Wie, das verrät der Slogan des heimischen Brief-, Paket- und Postkartenzustellers nicht. Im Fall von Helmut Edelmaier wäre aber gerade die Art der Zustellung etwas Besonderes – weil ein Unikum in Österreich. Edelmaier ist der letzte Briefträger der Republik, der seine Route (im Winter) mit Skiern absolviert. Sein Revier: die Tauplitzalm hoch über Bad Mitterndorf am Eingang zum steirischen Salzkammergut.

von Klaus Höfler


Nach einer kurzen Übergangsphase am Beginn und am Ende der Wintersaison, in der Edelmaier je nach Bodenbeschaffenheit noch zwischen Berg- und Skischuhen, zwischen Fußmarsch und Skiabfahrt wechselt, ist er wochentags von Dezember bis in die ersten Maitage auf dem schneesicheren Hochplateau mit den Dienstlatten unterwegs. Bei Schneesturm ebenso wie bei Sonnenschein. Der eisige Wind kann die Temperaturen schon 20 Grad unter den Gefrierpunkt drücken. „Das ist nichts Außergewöhnliches“, bestätigt Edelmaier.

Zur Entschädigung gibt es aber auch Tage mit Tiefschnee und wolkenlosem Himmel. „Da sind dann“, sagt er mit hörbarer Vorfreude auf die bevorstehende Saison, „vom Schneiderkogel schon einige schneidige Schwünge möglich.“ Trotz Rucksack. Bis zu 25 Kilo wiegt er am Beginn einer Tour. Viele der Urlauber lassen sich ihre Post hier herauf nachschicken. Und so geht es für Edelmaier mit Briefen, Zeitungen und Postwurfsendungen am Rücken von Hotel zu Hotel, von Hütte zu Hütte. Nur Pakete müssen die Adressaten am Parkplatz am oberen Ende der Mautstraße selbst abholen und mit Pistenraupen oder Skidoos zu ihren Zieldestinationen bringen.

Der Rest wird von Helmut Edelmaier, den hier alle nur Heli nennen, bis an die Haustür geliefert. Seit 23 Jahren arbeitet er bei der Post, die letzten sieben davon ist er auch für die Skiroute auf der Tauplitz zuständig.

EIN PRIVILEG
Sein Arbeitstag beginnt aber tausend Höhenmeter tiefer und rund 15 Kilometer weiter im Westen. Bei der Zustellbasis in Bad Aussee sortiert und holt Edelmaier zunächst die Briefe und Pakete für sein Zustellgebiet. Dann werden in Bad Mitterndorf-Tauplitz die ersten 220 Haushalte beliefert, bevor sich Edelmaier das erste Mal umzieht und es mit dem Postauto über die Mautstraße rauf auf die Alm auf über 1600 Meter Seehöhe geht. Dort sattelt er dann auf Ski um. Für den passionierten Skifahrer ein Privileg. Der 49-Jährige hat diesbezüglich einen klassischen alpinen Lebenslauf hinter sich. „Ich bin mit Skifahren aufgewachsen“, sagt der gebürtige Bad Mitterndorfer. Mit drei Jahren stand er das erste Mal auf Skiern, besuchte später die Skihauptschule, fuhr Rennen, arbeitete mehr als fünfzehn Jahre als Skilehrer.

Es ist mittlerweile halb elf und Edelmaier hat die ersten Höhenmeter in Skimontur hinter sich gebracht. Ohne Lift. Er stapft den Hügel zum Gasthaus Hollhaus hinauf. Erste Briefe und Zeitungen wandern aus dem Rucksack auf die Theke. Die nächsten zweieinhalb bis drei Stunden pendelt er über Pisten und mit Sessel- und Schleppliften, vorbei an Kirche, Hotels und Kaufhaus bis fast ans östliche Ende des Hochplateaus zur Grazer Hütte und dem Linzerhaus. 13 Hotels und zehn Hütten sind es insgesamt. Ein bisweilen schweißtreibendes Unterfangen, weshalb er auf einen Diensthelm verzichtet. Ansonsten ist die Ausrüstung den besonderen Anforderungen angepasst.


EINE G'SCHEITE AUSRÜSTUNG
Edelmaier hat für eine alpintaugliche Dienstkleidung samt Ski ein gewisses Budget zu Verfügung. „Das muss schon was G’scheit’s sein, ich brauche es ja täglich und bei jedem Wetter“, sagt er. Trotz einiger Schiebe- und Bergaufpassagen greift er aber zu konventionellen Alpin- und nicht zu Tourenskiern. „Mehrheitlich geht es ja doch auf Pisten bergab.“ Wie viele Kilometer er so tagtäglich in der weißen Pracht zurücklegt, hat er noch nie ausgerechnet. Kurz nach Mittag ist die berufliche Skitour jedenfalls vorbei. Dann geht es mit dem Auto wieder hinunter ins Tal. Nochmals Kleidungswechsel. Die nächste Austrageetappen breiten sich wieder „zu ebener Erd‘“ vor ihm aus, bevor es 24 Stunden später wieder rauf auf die Alm geht. Die Post bringt allen was – österreichweit unter anderem mit 370 Elektromopeds, rund 350 Elektroautos und knapp 700 Elektrorädern. Und zwei Skiern. Sie liegen einsatzbereit im Dienstwagen von Helmut Edelmaier.


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