„Carbonlaufschuhe“ sind die Speerspitze im Laufschuhbau. Immer mehr Erkenntnisse daraus fließen in den allgemeinen Laufschuhbau ein.

Christof Domenig
Christof Domenig

An den Füßen von Könnern haben die Carbon-Wettkampfschuhe den Laufsport in den letzten Jahren revolutioniert und dazu beigetragen, Rekorde zu verbessern. An Wettkampflaufschuhen sieht man auch die Veränderung im Laufschuhbau am deutlichsten: Früher minimalistisch, kaum gedämpft und möglichst leicht – heute mit dicken Sohlen und vor allem Carbonplatten versehen, die das Großzehengrundgelenk versteifen und dadurch – geübte – Läufer schneller machen. Wobei Carbon nur ein Teil des Gesamtpakets ist. Auch hier machen die Geometrie, die Rocker-Form oder stark energierückgewinnende Schäume die Schuhe zu dem, was sie sind.

Um die Vorteile der „Superschuhe“ zu nutzen, braucht es aber eine starke Physis und einen sauberen Laufstil. In der Praxis sieht man immer öfter auch Freizeitläufer mit diesen High-End-Schuhen laufen, die durchaus subjektiv starke Athleten sein mögen – die Crux ist: Bei Durchschnitts-Marathonzeiten bringen Carbonlaufschuhe nicht nur keinen Vorteil, die Sache kann sogar kontraproduktiv sein. „Anhand von Testläufern unterschiedlicher Niveaus konnten wir feststellen, welche Pace ein Läufer bei gewissen physischen Voraussetzungen laufen muss, um einen Vorteil durch Carbonschuhe zu haben“, erklärt Salomon-Experte Sascha Stöfelmayer, „ist man nicht schnell genug, wird die Wunderwaffe zum Nachteil und zur Gefahr für Muskulatur und Distanzziel.“ Auch On-Produktmanagerin Running Marieke Stasch ist überzeugt, dass nicht alle, die mit Carbonlaufschuhen Wettkämpfe bestreiten, sich damit Gutes tun, stellen die Schuhe doch auch eine Belastung für die Achillessehne und Wadenmuskulatur dar.
 

Für eine breitere Zielgruppe
Seit einiger Zeit schon arbeiten daher Hersteller daran, wesentliche Teile des Laufgefühls der „Superschuhe“ in andere Schuhe zu transferieren, dabei jedoch für ein deutlich breiteres Zielpublikum auszulegen. Etwa mit Platten aus Fiberglas oder auch anderen Materialien, die etwas weicher sind. „Mit den harten Flexplatten – Speedboard bei On genannt – in jedem unserer On-Laufschuhe hat man immer noch einen starken Vorantriebs-Effekt, ohne die starken Belastungen bei langen Wettkämpfen“, so Stasch über das Speedboard ohne Carbon im On Cloudmonster. Schuhe mit Rockersohlen versprechen ein ähnliches Laufgefühl wie die Carbonrenner, mit kürzeren Bodenkontaktzeiten, schnellerem Abrollen und Vorwärtsschub und funktionieren auch bei weniger Tempo und ausgefeilter Lauftechnik. Salomon arbeite zur Zeit an einem Carbonschuh für 5-Stunden-Marathonläufer, verrät Stöfelmayer. 

Für alle „schnellen“ Schuhe gilt: abwechseln mit einem moderaten Trainingsschuh, um Überlastung zu vermeiden. Im Fall der echten Carbonrenner ist eine deutlich geringere Haltbarkeit zu beachten – meist werden 300 bis 500 Kilometer angegeben. Gleichzeitig soll der Schuh nicht nur in Wettkämpfen eingesetzt werden, sondern etwa auch in schnellen Trainings wie Intervallen, um den Körper daran zu gewöhnen.

In unseren „Top 6“ rechts haben wir eine breite Auswahl zusammengestellt – vom „echten“ Carbonrenner für Profis bis zum schnellen Schuh mit breiterer Zielgruppe.