Ein Wohnmobil als Basis fürs Sportabenteuer. Im Sommer kein Problem und heuer sehr oft gesehen. Aber im Winter zum Skisport? Wir haben uns das genau angesehen und einen weißen Riesen gesattelt. 

Christoph Heigl
Christoph Heigl


Ein Sommerding. Nicht nur unsere sechs Camper-Storys in der August-Nummer von SPORTaktiv haben gezeigt, wie lässig und flexibel man Sport mit dem Draußen-Wohnen verbinden kann. Beim Surfen, Biken, Wandern oder einfach beim aktiven Urlauben. Auch der Blick auf die sommerlichen Autobahnen und in der Folge auf die schönsten Wiesen-, Wald- und Seeplatzerl offenbarte einen Campingboom ungeahnten Ausmaßes. Wohnmobile, wohin das Auge reicht, Dachzelte als Kassenschlager, umgebaute VW-Busse, Berlingos und Traffics als Bastelprojekte. Dazu Weitwandern und Bikepacking. Outdoorsport spielt sich eben draußen ab.

Dazu bedarf es gar nicht immer großvolumiger Fahrzeuge. Unvergessen das Sommer-Erlebnis an einem Surferstrand in der Bretagne: Ein Renault Modus rauscht heran, wahrlich kein großes Auto, es schälen sich vier erwachsene Franzosen mit Surfer-Körpern in Cornetto-Form heraus, nehmen flink ihre vier Surfbretter vom Dach des 3,80-Meter-Mobils und werfen sich in die Brandung.

Ein Sommerding also. Von wegen! Geschichten über frosttrotzende Camper auf Winterstellplätzen haben wir an dieser Stelle auch schon erzählt. Meist Proficamper mit Top-Equipment, mit allen (eisigen) Wassern gewaschen, gemütliche Zeitgenossen, Kartenspieler, Teetrinker. Die werden im kommenden Winter wohl Gesellschaft bekommen, denn traut man den Prognosen, wird die Welle der neu getauften Sport- und Outdoorcamper das im Sommer lieb gewonnene Draußensein auch in den Winter ausdehnen. Mit dem Nebeneffekt, dass man in Zeiten wie diesen als Selbstversorger im Talschluss auch Pandemiemaßnahmen ein wenig entspannter sehen kann.

Ein mobiles Heim als Basis für ein Winterabenteuer? Minusgrade? Schnee? Feuchtes Gewand? Wir, alles andere als Proficamper, schauen uns in der Redaktion fragend an, als uns Partner Sunlight ein winterfestes Wohnmobil vor den wohlig warmen Büroturm in der Innenstadt stellt. Raus mit euch!

Um Antworten zu bekommen, muss man sich auf die Reise machen. Das deutsche Kennzeichen am 3,14 Meter hohen Gefährt sorgt am steirischen Passübergang gleich einmal für Aufregung wie ein weißer Riese. Ein Motorradfahrer fuchtelt aufgeregt herum und deutet mit wenig freundlicher Geste, dass wir hier wohl nicht stehen dürfen. Wo wir die Magazinbilder mit Wohnwagen, Schneewächte und Alpenkulisse machen, entscheiden wir schon selber. Aber danke fürs Grüßen. 
1. Erkenntnis: Im Winter fällt man mit einem Wohnmobil sehr auf.

Der Fiat Ducato Heavy Duty ist knapp sechs Meter lang und hat 2,8 Tonnen. Mit seinen 140 PS ist er solide motorisiert, für steile Straßen in den ersten beiden Gängen auch kurz übersetzt. Kein Problem, rasen wollen wir eh nicht, man tuckert knapp über dem Ruhepuls durch die Landschaft. Entspannung statt Hektik, das gefällt. Das Rangieren ist mit etwas Vorsicht auch machbar. Innen hat das „WoMo“ alles an Bord, was das Leben auf zwei Achsen komfortabel macht: Küchenzeile, Klo, Bad mit Dusche, Strom, Gas, Heizung, LED-Innenbeleuchtung, Schlafplätze für vier – und viel Platz. Richtig viel Platz. Die Sorge, dass man für ausgedehnte Sportabenteuer nicht genug mitnehmen kann, ist unbegründet. Schon allein im Innenraum gibt es genug Kästen und Stauraum, um die Ausrüstung einer halben Eishockeymannschaft einzupacken. Der Hit ist aber die „Garage“ über die volle Breite unter dem hinteren Doppelbett, von außen links und rechts über große Türöffnungen erreichbar. Wir packen nicht nur Tourenski, Schuhe, Stöcke, Helme und restliches Equipment für drei hinein, sondern, weil genug Platz, auch noch die Alpinski. Wer flexibel bleibt, kann flexibel planen. Ausprobiert: Die Garage ist so groß, hoch und breit, dass man links und rechts je ein Rennrad locker aufrecht hineinstellen kann. 
2. Erkenntnis: Alles an Bord. Mit Stauraum wie ein Flugzeugträger reisen Freizeitsportler mit Ruhepuls und Vollausstattung.

