Ob Stirnlampe, Lawinensonde, Airbag oder LVS-Gerät: Immer mehr Ausrüstungsteile im (Winter-)Sport funktionieren gemeinsam mit App und Smartphone. Was sind die Vorteile, was die Tücken der Digitali­sierung von Sport- und Skiausrüstung?

Oliver Pichler

Wer die neue iProbe-Lawinensonde von Pieps erstmals ausprobiert, stellt schnell fest, dass sie mehr ist und mehr kann, als damit einfach im Lawinenkegel nach Verschütteten zu suchen. Sie entdeckt eine verschüttete Person mit aktivem LVS-Gerät selbst, wenn sie von der Sonde knapp verfehlt wurde. Das sorgt im Notfall für wertvolle Zeitersparnis. Dass die iProbe elektronisches Gerät und Sonde in einem ist, wird spätestens klar, wenn man aufgrund ihres lauten Einschalt-Pfeiftons zusammenzuckt. Dann hat man die 2,6 Meter lange Sonde vor sich. 

Nur, wie geht’s weiter? Zeit, in der Betriebsanleitung nachzulesen (auch wenn man so wie ich der Typ ist, der diese üblicherweise ignoriert). So erfahre ich, dass man sich die Pieps-App aufs Handy laden soll. Nach Herunterladen und Registrieren will der Gerätemanager, dass ich das neue Gerät, die Sonde, anlege. Doch die Verbindung von App zu Sonde will nicht klappen, obwohl die Sonde eingeschalten ist. Auch nicht, als ich sie aus- und wieder einschalte. Hätte ich doch weitergelesen! Bluetooth aktiviert man, lese ich, indem man die Sonde einschaltet und sie binnen 60 Sekunden senkrecht, Kopf nach unten, hinstellt. Schon erscheint die iProbe-BT am Display. Der Rest ist ein Kinderspiel. 

Nach Lawinenverschütteten-Suchgeräten (LVS) und Lawinen-Airbags sind die „iProbe“-Lawinensonden die dritte Pieps-Produktfamilie, die per Bluetooth mit der App kommuniziert. „2016 haben wir das erste LVS-Gerät, das Micro BT Sensor, das mit Bluetooth ausgestattet ist, gemeinsam mit der Pieps-App auf den Markt gebracht. Unsere Entwickler haben sich im Vorfeld gefragt, wie es am besten und einfachsten gelingt, die Kunden mit neuen Geräte-Updates zu versorgen“, blickt Tim Kerti von Pieps zurück. Anders als bei vielen LVS-Geräten und Airbags muss man das Gerät für Updates nicht mehr zum Fachhändler bringen oder an den Hersteller senden, um die aktuellste Software aufgespielt zu bekommen. „Positiv ist auch, dass man Geräteeinstellungen bequem über die App vornehmen kann. Und die drahtlose Verbindung via Bluetooth hat den Nebeneffekt der noch besseren Abdichtung der Geräte, weil keine Öffnung für einen Klinkenstecker nötig ist“, ergänzt Kerti.

Die aktuellen Pieps-Airbag-Modelle JetForce BT 10, 25 und 35 sind ebenfalls mit Bluetooth ausgestattet und spielen mit der App zusammen. Für diese wie für die LVS-Geräte gilt: Training ist mit den Geräten zentral. Auch dabei hilft die App. Durch theoretisches und praktisches Know-how zum Durcharbeiten, das auch offline zur Verfügung steht, und durch praktische Übungsanwendung. Andere Funktionen, die mithilfe der App machbar werden, sind ein gründlicher Check der jeweiligen Geräteelektronik oder Einstellungen zur Akkuschonung bei den Airbags. Per App kann man auch einstellen, wann das LVS-Gerät vom Suchmodus wieder auf Senden schalten soll (etwa bei einer weiteren Lawine), oder an der Sonde, wie laut die Tonsignale sein sollten.

Für Smartphone-, App- oder Digital-Verweigerer gibt es zugleich Entwarnung. Trotz der vielen Vorteile ist die App für den Einsatz der LVS-Geräte, Airbags und Sonden nicht zwingend erforderlich. Da Pieps mit Black Diamond in einer Unternehmensgruppe vereint ist, verfügen auch die Black-Diamond- LVS-Geräte und JetForce-Pro-Airbags über die von Pieps entwickelte ­Bluetooth-/App-Lösung.

