Oft aber ist es für alpine Anfänger schwierig, überhaupt eine passende Route für ihr Training zu finden. Zwar geben Karten oder Onlineportale Auskunft über die verschiedenen Strecken und deren Schwierigkeitsgrade – Ungeübten fällt aber eine realistische Einschätzung schwer. Kleiner Tipp: Berg-Einsteiger sollten sich zunächst die Routen vornehmen, die die Karte oder der Tourenatlas als „leichteste“ Strecken ausweisen. Erst wenn man diese bewältigt hat, kann man einschätzen, welchem Leistungsniveau man gewachsen ist.

Wenn wir von richtigem Bergsteigen reden, und nicht bloß vom Höhenwandern, dann muss Neo-Alpinisten klar sein, dass sie nicht nur körperlich, sondern auch technisch diesen Sport beherrschen müssen. Anders gesagt: Wie in jeder Sportart muss auch der Umgang mit der im alpinen Bergsport erforderlichen Ausrüstung und mit den dafür spezifischen „Sportgeräten“ erlernt und danach entsprechend geübt werden!

Konkret betrifft das den Umgang mit Pickel und Steigeisen (weil Eis und Schneefelder auch im Sommer zur Risikofalle werden können), aber vor allem auch die Kenntnis der notwendigen Sicherheitstechniken, die im hochalpinen Gelände lebenswichtig sind. Auf eigene Faust ist das Erlernen schon der einfachsten Seilsicherung kaum möglich – „zwar gilt im Bergsport durchaus ,learning by doing‘„, sagt Edlinger, „doch ohne Anleitung und Aufsicht durch einen erfahrenen Alpinisten, der einem Seil- und Sicherungstechniken erklärt, setzt man sich einem zu hohen Risiko aus“.

Dieses Bergwissen lernt man am besten beim Profi . „Unzählige Bergsportvereine bieten dazu Bergsteiger- und Kletterkurse an. Hier wird man umfangreich über die Gefahren und Herausforderungen am Berg informiert, lernt Sicherungs- und Aufstiegstechniken, übt die Praxis am Kletterfelsen, geht vielleicht sogar schon mal auf die erste Höhentour – und auch kein Nachteil: Man lernt sofort neue Bergkameraden kennen.“

DIE ERSTE TOUR
Wir haben gelernt, wir haben geübt, wir haben trainiert. Dann steht der ersten Hochtour eigentlich nichts im Weg. „Die beste Übung bekommt man ohnehin nur am Berg“, sagt auch der Naturfreunde-Experte. Bei der Routenwahl für die erste Höhentour gilt es, nun Folgendes zu beachten: Die Tour sollte den einfachsten Schwierigkeitsgrad aufweisen – für den Anfang genügen durchaus Gipfel, die nicht höher als 2.500 Meter sind. Und wer sich unbedingt gleich an erste Kletterpassagen heranwagen will, sollte das auf einem gesicherten, markierten Klettersteig machen, dessen Schwierigkeit mindestens zwei Grade unter dem liegt, was man im Klettergarten bisher absolviert hat.

MIT DEM RECHENSTIFT
Ein ganz wichtiger Hinweis von Martin Edlinger: „Vergesst vor allem nicht, die realistische Dauer eurer Bergtour zu berechnen, um schon in der Planungsphase die persönlichen Erschöpfungsgrenzen ausloten zu können – und nicht gleich zu überschreiten.“ Zur Errechnung der Dauer einer Tour dient die Faustformel, wonach ein Wanderer (je nach körperlicher Verfassung) in einer Stunde 300 bis 400 Höhenmeter im Aufstieg, 500 bis 800 m im Abstieg und 4 Kilometer in der Horizontalen zurücklegt. Anhand einer Wanderkarte und mit Hilfe von Lineal und Höhenlinien lässt sich also die voraussichtliche Gehzeit (den Rückweg nicht vergessen!) ziemlich gut kalkulieren. Dass die genannte Formel klarerweise nur als grober Richtwert dienen kann und je nach Leistungsniveau des Bergsteigers, aber auch je nach Höhenlage, auf der getourt werden soll, variiert, versteht sich von selbst.

EIN BLICK AUFS WETTER
Bleibt schließlich noch die „große Variable“, die im Bergsport aller größte Bedeutung hat: das Wetter! Martin Edlinger weiß auch dazu Rat: „Echte Bergprofis beachten nicht nur die tagesaktuelle Vorhersage, sondern informieren sich darüber, wie das Wetter an den vorherigen Tagen war. Denn auch aufgeweichte, schlecht begehbare Wege beeinflussen Dauer und Schwierigkeit einer Bergtour.“
Last but not least sollt ihr auf eurer ersten Höhentour selbstverständlich nicht allein, sondern mit bereits geübten Alpinisten, am besten gleich mit einem Bergführer, unterwegs sein. Weil’s sicherer ist. Aber auch, weil es sich mit dem Gipfelglück so verhält wie mit jedem anderen Glück: Es verdoppelt sich, wenn man es teilt!