Die Gretchenfrage im Winter ist natürlich die Kälte, das war uns klar. Wenn man mit schüchternem Zugang und zwei linken Händen die Gasflaschen korrekt bedienen kann, ist das Heizen aber kein Thema. Der Innenraum ist sehr schnell mit Warmluft gefüllt, das Wohnmobil vom Hersteller sowieso als winterfit beschrieben. Ein Frostschutzmodus sorgt dafür, dass kein Wasser in den Leitungen gefrieren kann. Wir merken hier ehrlicherweise an, dass bei unseren Testfahrten gegen Ende des Winters keine arktischen Temperaturen mehr herrschten. Etwas tricky wird es beim Thema nasses Gewand, denn warme Heizkörper, Trockner oder Ähnliches gibt es nicht. Wenn man mehrere Tage hindurch unterwegs ist, will man aber sicher nicht in nasse Skischuhe, Skisocken, Handschuhe oder Anoraks schlüpfen. Da muss man ein wenig erfinderisch sein. Wir nutzen in dem Fall auch die Kraft der Sonne. So werden nach der Tour die Socken zum Trocknen auf die von der Sonne gewärmte Windschutzscheibe gelegt, Schuhe, Helme und Felle am zweck­entfremdeten Thule-Radträger (!) hinten am Fahrzeug fachgerecht aufgefädelt. So ein Radträger kann sehr praktisch sein. Tipps aus Spezialforen im Internet haben wir auch: Innenraum immer gut lüften (schon vor der Tour!), möglichst wenig Feuchtigkeit ins Auto mitnehmen, Kleidung ev. nach der Tour noch bei der Nachbesprechung im Café oder Restaurant wärmen und trocknen und dann erst ins Wohnmobil gehen. 
3. Erkenntnis: Wärme ist ausreichend vorhanden. Ein paar Tricks braucht es gegen die Feuchtigkeit und für trockenes Sportequipment. 

Am feinsten ist aber, dass man sich nach der Tour nicht ins kleine, kalte Auto zwängen und stressig heimdüsen muss, sondern erstmal genüsslich Nudeln aufstellt, sich ein Belohnungsgetränk aufmacht (kalt/warm, je nach Gusto aus Kühlschrank oder Kaffeemaschine) und sich zum Tratschen oder Lesen noch gechillt in den Campingsessel neben dem Fahrzeug werfen kann. Dann wird geduscht. Das Handling mit dem Klo und der Hygienebox ist ungewohnt, aber erlernbar. Und Zeit hat man jede Menge, weil man keine weite Rückfahrt hat, sowieso für den nächsten Tag bleibt oder flexibel die Planung je nach Wetterlage ganz offen lässt. Apropos Zeit. „Jööö, ist das euer Wohnmobil dort am Parkplatz?“, fragt die Wirtin des benachbarten Gasthauses. Sie wird nachdenklich. „So zu reisen, war immer unser Traum.“ Und dann leise. „Ich hätte das gerne in der Pension mit meinem Mann gemacht. Leider ist er davor verstorben.“ 
4. Erkenntnis: Es klingt wie ein Traum und fühlt sich manchmal so an. Träume nicht verschieben.

Tipps für unterwegs


Wohnmobile, Wohnwagen und Camping-Vans boomen. Auch die Nachfrage nach winterfesten Reisemobilen und entsprechenden Stellplätzen steigt. Vielerorts gibt es schon Stellplätze direkt bei Skiliften und Seilbahnen. ­Wagen und Platz rechtzeitig buchen!
Aufpassen bei freiem Camping: In Österreich ist das Freistehen mit Wohnmobilen und Bussen fast überall verboten. Italien, Frankreich und die Schweiz sind etwas liberaler. Apps wie „Park4night“ sind praktisch.

Übersicht offizieller Winterstellplätze Österreich:
www.camping.info/de, https://stellplatz.infowww.campingclub.at

Auswahl an bekannten Wintercampingplätzen:
+ Grubhof Camping, St. Martin bei Lofer (S)
+ Camping Ötztal Längenfeld (T)
+ Alpencamp Kärnten in Kötschach-Mauthen (K)
+ Comfortcamp Grän im Tannheimer Tal (T) 
+ Camping Brunner am See (Millstätter See, K)
+ Sportcamp Woferlgut in Bruck bei Zell am See (S)
+ Campingplatz Zirngast in Schladming (St)
+ Camping-Resort Zugspitze in Grainau (D)
+ Camping Brunnen (Forggensee, D)
+ Camping-Resort Allweglehen (D)
+ Seiser Alm in Südtirol (ITA)
+ Caravan Park Sexten (ITA)
Quellen: www.camping.info, www.campingclub.at
Mehr Informationen zu Wohnmobilen, Mietvarianten und Händlernetz: www.sunlight.de