Gurt, Helm, Handschuhe und Klettersteigset – das sind die Ausrüstungs­fixstarter, wenn es via Klettersteig vertikal nach oben gehen soll. Was bei Kauf und Verwendung bedacht werden soll.

Oliver Pichler

Klettersteige faszinieren. Dieses – bei Könnern – oft mühelos wirkende Durchsteigen von steilen Felsformationen ist anziehender denn je. Und doch ist der Schritt vom Wandern zum Klettersteiggehen ein großer. Denn es gilt, bei geringem Risiko das Erlebnis und den Spaß am Berg zu maximieren. „Aktuelle, den Sicherheitsnormen entsprechende Ausrüstung – Klettersteigset, Gurt und Helm – ist unabdingbar, um sicher in Klettersteigen unterwegs zu sein“, betont Florian Wahl vom deutschen Kletterausrüstungshersteller Skylotec. „Keinesfalls sollte man sich in einen Klettersteig ohne professionelle Ausrüstung wagen“, pflichtet ihm Susanne Kerezsy vom Kletterspezialisten Edelrid bei.

Klettersteigset & Klettergurt
„In Klettersteigen bewegt man sich entlang eines fixen Stahlseils. Im Fall eines Sturzes sorgt das mit einem Bandfalldämpfer ausgestattete Klettersteigset dafür, dass man nicht zu abrupt abgebremst wird“, erläutert Florian Wahl. Bandfalldämpfer sind vernähte Textilbänder, die bei einem Sturz langsam aufreißen und den Sturz weniger abrupt stoppen. Nach einem Sturz oder nach Erreichen der maximalen Lebensdauer muss das Klettersteigset erneuert werden. Wer es besonders sicher haben will, kann auf das Rider 3.0 genannte Klettersteigset von Skylotec zurückgreifen. Es ist mit einer Seilklemme ausgestattet, deren Bremswirkung im Fall eines Sturzes unmittelbar einsetzt. „Wichtig ist es auch, auf die Karabiner zu achten. Sie müssen verlässlich schließen, angenehm in der Hand liegen und gut bedienbar sein“, weiß Susanne Kerezsy. Weil das Stahlseil alle paar Meter im Fels verankert ist, muss man am Klettersteig sehr oft umhängen. Entsprechend intensiv ist die Karabinernutzung.

Klettersteigsets bilden zusammen mit dem Klettergurt, der an Taille und Oberschenkeln gut sitzen und bequem passen muss, die Verbindung zwischen Körper und Stahlseil. „Der Gurt ist etwas sehr Individuelles. Ich würde nicht eines der allerleichtesten, sondern ein komfortableres Modell, bei dem auch die Beinschlaufen verstellbar sind, wählen. Jedenfalls sollte man ihn probieren und ein paar Schritte gehen“, lautet die Empfehlung der Edelrid-Expertin. „Die Passform ist deshalb wichtig, weil man neben Kletterpassagen auch Gehpassagen zu bewältigen hat“, ergänzt der Skylotec-Klettersteigprofi.

Überdies empfehlen die Experten eine „Rastschlinge“. In der einfachsten Form ist das eine am Klettergurt fixierte Bandschlinge mit Karabiner, mit dem man sich zusätzlich zum Klettersteigset ins Stahlseil einhängen kann, um es sich beim Rasten bequem zu machen. Edelrid bietet mit dem Switch Adjust ein besonders praktisches, sicheres, als Rastschlinge einsetzbares Produkt, das mehr Komfort und Längenflexibilität bietet. 

Kletterhelm & Handschuhe
„Ein fürs Klettern genormter Helm ist am Klettersteig Pflicht, weil Steinschlag jederzeit möglich ist und weil meist weitere Klettersteiggeher oberhalb unterwegs sind, die unabsichtlich Steine lostreten können“, erklärt Wahl. „Es kann jederzeit sein, dass Fels auf Kopfhöhe im Weg ist, man sich seitlich daran stößt oder im Aufsteigen von unten in der Bewegung an den Fels schlägt“, ergänzt Kerezsy. Dass ein Helm im Fall eines Sturzes lebensnotwendig ist, versteht sich von selbst.

Zwar nicht „Pflicht“, aber empfohlen werden Handschuhe. „Man bewegt sich entlang des oft rauen Drahtseils und hält sich vielfach daran fest“, betont die Edelrid-Spezialistin. „Von den Stahlseilen können Drahtteile wegstehen, aber auch des bestmöglichen Grips wegen raten wir zu Handschuhen. Ob Full- oder Halffinger-Modelle gewählt werden, ist den persönlichen Vorlieben geschuldet“, so der Skylotec-Profi.

Grundsätzlich für jedes genannte Ausrüstungsteil anzuraten ist der Gang in den Fachhandel: „Insbesondere Neueinsteigern empfehlen wir, sich im Fachhandel gut beraten zu lassen, Gurt und Helm bezüglich Passform zu probieren und bei Klettersteigsets zu prüfen, welche Karabiner gut in der Hand liegen und leicht bedienbar sind“, so Skylotec-Experte Wahl.