier.

Die Nachfrage nach E-Mountainbikes und E-Trekking-Bikes hält sich etwa die Waage. Ganz neu demnächst im Angebot: E-Klappräder. „Damit können wir wieder eine neue und noch größere Zielgruppe ansprechen.“ Man spürt es auf den Straßen und in den Bergen. Der Marktanteil der E-Bikes wächst rasant. Viel mehr E-Räder kommen auf den Markt, die Qualität wird besser, gute Gebrauchte werden zur echten Alternative. Und damit wächst auch die Zuversicht, dass man mit der ersten Wahl aus zweiter Hand keinen schlechten Griff macht.