Apps auf dem Vormarsch
Ortovox setzt mit seinen neuen LVS-­Geräten, dem Diract und dem Diract Voice, das als Innovation Sprachnavigation bietet, ein starkes Ausrufezeichen. Beide Modelle sind via Bluetooth und eigener, sehr gelungener App feineinstell- und updatebar. Das Gerät zeigt sich im Test als sehr einfach und intuitiv steuerbar.

Bei zahlreichen weiteren Sportausrüstungsteilen kommen aktuell via Blue­tooth angebundene App-Lösungen zur Anwendung. Ein Beispiel ist der Livall- Skihelm. Man kann ihn mit einer App verbinden, die ihn zum Telefon macht. Läutet das Handy, ist man nicht mehr gezwungen es hervorzukramen, sondern kann durch Drücken eines Knopfes außen am Ohr das Gespräch entgegennehmen. Zum Anrufen muss man zwar am Smartphone wählen, kann es dann aber wegstecken und bequem weitersprechen. Die Livall-App hat weitere Funktionen, etwa Streckenaufzeichnung oder eine autonome Unfall-Meldefunktion mit Info an vorher definierte Kontakte.

Lupine, deutscher Hersteller hochwertiger, leistungsstarker Stirnlampen, setzt bei einer Reihe seiner Modelle ebenfalls auf App-Steuerung: Helligkeitsstufen, SOS-Funktionen, Akku-Ladestandswarnungen und vieles mehr sind über das Smartphone bequem einstellbar. Auch Ledlenser hat ein erstes hochwertiges Stirnlampenmodell mit App-Steuerung auf den Markt gebracht.

Ein weiteres App-Anwendungsgebiet ist die Satellitentelefonie, ideal immer dann, wenn man sich in Gegenden ohne Handyempfang befindet. Netzbetreiber Iridium bietet ein kleines Teil (12 x 8,5 x 3 cm), das für die Verbindung zum Satellitennetz sorgt. Alle Anwendungen, etwa Telefonieren, SMS oder das Verfassen von E-Mails, erfolgen via Apps am Smartphone. Die zwei Apps sind einfach und klar und die Bedienung sehr simpel, weil man alles am gewohnten eigenen Gerät macht.

Auch im Fitnessbereich schreitet die Digitalisierung voran: Beim elektronischen Therapiegerät „Theragun“ kommt eine App genauso zum Einsatz wie in MFT-Balance-Trainingsplatten ein Bluetooth-Sensor für die Anbindung sorgt. Selbst bei der analogen Krafttrainings-­Lösung YBell ist die App letztlich vorteilhaft. Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Pulsmessung. Polar bietet in der Kombination Oberarm-Pulssensor und App eine praktische Lösung. Und moderne Sportuhren, etwa von Garmin, Polar, Suunto oder Coros, die vielfach auch Smartwatch-Funktionen erfüllen, sind bereits heute ohne Apps mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten undenkbar.

Unser Test-Resümee
Wer am Smartphone nicht nur telefoniert, sondern auch unterschiedlichste Apps verwendet, wird mit allen genannten Lösungen gut zurechtkommen. Sehr ratsam ist es allerdings, zuerst die jeweilige Bedienungsanleitung zu lesen, denn sonst ist – wie eingangs gezeigt – auch frustrierendes Scheitern möglich.

Es mag im ersten Moment befremdlich klingen, dass man für ein Gerät, das es bisher ohne App gab, nun eine App nutzen sollte. Doch lässt man sich darauf ein, stellt sich das in der Regel als Gewinn heraus. Man spart Zeit, weil Updates schnell möglich sind. Und man kann aus seinen Geräten einfach mehr Leistung herausholen. 

APP-gesteuert: Beispiele, wo Apps im Winter- und ­Outdoorsport zum Einsatz kommen

Pieps
Lawinensicherheit mit App-Unterstützung – Airbag, LVS und Sonde. 
App: Pieps Gerätemanagement
www.pieps.com

Ortovox
LVS-Gerät „Diract“.
App: Ortovox (für Diract)
www.ortovox.com

Livall
Telefonieren mit Skihelm, 
dem Livall RS1. App: LIVALL Skiing
www.livall.de

Lupine
High-End-Stirnlampen, zum Beispiel die „Piko“, sind per App steuerbar.
App (Piko): Lupine Light Control 2.0
www.lupine.de

Ledlenser
Die MH11 ist Ledlensers erste 
per App steuer- und einstellbare Stirnlampe.
App: Ledlenser Connect
www.ledlenser.com

Iridium
Satellitentelefonie via App mit 
dem Iridium GO 9560.
Apps: Iridium GO! | Iridium Mail
www.expeditionstechnik.de